Puerto López.
Kurz nach zehn Uhr vormittags verlassen wir das Hostal „Suites Madrid“ in Guayaquil wieder. Die Mitarbeiter hier waren alle sehr nett – mit Ausnahme des Typs an der Rezeption. Schon als wir ankamen, nannte er einen etwa 6 Dollar höheren Preis als den, der bei „Booking.com“ aufgeführt war – auch wenn man die dort nicht mit inbegriffene Mehrwertsteuer dazurechnet. Also zeige ich ihm auf meinem Handy die Reservierungsbestätigung und möchte wissen, wie er auf seinen Preis kommt. Er eiert ein wenig herum, faselt etwas von „besseres Zimmer“ (was nicht stimmt), holt dann aber seinen Taschenrechner heraus – und siehe da, in Ecuador funktioniert die Mathematik nach denselben Gesetzen wie bei uns! Er hat’s halt mal versucht und mit dieser Methode sicher auch schon oft Erfolg gehabt. Heute leider nicht…

Von einem Taxi lassen wir uns hinaus an den Busbahnhof bringen. Die „Cooperativa Jipijapa“ bietet für 5,25 Dollar eine Direktverbindung ans Meer nach Puerto López an. Gegen halb zwölf startet die Tour nach Nordwesten. Unterbrochen von vielen kurzen Zwischenstopps – immer wieder steigen Fahrgäste ein und aus, versuchen fliegende Verkäufer ihr Glück – dauert die Fahrt fast vier Stunden. Die anfangs noch flache Landschaft wird bald wieder ziemlich hügelig, die Vegetation ziemlich karg. Ackerbau oder Plantagen sieht man kaum, es dominieren lichte Trockenwälder und dürre Wiesen. Als wir uns dem Pazifik nähern, ziehen immer dichtere Wolken auf – ein hier häufiges Wetterphänomen, der durch den kalten Humboldtstrom hervorgerufene Küstennebel. So ist es in Puerto López nicht wie in Guayaquil schwülwarm, sondern es hat sehr gemäßigte Temperaturen. Originell ist die Fahrt vom Terminal in unser Hostel „Alcazaba“: Statt eines üblichen Taxis bringt uns ein dreirädriges Tuktuk, hier „Mototaxi“ genannt, zu unserer Unterkunft.

Die Chefin empfängt uns ausgesprochen nett und freundlich; sie spricht langsam und ein sehr gut verständliches Spanisch, sodass wir ihre Erklärungen und Tipps fast zu hundert Prozent verstehen. Spätnachmittags machen wir uns auf zu einem ersten Bummel ans Meer und lassen uns in einer Strandbar einen Cocktail schmecken.

Unser Hostel liegt in leichter Hanglage an einer unbefestigten Nebenstraße am Stadtrand. Eine ruhige Lage – sieht man davon ab, dass nachts wie überall Hundegebell zu hören ist. Zudem gibt es hier in der Nachbarschaft viele äußerst zuverlässige Wecker: Fast jedes Haus hat ein paar Hühner, und dazu gehört natürlich auch ein Hahn. Und die Gockel krähen auch in Ecuador, sobald es zu dämmern beginnt…

Am Morgen regnet es leicht – für das ausgetrocknete Land sicher ein Segen. Im Februar 2015 herrschte hier ein derartiger Wassermangel, dass das Hostel in den Badezimmern eine Information anbringen musste mit der dringenden Bitte, so sparsam wie möglich mit dem kostbaren Nass umzugehen. Inzwischen hat sich die Lage zum Glück wieder entspannt, so die Gastgeberin Maria. Wir verschieben die Erkundung des Ortes daher auf den frühen Nachmittag, als es längst wieder aufgehört hat zu regnen. Es bleibt allerdings wie gestern bewölkt bei Temperaturen von etwas mehr als 20 Grad.

Als wir uns bei unseren Gastfamilien nach einem schönen Ort am Meer erkundigt hatten, fiel einhellig der Name „Puerto López“. Auch unser Reiseführer ist voll des Lobes und schreibt: „Es fällt schwer, die Stadt wieder zu verlassen“. Was wir abseits des Strandes zu sehen bekommen, sind jedoch vor allem sehr ärmliche Behausungen, zum Teil nicht einmal mit gemauerten Wänden. Es gibt eine Reihe von Bretter- und Bambusbuden hier; manche Wellblechdächer sind so lückenhaft, dass sie nicht einmal dem leichtesten Regenschauer standhalten.

Am Strand selbst sieht man deutlich das Bemühen der Stadt, den Tourismus zu fördern. Da wird die Strandpromenade gerade aufwendig neu angelegt und liebevoll gepflastert; auch geschwungene Brücken wurden errichtet.

Besonders schön ist es auf der gepflegten Hafenmole. Von hier blickt man über die weit geschwungene Bucht.


Eine Straßenzeile landeinwärts sieht es schon wieder ganz anders aus. Wobei auch dort Ansätze zur Verschönerung zu erkennen sind: Eine zentrale Querstraße wurde zur Fußgängerzone umgestaltet, entlang eines Bachlaufs ein Park mit hübschen Pflanzen angelegt. Leider ist der Bach momentan eher noch eine übelriechende Kloake…

Am Hafen, der mit seinen vielen bunten Booten ein nettes Bild abgibt, verkaufen die einheimischen Fischer ihren eben erzielten Fang, und Möwen und Pelikane kreisen in der Hoffnung darauf, dass etwas für sie abfällt.

Überhaupt die Pelikane: Sie faszinieren uns, wie sie dicht über dem Wasser dahingleiten und blitzschnell mit ihren langen Schnäbeln harpunenartig ins Wasser tauchen, wenn sie einen Fisch gesehen haben.

Am Strand ist wenig los. Es ist Freitagnachmittag; Wochenendausflügler werden, falls überhaupt, erst noch kommen, und ausländische Touristen sieht man nur sporadisch. Es ist wohl auch nicht gerade Hauptsaison; die liegt interessanterweise eher in der Regenzeit zwischen Dezember und Mai.

Heute gibt’s jedenfalls Platz im Überfluss. Wir legen uns einige Zeit ans Meer und ruhen uns aus. Doch bald bekommen wir Gesellschaft: Einer der vielen freilaufenden Hunde legt sich neben uns hin. Als er nach einiger Zeit abzieht, kommt gleich der nächste. Es wirkt, als wollten sie sagen: „Darf ich bitte bei euch bleiben?“ Hier könnte man sehr einfach zum Hundebesitzer werden… Dasselbe geschieht auch, als wir in einem kleinen Restaurant an der Strandpromenade zu Abend essen. Links und rechts von Jana postiert sich jeweils ein Hund. Wir verkneifen uns eine Tierfütterung; sonst hätten wir allzuleicht Freunde fürs Leben!


Hallo ihr Beiden,
sind gerade im Grindelwald (Schweiz ), und lassen es uns bei strahlenden Sonnenschein auch sehr gut gehen.
Euere Berichte sind echt wahnsinnig interessant, sodass ich ständig zuerst in meine e-Mails anschaue, ob ein neuer Bericht zu lesen ist, bevor ich die Tageszeitung lese! Wünschen euch weiterhin eine schöne Zeit ohne negativende Erfahrungen und macht weiter so!
Viele Grüße und passt auf euch auf!
Sepp und Ester mit Kids!
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Schön, dass es euch auch gut geht. Uns macht es auch Spaß, unsere Erfahrungen mit euch zu teilen! Und wenn wir interessanter als die Tageszeitung sind, dann freut uns das sehr!
Liebe Grüße Jana und Wolfgang
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Hallo ihr beiden. Ich komme gerade von der Messe in Berlin zurück und habe alle blogs der letzten Woche nachgelesen. Das war echt spannend. Schön, dass es euch gut geht und ihr so viele schöne Dinge erlebt. Und vor allem soooo viel Zeit habt, um dort zu verweilen, wo es gerade schön ist. Bin gespannt auf die nächsten Berichte. Euer Schwester- bzw. Schwägerlein
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Hallo Romy,
es freut uns, dass du Zeit hattest, unsere Blogbeiträge durchzulesen! Wir bleiben dran und halten euch auf dem Laufenden, was bei uns in Ecuador gerade so los ist!
LG auch an Marco, Erik und Jannis! Mit Erik sind wir ja jetzt per WhatsApp in regem Kontakt…!
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Hallo ihr Weltenbummler,
wir haben erst heute euren Blog lesen können und schon etwas Zeit benötigt um all eure bisherigen Erfahrungen aufzunehmen. Toll, dass ihr euch so viel Zeit nehmt, um alles aufzuschreiben.
Bei euren Schilderungen bekommt man richtige Reiselust.
Wie sehen die Einheimischen Europa, ist Deutschland für sie ein Begriff?
Gibt es eine Schulpflicht in Ecuador?
Welchen Stellenwert besitzt die Frau, ist die Welt dort noch in Ordnung? ;o)
Viele Grüße von
Tina, Jeremy, Regina und Harald
(wir sitzen hier alle beisammen, bei einem kühlen Urquell- Pils- schmeckt guuuuut)
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Hallo ihr Vogtländer,
ja, Reisen ist wirklich interessant, vor allem, weil man Land und Leute dabei hautnah mitkriegt und nicht nur durch die Medien gefiltert!
Schön, dass ihr unsere bisherigen Stationen nachverfolgt habt! Zu eueren Fragen: Europa kennen die Einheimischen nur aus dem Fernsehen, nicht zuletzt in Verbindung mit Fußball: Real Madrid und FC Barcelona sind hier auch sehr beliebt, bei Deutschland denken viele zuerst an Bayern München und Borussia Dortmund. Insgesamt sehen die Leute Europa natürlich als sehr reichen Kontinent an – sonst könnte sich ja niemand einen Flug bis hierher leisten! Speziell zu Spanien haben die Einheimischen ein schwieriges Verhältnis – das ist immer noch die frühere Kolonialmacht, die viel Leid hierhergebracht hat!
In Ecuador gibt’s Schulpflicht von sechs bis 14 Jahren. Die neue Regierung (seit 2008) tut viel für die Bildung, trotzdem werden wohl nicht alle in die Schule gehen, weil sie daheim gebraucht werden.
Die Rollenverteilung ist noch sehr traditionell, aber die Frauen empfinden sich nicht als unterdrückt, sondern ihr Lebensziel ist es oft, eine Familie zu gründen und sich als Hausfrau um Ehemann und Kinder zu kümmern. In der Großstadt ist es natürlich etwas anders als auf dem Land, was wir beobachtet haben. Frauen dürfen inzwischen auch studieren, das ist aber noch allzu lange so.
Liebe Grüße an alle nach Plauen!
Jana und Wolfgang
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