Ecuador.
Wir sind zwar erst seit einer Woche hier, aber weil wir uns für die Zeit des Sprachkurses für die Unterbringung in Familien entschieden haben, bekommen wir ziemlich viel vom Alltagsleben hier mit.
Die Unterkünfte
Beim ersten Blick in unser Zimmer bei Familie Basantes waren wir etwas enttäuscht. Da der Schulleiter gemeint hatte, hier sei es sehr komfortabel, haben wir natürlich einen ähnlichen Standard wie bei uns erwartet. Aber ein 1,40m breites Bett für zwei, ein Schränkchen mit vier Schubläden und ein winziges Badezimmer, mehr gehört nicht zum Inventar. Alles ist sehr provisorisch, meistens krumm und buckelig angebracht, mit unseren deutschen Ansprüchen nicht zu vergleichen. Eine Energiesparlampe in einer Fassung zur Beleuchtung tut es auch. Und wenn die Fliesen im Bad nicht reichen, ja dann legt man halt Reste von anderen mit dazu. Unter unsere Stecker in den Steckdosen klemmen wir immer Schuhe oder eine Shampooflasche, damit sie drin bleiben.

Auch in unserer zweiten Familie sieht es in unserem Zimmer ähnlich aus, nur dass es noch viel kleiner ist als das letzte (ca. 6 m²) und nicht mal einen Schrank hat, also ist für uns Leben aus dem Rucksack angesagt.

Am interessantesten sind aber die Duschen. Dass Strom und Wasser nicht zusammenpassen, scheint hier in den Schulen nicht auf dem Lehrplan zu stehen. Unseren Elektriker Sepp würde so eine Konstruktion zum Staunen bringen! Heraus kommt aus so einer Dusche aber nur lauwarmes Wasser. Am Waschbecken nur kaltes. Aber das ist hier überall so, auch in den Restaurants. Klopapier darf grundsätzlich nicht in die Toilette geworfen werden, da der Wasserdruck in Ecuador sehr niedrig ist und zu Verstopfungen führen würde. Das benutzte Papier gehört in einen Eimer daneben, und wenn der dann nicht einmal einen Deckel hat, wie in unserem Bad, na dann weiß man, wie das nach einer Woche so riecht…

Viele Leute haben hier noch keine Waschmaschine. Auf unserem Schulweg sind wir jeden Tag an einer öffentlichen Wäscherei vorbeigelaufen, die stark frequentiert war. Hierher kommen die Leute und schrubben ihre Wäsche auf einem Waschbrett in Steinbecken, alles unter freiem Himmel. Selbst in unserer etwas fortschrittlicheren Familie in Quito wurde die Wäsche oft triefend nass gleich im Eingangsbereich zur Wohnung aufgehängt.

Das Essen
Auf das erste Frühstück in unsere Familie waren wir sehr gespannt, da es ja in vielen Ländern recht anders als in Deutschland ist. So war es dann auch. In Quito gab es täglich ein Ei (in den unterschiedlichsten Formen), frisch aufgeschnittenes Obst, süße Semmeln ohne alles, einen frisch gepressten Saft für uns bisher unbekannter Früchte wie Granadillas, Taxos, Naranjillas, Guayabas, Guanabanas … , eine Tasse Tee oder löslichen Kaffee. Ähnlich sieht auch das Frühstück in Otavalo aus, nur dass es kein Ei gibt und die Semmel mit einem Stück Käse belegt ist. An Vitaminen mangelt uns es hier also nicht!


Mittags nach der Schule suchen wir uns meist ein kleines einfaches Restaurant, die es hier zur Genüge gibt. Dort werden täglich Mittagsmenüs zu Preisen zwischen 2,20 und 2,75 Dollar angeboten, bestehend aus einer Vorspeise (meist einer Suppe oder einem Obstsalat), einem Hauptgang (sehr oft Hähnchen aller Art, immer mit Reis, manchmal auch Kartoffeln, Salat, Gemüse und der scharfen Salsa aji), einem Nachtisch (Kuchen oder Kompott) und einem frisch gepressten Saft. Verhungern kann man in Ecuador wirklich nicht!

Zum Abendessen werden uns meist Gerichte mit Fleisch serviert, ähnlich wie bei uns, nur dass immer Reis dabei ist. Ja, und den ersten „Darmkollaps“ haben wir beide schon hinter uns – ich am Donnerstag und Wolfgang am Freitag. Zum Glück war in einem Tag alles vorbei! Nun sind wir hoffentlich schon etwas resistenter …
Unsere Sprachschule in Quito
Allein hätten wir unsere Schule nie gefunden, da von außen kein Schild angebracht ist und nichts auf eine Schule hinweist. Der Grund dafür dürfte sein, dass keiner wissen soll, dass hier ausländische Schüler unterrichtet werden, die viel Geld in die Kassen bringen. Da soll keiner verleitet werden, auf dumme Gedanken zu kommen …


Wir hatten die Möglichkeit Gruppen- oder Einzelunterricht zu buchen. Entschieden haben wir uns für die Gruppe, weil das abwechslungsreicher ist. Bis zu fünf Schüler wären möglich gewesen, wir hatten aber Glück und waren nur zu dritt. Eine junge holländische Lehrerin gesellte sich am Montag nach unserem Sprachtest zu uns, so dass es gemeinsam mit unserer netten Spanischlehrerin ein recht lustiger Unterricht wurde. Wir Lehrer waren ja unter uns …



Für die nur 6,50 Dollar pro Stunde haben wir ganz schön viel gelernt in der einen Woche. Der Kurs war recht straff organisiert: 8.30 Uhr Beginn, erst um 11 Uhr eine zwanzigminütige Pause, dann noch einmal Unterricht bis 12.30 Uhr. Na, und dann ja noch das, was alle Schüler besonders lieben: Hausaufgaben! Aber wir machen Fortschritte und können uns jetzt schon mit unserer Gastfamilie unterhalten, obwohl die viel Geduld braucht mit unserem Gestöpsele. Positiv für uns ist, dass die Ecuadorianer ein recht gutes und für uns verständliches Spanisch sprechen. Und das momentan Wichtigste für uns: Sie sprechen langsam.
Die Busse
In Ecuador kommt man am leichtesten und am billigsten mit dem Bus voran. Die Überlandbusse sind fast moderner als unsere Reisebusse in Deutschland. Alle Plätze sind nummeriert wie im Flugzeug. Kauft man ein Ticket, bekommt man automatisch einen Platz zugewiesen. Uns wurde aufgrund einiger Vorfälle geraten, unsere großen Rucksäcke mit in den Bus zu nehmen, was auf Nachfrage auch möglich war, aber für uns natürlich rechte Enge bedeutete.

Ging die Fahrt erst einmal los, lief auf dem Großbildschirm ein Film, der über viele Lautsprecher den ganzen Bus beschallte. Gut gemeint, aber für den, der Ruhe will, nicht einfach. Aber das Unterhaltsamste kam erst noch: Alle paar Kilometer stiegen Händler ein und wollten uns alle möglichen Dinge verkaufen, angefangen von Eis über Zeitungen, Nüsse, Chips, frittierte Empanadas, Früchte, Gebäck und, und, und … Sie werden von den Busfahrern geduldet, weil diese den ärmeren Menschen vom Dorf wahrscheinlich ermöglichen wollen, auch an etwas Geld zu kommen. Einige Waren konnten sie ja auch durchaus verkaufen.
Alles in allem, was wir bisher sagen können, ist Ecuador ein sehr interessantes und absolut sehenswertes, aber armes Land, etwa vergleichbar mit dem Lebensstandard unserer frühen 50er Jahre. Wobei es in den letzten zehn Jahren sehr voran gegangen sein muss, was wir so gehört haben. Die großen Überlandstraßen befinden sich in einem guten Zustand, die in den Städten eher weniger. Aber es wird viel gebaut, z.B. eine Metro in Quito. Viele Menschen versuchen sich auf irgendeine Art ihr Geld zu verdienen, sei es mit dem Verkauf von Klopapier oder Feuchttüchern auf den Straßen oder als Schuhputzer. Aber wie das fast überall auf der Welt so ist: Die ärmsten Menschen sind die gastfreundlichsten! Uns gehts hier richtig gut, wir brauchen uns um nichts kümmern, bekommen jeden Tag gekocht, brauchen nicht putzen, einkaufen und kriegen dazu noch Sehenswürdigkeiten gezeigt, wie gestern und heute in der Familie Faillas.
