Puerto López.

Während des Frühstücks unterhalten wir uns mit der Hostel-Besitzerin Maria über das, was wir gestern alles gesehen und erlebt haben. Unsere Eindrücke von den ärmlichen Verhältnissen hier rückt sie etwas zurecht. „Natürlich sind die Leute nicht gerade reich. Aber ihnen ist eben auch etwas anderes wichtig als ein schönes Haus: zum Beispiel ein großer Fernseher, der den ganzen Tag über läuft, schöne Kleidung und viel feiern!“ Unsere Gastgeberin weiß, wovon sie spricht; sie stammt nämlich aus dem Hochland, und dort gelten etwas andere Werte als an der Küste. Wovon unter anderem ihr sauberes Hostel zeugt…

Liebevoll betreut wohnen wir im Hostal Alcazaba
Liebevoll betreut wohnen wir im Hostal Alcazaba

Gegen halb elf holt uns ein Mototaxi ab und bringt uns über Wege, die nach einem nächtlichen Regenfall aufgeweicht und schlammig sind, zur Mole. Dort erwartet uns schon ein Motorboot: Insgesamt sind wir an die 20 Passagiere, die heute eine Tour hinaus aufs Meer zur Walbeobachtung gebucht haben. Der Küstenstreifen von Puerto López nach Norden, ein paar vorgelagerte Inseln und auch 200 km² Meeresgebiet gehören zum Machalilla-Nationalpark. Und eine der Hauptattraktionen sind die Buckelwale, die sich alljährlich zwischen Juni und September zur Fortpflanzung in die warmen Gewässer vor Ecuador und Kolumbien begeben, bevor sie wieder in den fischreichen Südpazifik zurückschwimmen.

In rasanter Fahrt geht's hinaus aufs Meer - den Walen hinterher
In rasanter Fahrt geht’s hinaus aufs Meer – den Walen hinterher

Man kann sich zu ziemlich 100 Prozent sicher sein, die imposanten, 12 bis 15 Meter langen Meeressäuger bei so einer Beobachtungsfahrt zu Gesicht zu bekommen, heißt es. Dabei hängt es natürlich entscheidend von dem genauen Wissen und der Erfahrung der Bootsführer ab, dass man tatsächlich in die Regionen gelangt, in denen die Wale auftauchen. Außer unserem sind noch fünf andere Boote auf Waljagd – sie preschen alle mit einem wahnsinnigen Karacho, sodass wir immer wieder hart auf den Wellen aufsetzen, in dieselbe Richtung!

Ein Meeresungeheuer taucht auf...
Ein Meeresungeheuer taucht auf…

Nach einer knapp halbstündigen rasanten Fahrt Richtung Südwesten – wir sind inzwischen einige Kilometer vom Festland entfernt, unter manchen Fahrgästen machen sich Symptome von Seekrankheit bemerkbar – ist es tatsächlich soweit: Der erste Buckelwal taucht auf, hebt zuerst seinen mächtigen Kopf aus dem Wasser, vollführt dann einen gewaltigen Sprung und wedelt dabei mit seinen mehrere Meter langen Brustflossen, als wolle er uns zuwinken! Es ist wirklich ein besonderes Gefühl, eines der größten Lebewesen auf unserem Planeten einmal in natura erleben zu können!

Immer wieder nehmen die Boote kurz Fahrt auf und lassen den Motor dann ausgehen, wenn ein Wal entdeckt ist. Wir werden dazu angehalten, uns leise zu verhalten, um die sensiblen Tiere nicht zu stören – wobei das Motorengeräusch der Boote natürlich um ein Vielfaches lauter ist als die menschlichen Stimmen…

Den Meeresriesen ganz nah...
Den Meeresriesen ganz nah…

Wen wir nicht suchen müssen, sind die Delphine. Die anmutigen Meerestiere scheinen auf die menschliche Gesellschaft geradezu zu warten; sie schwimmen begeistert mit uns mit, als wollten sie spielen.

Den Delphinen macht es Spaß, die Boote zu begleiten
Den Delphinen macht es Spaß, die Boote zu begleiten

Später, als alle genug gesehen haben, fahren wir weiter an eine kleine, festlandsnahe Insel. Die unbewohnte Isla Salango hat aufgrund ihres felsigen Unterwassersockels eine reiche Meeresfauna zu bieten und ist ein beliebtes Schnorchelgebiet. Wir sehen zwar bei unserer kleinen Runde im Wasser keine allzu große Vielfalt, aber immerhin einen ansehnlichen Schwarm gelb-blau gestreifter Zierfische, die daheim jedem Aquarium Ehre machen würden. Und während Jana ohnehin eine erfahrene Schnorchlerin ist, ist das für mich eine gute Gelegenheit, um noch vor Galapagos mal die Schnorcheltechnik zu üben, mit der ich bei meinem bislang einzigen früheren Versuch so meine Probleme hatte. Und siehe da, es wird wirklich besser…

Kleiner Schnorchelausflug vpr der Isla Salango
Kleiner Schnorchelausflug vor der Isla Salango

Unsere bisherigen Tage in Puerto López waren wettertechnisch alle ziemlich ähnlich: Angenehme Temperaturen von etwas mehr als 20 Grad, aber dicht bewölkt. Der Sonntag zeigt nun, dass er seinem Namen gerecht werden will. Schon am Morgen spannt sich ein strahlend blauer Himmel über die Bucht.

Ganz neuer Eindruck: ein Sonnentag in Puerto López!
Ganz neuer Eindruck: ein Sonnentag in Puerto López!

Ein perfekter Strandtag! Doch zuerst müssen wir unsere weiteren Stationen in Ecuador noch fix machen – auf Galapagos, speziell während der viertägigen Schiffstour, wird das nämlich schwierig; an Bord gibt’s wohl kaum Internet… Also buchen wir die restlichen Unterkünfte hier im Land nach der Rückkehr von den Inseln und freuen uns, dass wir wie erhofft in Vilcabamba, ganz im Süden von Ecuador, ein Zimmer in einem Hostel bekommen, das von zwei vor vielen Jahren aus Monheim ausgewanderten Brüdern betrieben wird. Meine Kollegin Karin hat mir den Tipp gegeben – anschließend haben wir festgestellt, dass diese Unterkunft auch im „Lonely Planet“ wärmstens empfohlen wird. Wir sind schon richtig gespannt…

Auf zum Strand - Los Frailes lockt!
Auf zum Strand – Los Frailes lockt!

Tipps sind immer gut. Zum Beispiel der von Maria – wenn sie zu so einem tollen Ziel führen wie die kurze Fahrt per Mototaxi und Bus zum gut zehn Kilometer nördlich von Puerto López gelegenen Strand „Los Frailes“. Der gehört auch zum Machalilla-Nationalpark; bei der Einfahrt wird deswegen Name und Passnummer registriert, und direkt am Meer gibt es nochmal eine Durchgangstür, an der ein Parkwächter steht und uns informiert, dass das Badevergnügen hier nur bis vier Uhr nahmittags erlaubt ist. Die Restriktionen dienen dem Schutz der Tierwelt; außerdem wird genau darauf geachtet, dass keinerlei Müll hinterlassen wird. Das Resultat: Ein echter Traumstrand!

Los Frailes in seiner ganzen Schönheit
Los Frailes in seiner ganzen Schönheit

Eine halbkreisförmige, an beiden Seiten von Felsen umrahmte Bucht, herrlicher Sand und dazu kristallklares, angenehm warmes Wasser – schöner als hier kann es am Meer gar nicht sein!

Gemütliches Strandleben an Los Frailes
Gemütliches Strandleben an Los Frailes

Und wem diese zauberhafte Landschaft von unten nicht genügt, der kann auch zum Aussichtspunkt „Las Fragatas“ hinaufwandern. Durch eine dornige, von Kakteen gesäumte Buschlandschaft zieht sich ein Wanderweg 110 Meter eine Anhöhe hinauf.

Dornenbüsche und Kakteen charakterisieren die karge Vegetation an der Küste
Dornenbüsche und Kakteen charakterisieren die karge Vegetation an der Küste

Die Mühe lohnt sich: Von dort oben bietet sich ein fantastischer Blick auf „Los Frailes“, aber auch auf die nächste, ebenfalls von Felsen zerfurchte Bucht. Und danach zur Abkühlung hinein ins Meer – ja, Ecuador kann tatsächlich auch ein wunderschönes Strandurlaubsziel sein!

Auch die Nachbarbucht bietet einen tollen Anblick
Auch die Nachbarbucht bietet einen tollen Anblick