Baños.

Das hosteleigene Café auf der Dachterrasse bietet gleich zum Frühstück einen fantastischen Blick auf die Stadt und den nahen Wasserfall „Cabellera de la Virgen“.

Blick von der Dachterrasse unseres Hostels auf den Wasserfall Cabellera de la Virgen
Blick von der Dachterrasse unseres Hostels auf den Wasserfall Cabellera de la Virgen

Direkt daneben, also nur ein paar Schritte von unserer Unterkunft entfernt, befinden sich die „Termas La Virgen“, eines der Thermalbäder der Stadt. Also packen wir unsere Badesachen zusammen und dürfen für 2 Dollar pro Kopf die Therme betreten. Allerdings fehlt uns ein wichtiges Accessoire: eine Badekappe. Aber die gibt’s für 50 Cent das Stück zum Verleih… In einer dunklen, feuchten Katakombe, die als Umkleidekabine ausgewiesen ist, ziehen wir uns um und können uns jetzt ins Badevergnügen stürzen.

Retro-Stil in den "Termas La Virgen"
Retro-Stil in den „Termas La Virgen“

Am Montagvormittag um zehn Uhr, hatten wir gedacht, geht es hier ziemlich ruhig zu. Doch weit gefehlt: In den paar kleinen, altertümlichen Becken, die mit grünbraunem Thermalwasser gefüllt sind, ist die Hölle los! Alle Altersschichten tummeln sich hier; das Badebecken ist auf etwas moderatere Temperaturen heruntergekühlt, die eigentliche Therme dagegen heizt ordentlich ein. Da ist dazwischen immer mal wieder eine Abkühlung unter der kalten Dusche notwendig – das Wasser wird direkt vom nebenan herabstürzenden Wasserfall abgezweigt.

Das kalte Wasser kommt direkt vom Wasserfall...
Das kalte Wasser kommt direkt vom Wasserfall…

Nach einer Stunde haben wir drei Heißwassergänge hinter uns, ziehen uns wieder um und entspannen uns auf dem Zimmer. Danach wird der Rucksack gepackt: Baños hat nämlich auch attraktive Wanderwege zu bieten! Direkt südlich der Stadt führt ein ziemlich steiler Pfad knapp eine Stunde den Berg hinauf, dann sind wir am Aussichtspunkt „Bellavista“ angelangt, der durch ein großes Kreuz markiert wird und einen herrlichen Blick hinunter auf die Stadt bietet.

Lohn des steilen Aufstiegs: Herrlicher Blick auf Baños
Lohn des steilen Aufstiegs: Herrlicher Blick auf Baños

Doch es wird noch schöner: Auf schmalen, schattigen Wegen laufen wir ein Stück weiter bergauf bis ins kleine Dorf Runtún, um das herum intensive Landwirtschaft betrieben wird. In einem großen Gewächshaus entdecken wir eine Plantage mit Berg-Papayas, einer heimischen Frucht, die hier „babaco“ genannt wird.

Bergpapaya-Plantage in Runtún - argwöhnisch vom Hofhund bewacht
Bergpapaya-Plantage in Runtún – argwöhnisch vom Hofhund bewacht

Etwas außerhalb des Dorfes, in ausgesetzter Lage direkt am Abgrund hoch über Baños, befindet sich mit der Lodge „Luna Runtún“ eine luxuriöse Herberge mit Swimmingpool und einem tollen Café, dem „Cafe del Cielo“ (Himmelscafé). Am Panoramafenster sitzend, lassen wir uns für hiesige Verhältnisse (3,95 Dollar) zwar teure, aber hervorragende Kaffeevariationen (Moca naranja und Moca chocolate) schmecken.

Café del Cielo - Himmelscafé: Ein Blick durchs Fenster hinunter auf Baños erklärt den Namen
Café del Cielo – Himmelscafé: Ein Blick durchs Fenster hinunter auf Baños erklärt den Namen

Wir setzen die Wanderung auf jetzt etwa gleichbleibender Höhe bis zu einem weiteren Aussichtspunkt, dem „Mirador de la Virgen“, fort. Hier wurde der wundertätigen Jungfrau von Baños hoch über der Stadt ein monumentales Denkmal gewidmet.

Die Jungfrau breitet segnend ihre Hände über Baños aus
Die Jungfrau breitet segnend ihre Hände über Baños aus

Nicht nur der Ausblick auf die Stadt ist toll – von hier aus sehen wir auch den Gipfel des Tungurahua. Der 5.016 Meter hohe Vulkan ist der Schicksalsberg von Baños: Seine Existenz ist von wesentlicher Bedeutung für die heißen Quellen in der Stadt, seine häufigen Ausbrüche – zuletzt im November 2015 und im Februar 2016 – sorgen aber auch regelmäßig für Unruhe. Wobei die Stadt selbst bisher von größeren Schäden verschont blieb; 1999 wurde nach einer Expertenwarnung einmal der Ort evakuiert, doch nach energischen Protesten durften die Bewohner wieder zurück. Der Vulkan weiß offenbar, wohin er seinen Ascheregen nicht streuen soll…

Baños' Schicksalsberg: der 5.016 Meter hohe Vulkan Tungurahua
Baños‘ Schicksalsberg: der 5.016 Meter hohe Vulkan Tungurahua

Über tausend Treppenstufen führt der Weg anschließend hinunter in die Stadt. Unser Programm ist damit für heute aber noch nicht beendet. Abends haben wir beim gleichen Tourveranstalter wie gestern für 3 Dollar pro Person eine „Volcano Tour“ gebucht. Um 21 Uhr kommt der Chiva-Bus, lässt uns einsteigen, sammelt an ein paar weiteren Zusteigestellen noch andere Fahrgäste auf und… hält dann erstmal in der Innenstadt an einem kleinen Supermarkt, damit sich die „Señores Turistas“ noch mit Keksen und Cola eindecken können. Dann geht’s aber wirklich hinauf auf den Berg, dem hoffentlich glühenden Vulkan entgegen! Zwanzig Minuten später sind wir genau an der Stelle, an der wir heute Nachmittag zu Fuß schon mal waren – am „Bellavista“. Von hier kann man den Vulkan nicht sehen…

Außer uns sind noch ungefähr sechs, sieben Chivas oben. Unbestritten bietet sich ein toller Blick auf die Stadt, deren Lichter jetzt in der Nacht funkeln. Unser Guide schenkt Canelazo für alle aus und erklärt nebenbei, wie oft und wie heftig der Tungurahua in den letzten Jahren ausgebrochen ist und welche Evakuationspläne für die Stadt existieren. „Da hinten, ungefähr acht Kilometer von hier, ist der Gipfel. Aber heute ist es eh ein bisschen bewölkt…“

Höhepunkt der "Vulkantour": Baños bei Nacht
Höhepunkt der „Vulkantour“: Baños bei Nacht

Na dann wollen wir mal hoffen, dass es noch aufreißt! – Es gibt ja andere Aussichtspunkte wie den an der „Virgen“, von dem man den Berg wirklich sehen kann. Der Guide dirigiert unsere Gruppe langsam weiter – zum Bus? Nein, zu einem zentralen Platz hundert Meter entfernt. Da gibt’s Imbissbuden und einen Feuerspucker; aber der packt gerade seine Sachen zusammen. Warum sitzen und stehen dann so viele Leute hier herum? Ach so, ein Comedian übernimmt. Mit flinker Zunge und zahlreichen Scherzen unterhält er das Publikum. Das besteht aus lauter Vulkantour-Fahrern; aber denen gefällt das hier scheinbar ganz gut… – der Typ hört ja gar nicht mehr auf?! Zwischendurch sammelt er mal Geld ein, die dankbaren Zuschauer sind recht spendabel. Später setzt sein Compañero das Programm fort. Mit einem zweiten „Mirador“, diesmal Richtung Vulkan, wird das wohl nichts mehr! Richtig geraten, irgendwann werden die Fahrgäste zurück zu ihren Chivas geleitet, und dann kehren wir in flotter Fahrt in die Stadt zurück. Tolle Vulkantour – ein echtes Meisterstück des hiesigen Tourismusgewerbes! Aber vielleicht haben wir das ja alles nur falsch verstanden; denn Endpunkt der Fahrt ist eine Disco namens „Volcano“. Wahrscheinlich heißt die Tour deswegen so…! Als Fahrgast hat man hier freien Eintritt und erhält einen Willkommensdrink – wir verzichten dankend!

Statt eines glühenden Vulkans bekommen wir einen Comedian zu sehen...
Statt eines glühenden Vulkans bekommen wir einen Comedian zu sehen…