Puerto Ayora.

Nach vier Tagen heißt es Abschied nehmen von Puerto López und vor allem von unserer sehr freundlichen Gastgeberin María, der es wirklich ein Bedürfnis war, dass wir uns in ihrem Haus nicht nur als Gäste, sondern wie zuhause fühlten. Gegen halb zwölf holt uns ein Mototaxi am Hostal „Chimenea“ ab und bringt uns hinaus zum Busterminal. Für 5,25 Dollar fahren wir mit der Busgesellschaft „Jipijapa“ zurück nach Guayaquil. Pünktlich um 12 Uhr setzt sich der bisher älteste Bus, den wir in Ecuador kennengelernt haben, in Bewegung. Das jahrzehntealte VW-Modell kämpft sich röhrend und ächzend durch die bergige Landschaft, aber es tut tapfer seinen Dienst.

Verhungern und verdursten kann man in Ecuadors Bussen nicht: Mitarbeiter des Busunternehmens bieten Speisen und Getränke an
Verhungern und verdursten kann man in Ecuadors Bussen nicht: Mitarbeiter des Busunternehmens bieten Speisen und Getränke an

Nach vier Stunden haben wir den riesigen Busbahnhof in Guayaquil erreicht, gehen zum Taxistand und lassen uns ins Hotel „Air Suites“ bringen. Das ist nur eine kurze Strecke: Wir haben uns für die morgige Weiterreise eine flughafennahe Unterkunft ausgesucht, und verkehrsplanerisch geschickt liegt das Busterminal gleich neben dem Airport. Das Hotelzimmer ist geräumig und sauber, der Preis (27 Euro) echt günstig und trotzdem ist auch noch Frühstück dabei: Wir können wirklich nicht meckern!

Unser Hotel in Flughafennähe
Unser Hotel in Flughafennähe

Kurz vor acht Uhr morgens verlassen wir das Hotel bereits wieder in Richtung Flughafen. Es ist soweit, das Abenteuer Galápagos kann beginnen! Normalerweise geht man ja bei Flügen zuerst zum Check-In-Schalter der Fluggesellschaft, gibt sein Gepäck ab und erhält die Bordkarten. Bei einem Flug auf die Galápagos-Inseln ist jedoch alles ein bisschen aufwändiger. Das einzigartige und sehr empfindliche Ökosystem des Archipels soll davor geschützt werden, dass – auch aus Versehen oder Leichtfertigkeit – fremde Pflanzen- und Tierarten eingeschleppt werden. Deswegen wird schon vor dem Abflug das Gepäck der Reisenden durchleuchtet und anschließend mit einem Klebeband „verplombt“. Die Außenstelle der Provinzregierung registriert außerdem unsere Daten und kassiert für diese Dienstleistungen eine Transitgebühr von 20 Dollar pro Person. Erst anschließend folgt das weitere, übliche Prozedere vor einem Flug. Der startet schließlich pünktlich um 10.40 Uhr.

Ecuadors Fluglinie TAME bringt uns auf die Galápagos-Inseln
Ecuadors Fluglinie TAME bringt uns auf die Galápagos-Inseln

Als wir an Bord des Airbus 320 der staatlichen ecuadorianischen Fluglinie TAME gehen, staunen wir: Wir dürfen in der Business-Class Platz nehmen! Und das, obwohl wir den Flug als Schnäppchen über „Skyscanner“ gefunden haben! Woran kann das wohl liegen? Möglicherweise werden die teuren Plätze kurz vor Schluss noch billig verscherbelt, ehe sie ganz leer bleiben. Oder war es Zufall? Spätestens der Rückflug in einer Woche wird Klarheit bringen…

Premiere: Ein Flug in der Business-Class!
Premiere: Ein Flug in der Business-Class!

Nach eineinhalbstündigem, ruhigem Flug über den Pazifik setzt unser Flugzeug zur Landung an. Einige Felsen und Inselchen tauchen aus dem tiefblauen Meer auf, die Stewards gehen noch schnell durchs Flugzeug und sprühen alle Handgepäckfächer mit einem Desinfektionsmittel ein – und dann sind wir auf Baltra, einer kleinen unbewohnten Insel!

Im Landeanflug auf Baltra
Im Landeanflug auf Baltra

Hier warten noch einige Checkpoints auf uns: Zuerst gibt es eine Passkontrolle, obwohl wir ja immer noch in Ecuador sind. Wir erhalten dabei sogar einen Stempel mit dem Wortlaut „Parque Nacional Galápagos“. Das ist quasi die Eintrittskarte – und die kostet für Ausländer nochmal schlappe 100 Dollar pro Person. Die Politik, die damit verfolgt wird, ist einleuchtend: Die hohen Preise sollen den Massentourismus eindämmen und damit helfen, die einzigartige Natur zu bewahren. Für unseren Geldbeutel zwar ärgerlich, aber nachvollziehbar… Ist das Finanzielle erst einmal geregelt, geht es noch ums Gepäck. Überall auf der Welt holt man seine Koffer oder Rucksäcke an Laufbändern. Hier werden sie fein säuberlich aufgereiht und der diensthabende Beamte gebietet die Reisenden hinter einer Linie zu warten. Wir rätseln einige Minuten über den Grund, dann löst sich die Frage: Es folgt der große Auftritt des Diensthundes. Eifrig und mit geübter Spürnase schnüffelt er an sämtlichen Gepäckstücken herum. Bleibt er an irgendeiner Tasche länger, wird die von seinem „Chef“ aussortiert. Es könnten verbotene Lebensmittel drin sein…

Der Lebensmittel-Spürhund in Aktion...
Der Lebensmittel-Spürhund in Aktion…

Doch der Schnüffler allein reicht noch nicht. Man darf seine Siebensachen zwar nun in Empfang nehmen, aber danach muss alles noch einmal durch einen Scanner. Erst jetzt ist sich die Umweltbehörde hinreichend sicher, dass die Einreisenden tatsächlich nichts dabeihaben, was hier Wurzeln schlagen und das Biotop aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Auf Baltra gibt es nichts außer dem Flughafen und einer staubigen, nur mit dünner Vegetation überzogenen Landschaft. Ein Shuttle-Bus bringt uns Ankömmlinge über das kleine Eiland zum Itabaca-Kanal. Hier wartet eine Fähre auf uns, die die schmale Meeresstraße für 1 Dollar pro Kopf in wenigen Minuten überquert.

Der Canal de Itabaca trennt die Isla Baltra von der größeren, bewohnten Insel Santa Cruz
Der Canal de Itabaca trennt die Isla Baltra von der größeren, bewohnten Insel Santa Cruz

Nun haben wir Santa Cruz erreicht, eine der vier bewohnten Inseln des Archipels. Wir sind allerdings im Norden, der Hauptort Puerto Ayora liegt aber über 40 Kilometer entfernt an der Südküste. Also heißt es einen weiteren Bus nehmen, mit dem wir einmal quer über die Insel fahren. Es ist bemerkenswert, wie sich Vegetation und Wetter innerhalb so kurzer Distanz derart ändern können: Im Norden ist es sonnig und ausgedörrt, im Hochland wird es plötzlich sattgrün, Wolken ziehen auf und es nieselt sogar ein wenig. An unserem Ziel Puerto Ayora ist das Grün zwar wieder etwas kärglicher, aber die Sonne kommt hier kaum einmal zwischen den Wolken durch. Unser Hostel „El Descanso del Petrel“ (übersetzt „Rastplatz des Sturmvogels“) liegt nur wenige Schritte von der Hafenmole entfernt, wo auch die Endstation des Busses ist. Praktisch! Weil Galápagos 1.000 Kilometer westlich des südamerikanischen Festlands liegt, gilt hier eine andere Zeitzone – wir stellen die Uhr um eine Stunde zurück und haben daher noch einen ausgedehnten Nachmittag lang Zeit, um uns in der kleinen Stadt umzusehen. Die bietet keine besonderen städtebaulichen Attraktionen; aber insgesamt wirkt hier alles sehr sauber und gepflegt, und die zahlreichen Geschäfte und Restaurants vor allem entlang der langgezogenen Hafenpromenade zeigen, dass der Tourismus hier der alles entscheidende Wirtschaftsfaktor ist.

Fischerhafen von Puerto Ayora
Fischerhafen von Puerto Ayora

Das Interessanteste auf den Galápagos-Inseln ist aber ohnehin die Tierwelt. Das merken wir schnell, als wir mit einem kleinen Imbiss auf einer Parkbank Platz nehmen: Im Nu sind wir von Vögeln – sind es einige der einheimischen Finkenarten oder gehören sie einer anderen Spezies an? – umringt. Und nicht nur das: Die kleinen Piepmätze setzen sich in der Hoffnung auf ein paar Krümel sogar auf unsere Beine! Das kennt man aus der Heimat nun wirklich nicht!

Fast wie im Streichelzoo: Vögel landen auf Janas Knie und betteln um Futter
Fast wie im Streichelzoo: Vögel landen auf Janas Knie und betteln um Futter

Unser Staunen setzt sich gleich an der Mole fort. Dort tanken Scharen von schwarzen Lavaeidechsen – die viel größer sind als die Exemplare bei uns daheim – Wärme auf den dunklen Pflastersteinen, auf den Felsbrocken am Strand laufen die roten Klippenkrabben herum, und im Wasser sehen wir eine imposante Meeresschildkröte nach Essbarem gründeln. Fantastisch!

Direkt am Hafen sucht eine Wasserschildkröte nach Essbarem
Direkt am Hafen sucht eine Wasserschildkröte nach Essbarem
Lavaeidechsen tanken auf den Pflastersteinen Wärme
Lavaeidechsen tanken auf den Pflastersteinen Wärme
Farbenprächtig: die Rote Klippenkrabbe
Farbenprächtig: die Rote Klippenkrabbe

Auch am Fischerhafen zeigt sich die Symbiose von Mensch und Tier: Reiher und Pelikane betteln dort gemeinsam mit Seelöwen um Futter – und zwar direkt am Verkaufsstand!

Keine Scheu vor Menschen - ob Seelöwe, ob Reiher
Keine Scheu vor Menschen – ob Seelöwe, ob Reiher

Ein besonderes Glanzlicht bietet unser abschließender Besuch in der Charles-Darwin-Forschungsstation am östlichen Ortsrand: In der von der gleichnamigen Stiftung (die übrigens auch für den Naturschutz auf den Inseln eine äußerst wertvolle Arbeit leistet) getragenen Einrichtung befindet sich eine Aufzuchtstation für Riesenschildkröten und Landleguane. Zum ersten Mal haben wir die Chance, diese unglaublich beeindruckenden, so fremdartig wirkenden Lebewesen mit eigenen Augen in ihrer angestammten Heimat, wenn auch noch nicht in Freiheit, beobachten zu können.

In der Charles-Darwin-Forschungsstation werden Riesenschildkröten aufgezogen
In der Charles-Darwin-Forschungsstation werden Riesenschildkröten aufgezogen
Auch um Galápagos-Landleguane kümmert sich die Station
Auch um Galápagos-Landleguane kümmert sich die Station

Morgen geht es nun für vier Tage auf ein Schiff – die Yacht „Xavier“ wird uns mittags in Puerto Ayora aufnehmen. Danach werden wir einige Inseln ansteuern und sicher sehr viele hochinteressante Naturerlebnisse haben. Berichten können wir aller Wahrscheinlichkeit nach allerdings erst davon, wenn wir wieder an Land sind – an Bord gibt es wohl kein Internet. Also habt bitte ein bisschen Geduld und wundert euch nicht, wenn dann gleich ein paar Beiträge kurz hintereinander kommen… bis bald!