Quito.

Endlich geht es los! Am Sonntagmorgen um acht Uhr sperren wir die Haustür in Donaumünster hinter uns zu – für ein ganzes Jahr, das ist der Plan. Gestern haben wir mit unserem Zwischenmieter Daniel noch alles besprochen, gepackt, aufgeräumt, geputzt; jetzt holt uns Cindy ab, um uns an den Flughafen nach München zu bringen. Im Auto fällt der Stress der letzten Wochen allmählich ab. Es ist tatsächlich so weit, wir parken unser gewohntes Leben in Deutschland und lassen uns auf das ein, was Südamerika bringen wird!

Es geht los! Start vor unserem Haus in Donaumünster

Noch einmal heißt es, Abschied zu nehmen und Cindy „Lebewohl“ zu sagen, dann holen uns die üblichen Formalitäten ein, die mit einer Flugreise verbunden sind. Am Schalter von Condor erhalten wir bei der Gepäckabgabe zusätzliche Bordkarten, obwohl wir die daheim beim Online-Check-In schon ausgedruckt hatten, und zwar sogar in zweifacher Ausfertigung! Passkontrolle, Sicherheitsschleuse – danach bleibt noch viel Zeit im Abflugbereich, die wir für ein bayerisches Frühstück nutzen. Weißwurst, Brezen und Weißbier – so schnell wird’s das nun nicht mehr geben…

Letztes Weißwurstfrühstück in München

Danach dürfen wir an Bord der Boeing 767-300, die ziemlich pünktlich gegen 12 Uhr abhebt. Neuneinhalb Stunden dauert der Flug quer über den Atlantik, bis wir die Karibik erreicht haben. Es ist halb vier Uhr Ortszeit, die Uhr wird also um sechs Stunden zurückgedreht, als wir in Punta Cana an der Ostspitze der Dominikanischen Republik landen. Der Kapitän, der die Passagiere schon zwischendurch immer mal wieder mit launigen Ansagen erheiterte, hält das bis zum Schluss durch: „Wenn mal wirklich alle sitzenbleiben, bis das Flugzeug steht, dann geb‘  ich einen aus!“ nimmt er einige Ungeduldige auf die Schippe, die die paar Minuten nicht mehr warten wollen, ehe die Gangway angedockt hat und der Strandurlaub beginnen kann.

Karibik-Flair: Flughafengebäude in Punta Cana

Wir sind die große Ausnahme, wir wollen noch weiter. Als wir die Treppen herunterkommen, hören wir einen Flughafenmitarbeiter, der allen die Frage stellt: „Transit to Copa Airlines?“ Da sind wohl wir gemeint! Wir melden uns und werden aufgefordert, erst einmal am Fuße der Gangway zu warten. Es dauert vielleicht eine Viertelstunde, dann kommt ein Minibus, der uns abholt und zu einer Rundfahrt über das Flughafengelände ansetzt. Dabei gabeln wir noch einen Deutschen auf, der mit der gleichen Maschine wie wir geflogen ist und sich als pensionierter Entwicklungshelfer entpuppt, der nach Nicaragua fliegt, um dort alte Freunde bei einem Fachkongress zu treffen. In dieser Dreiergruppe erreichen wir ein zweites Terminal. Mit persönlichem Geleit einer Airport-Angestellten werden wir zu einem Sicherheitscheck gebracht und anschließend einer Kollegin übergeben, die uns bis zum Gate führt und auch unsere Dokumente überprüft. Praktischerweise kriegen wir für die Weiterflüge gleich noch mal Bordkarten…

Warten auf den Transferbus…

Copa Airlines heißt die Fluggesellschaft, in deren Händen also nun unsere Weiterreise liegt. Sie sitzt in Panama, deswegen führt auch unser nächster, zweieinhalbstündiger Flug mit einer Boeing 737-800 dorthin. Bei der Landung bin ich etwas verunsichert: Wenn hier die gleiche Uhrzeit gilt wie in der Dominikanischen Republik, dann wird es mehr als eng mit dem Anschlussflug! Aber gemach, gemach: Panama liegt tatsächlich noch eine Zeitzone weiter hinten – im Vergleich zur MESZ sieben Stunden – und damit reicht die Zeit locker, um auch die letzte Etappe nach Ecuador planmäßig antreten zu können.

Das Ziel rückt näher: Anzeigetafel am Flughafen von Panama

Weitere zwei Stunden sind wir in der Luft, bevor gegen 23 Uhr Ortszeit die Lichter von Quito aus der nächtlichen Dunkelheit auftauchen. Die Landung ist etwas holprig, aber sie glückt; dann ist etwas Spannung am Gepäckband angesagt. Haben unsere Rucksäcke die zwei Umstiege auch mitgemacht? Es dauert, aber irgendwann spuckt sie das Förderband aus. Einreisestempel und Zollkontrolle gehen problemlos vonstatten. Jetzt hoffen wir nur noch, dass auch Señor Eugenio Córdova, Direktor der SprachschuleAilola, an uns gedacht hat… Keine Sorge, auch das klappt bestens. Der neue, erst 2013 in Betrieb gegangene Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre liegt ein ganzes Stück außerhalb der Stadt – Direktor Córdova hat auf der Fahrt ins Zentrum genug Zeit, unsere Spanisch-Kenntnisse gleich mal abzurufen. Obwohl uns die Augen nach mittlerweile fast 24stündiger Anreise allmählich ganz von alleine zufallen… Gegen halb ein Uhr nachts haben wir unsere Unterkunft endlich erreicht: Ein bescheidenes Zimmer mit eigenem Bad bei Familie Basantes, nicht weit von der Sprachschule in Quitos Altstadt.

Hier wohnen wir: Nebengebäude am Wohnhaus der Familie Basantes

Die Nacht ist viel zu kurz. Um halb sieben klingelt der Wecker, um halb acht gibt’s Frühstück, das aus einem gekochten Ei, einem Pfirsich, löslichem Kaffee und einer süßen Semmel besteht. Dafür ist es recht unterhaltsam: Die Chefin des Hauses und die Oma sitzen mit am Tisch, dazu der deutsche Abiturient Raphael und eine junge US-Amerikanerin, die ebenfalls hier wohnen und die Sprachschule besuchen.

Raphael nimmt uns mit zur Schule, die vielleicht 15 Gehminuten entfernt liegt. Dort werden wir sehr freundlich empfangen, zahlen Kursgebühr und Unterkunft bar in US-Dollar und bekommen einen Sprachtest vorgelegt, der uns ziemlich herausfordert. Der wird anschließend kurz ausgewertet, danach wird uns die sehr nette und patente Lehrerin Angelica und mit der holländischen Lehrerin Lana noch eine weitere Schülerin zugeteilt.

Vier Stunden Sprachunterricht schlauchen uns, vom Jet-Lag noch sichtlich mitgenommen, ganz schön. Dafür entschädigt das gute Mittagessen in einem vegetarischen Restaurant, zu dem uns Raphael und zwei freundliche deutsche Sprachschülerinnen, die schon länger hier sind, mitnehmen. Das Drei-Gänge-Menü mit Getränk kostet sage und schreibe 2,75 Dollar!

Danach führt der Weg ohne Umwege in die Unterkunft: Wir brauchen dringend einen Mittagsschlaf. Die Schönheiten Quitos nehmen wir heute nur im Vorübergehen wahr – wir sind ja noch ein paar Tage hier…

Quitos Wahrzeichen El Panecillo über den Dächern der Altstadt