Galápagos.
Gleich nach dem Frühstück werden wir von Fabián mit einer Schnorchelmaske und einem Neoprenanzug ausgestattet. Doch bevor wir das erste Mal die Unterwasserwelt der Inseln bestaunen dürfen, ist ein Landgang angesagt. Nachts sind wir nämlich sechs Stunden unterwegs gewesen; von Puerto Ayora auf Santa Cruz haben wir Kurs Nordnordwest auf die kleine, gerade einmal 9 km² große, unbewohnte Insel Rábida genommen, vor deren vom Eisenoxid rötlich gefärbter Felsenküste wir nun vor Anker liegen.

Unsere 16-köpfige Reisegruppe wird auf zwei motorisierte Schlauchboote gebeten, mit dem wir langsam die Klippen entlang fahren.

Und wir sehen schon dabei eine Reihe von Tierarten, unter anderem die schwarzen Meeresleguane, die stets in größeren Gruppen anzutreffen sind, und den auffälligen Blaufußtölpel, dessen Name sein hervorstechendstes Merkmal bereits erklärt.


Am rostroten Sandstrand findet eine „nasse Landung“ statt: Das heißt, das Boot fährt so nahe wie möglich an die Insel heran, doch die letzten Meter müssen die Passagiere durch das vielleicht noch knietiefe Wasser waten.

Anschließend wandern wir auf einem von der Nationalparkverwaltung angelegten Rundweg eine gute Stunde über Rábida. Ein einsames, von der Sonne gegerbtes Fleckchen Erde, dessen Strand von possierlichen Seelöwen bevölkert ist und deren kleine Lagune vielen Vögeln eine der wenigen Trinkmöglichkeiten bietet.

Süßwasserquellen oder Flüsse gibt es nämlich auf den Inseln nirgends. Dieses Jahr ist jedoch der Regen komplett ausgeblieben, die Lagune hat nur noch wenig Wasser, und das hat dementsprechend einen erhöhten Salzgehalt. Kakteen und Palisanderbäume, die ihre Blätter komplett abgeworfen haben und auf die nächste Regenzeit warten, bestimmen neben einigen küstennahen Mangroven die spärliche Vegetation von Rábida – wie übrigens auf 80 Prozent der Gesamtfläche aller Inseln. Nur die Südseiten der größeren und höher aufragenden Eilande profitieren von den Wolken, die sich hauptsächlich dort abregnen.

Auf Rábida ist es gelungen, die dort eingeschleppten Ratten – Landsäugetiere gibt es auf den Galápagos-Inseln von Natur aus gar keine – wieder auszurotten. Das ist auf einer so kleinen Insel natürlich leichter möglich als auf den großen, erläutert Fabián. Es geht kurz zurück aufs Schiff, wir ziehen uns die Schnorchelausrüstung über und haben dann über eine Stunde Zeit, die farbenprächtige und vielfältige Meeresfauna vor Rábida zu bestaunen. Die Namen der zahlreichen Fischarten sind uns weitgehend unbekannt, doch das ist gar nicht so wichtig. Es ist einfach faszinierend, wie vielen verschiedenen, buntest gefärbten Meeresbewohnern wir hierbei begegnen, darunter auch einer großen Zahl von Seesternen, einigen Rochen und mehreren großen Wasserschildkröten.

Pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder auf dem Schiff, lassen uns von den Kochkünsten des Küchenchefs verwöhnen und steuern in den nächsten gut drei Stunden wieder auf Santa Cruz zu, diesmal allerdings auf die trockene Nordseite der Insel. Es geht sehr locker zu an Bord: Man trägt Flipflops oder läuft barfuß, alle Passagiere verstehen sich prima und haben sich viel zu erzählen. Wer Lust hat, kann zwischendurch einem Vortrag von Fabián über die Geschichte der Besiedlung der Galápagos-Inseln zuhören.

Um halb vier sind wir am blendend weißen Sandstrand „Las Bachas“ angekommen. Wieder bringen uns die Schlauchboote an Land, und wir genießen bei herrlichem Sonnenschein einen menschenleeren Bilderbuchstrand, der vollkommen der Natur gehört: Hier sind es Meeresleguane, Pelikane und rote Klippenkrabben, die den Strand bevölkern.

Außerdem dient der fantastisch weiche Sand, dessen Entstehung auf die Ausscheidungen eines bestimmten Fisches zurückgeht, der sich von Korallen ernährt, den Meeresschildkröten für die Eiablage.

Und in einer Lagune gleich hinter einer kleinen Sanddüne gründeln mehrere wunderschön rosarot gefärbte Galápagos-Flamingos nach Nahrung – sie sind Teil der kleinsten Flamingo-Population auf der Welt, ihre Kolonie umfasst nur wenige hundert Exemplare.

Schön, dass wir hier noch genügend Zeit für uns selbst haben – einfach zum Schauen, zum Staunen, zum Schnorcheln; jeder so, wie er will. Klar ist nur: Vor sechs Uhr müssen wir zurück an Bord sein, denn die Regeln des Nationalparks verlangen es, dass man ihn vor Sonnenuntergang wieder verlassen hat. Gleich danach legt unser Kapitän schon wieder ab: Wir haben eine zehnstündige Fahrt vor uns, um morgen rechtzeitig an unserem nächsten Etappenziel zu sein.
