Galápagos.

Unsere Kabine liegt auf dem Oberdeck. Für die Aussicht ist das gut, aber andererseits schaukelt es während der Fahrt auch wesentlich stärker als zwei Etagen tiefer im Unterdeck. Und die zehnstündige Passage zur Insel Floreana, der kleinsten der vier bewohnten Eilande, im Süden des Archipels ist durchaus rau – am besten, man liegt im Bett und schläft. Morgens um kurz vor acht sitzen wir schon wieder in den Schlauchbooten und fahren zunächst ein wenig an der Steilküste am Punta Cormorán entlang, wo es viele Meeresschildkröten zu sehen gibt. An einem Sandstrand, diesmal von hellbrauner Farbe, waten wir an Land.

Morgendlicher Landgang auf Floreana
Morgendlicher Landgang auf Floreana

Seelöwen räkeln sich in der Morgensonne, und auf einer leicht erhöhten Klippe nisten mehrere Blaufußtölpelpaare.

Seelöwen am Punta Cormorán
Seelöwen am Punta Cormorán
Die Klippe eignet sich bestens als Brut- und Aussichtsplatz für die Blaufuß-Tölpel
Die Klippe eignet sich bestens als Brut- und Aussichtsplatz für die Blaufuß-Tölpel

Wir können hier auch die noch flugunfähigen, weißgefiederten Jungtiere beobachten, die trotzdem eifrig mit den Flügeln schlagen und sie auf verschiedenste Weise dehnen – es ist eine Art Trainingsprogramm, damit sie die Muskulatur kräftigen. Ihre blauen Füße bekommen sie erst mit etwa einem Jahr.

Wichtiges Training: Flügel-Stretching beim Blaufußtölpel-Nachwuchs
Wichtiges Training: Flügel-Stretching beim Blaufußtölpel-Nachwuchs

Interessant ist auch die Flora der Insel. Einige Sträucher, erklärt uns Fabián, sind endemisch; das heißt, sie wachsen nur auf Floreana und sonst nirgendwo anders auf der Welt!

Nur auf dieser Insel zu finden - die Floreana Daisy
Nur auf dieser Insel zu finden – die Floreana Daisy

Gleich hinter dem Strand gibt es auch hier eine Lagune, ziemlich groß sogar. Aber heute bekommen wir hier keine Flamingos zu Gesicht, wie Fabián gehofft hat – sie sind gerade irgendwo anders unterwegs.

Nach langer Trockenheit ist der Wasserspiegel der Lagune niedrig
Nach langer Trockenheit ist der Wasserspiegel der Lagune niedrig

Also geht es weiter über einen Wanderweg zu einem anderen Strand, diesmal mit blendend weißem Sand. Herrlich! Aber wir sind nicht zum Baden hierher gekommen: Fabián bedeutet uns, aufmerksam in das flache ufernahe Wasser zu schauen; wenn gerade nicht zu viel Sand aufgewirbelt wird, sollten hier Stachelrochen, die nach Essbarem gründeln, zu sehen sein! Zunächst ist das Wasser aber ziemlich trüb; ob wir hier wohl was zu sehen kriegen? Plötzlich ein Schrei: Jana springt hoch, etwas Glitschiges war unter ihren Füßen und ist dann schnell davon geschwommen – sie ist aus Versehen auf einen Rochen getreten! Sie sind also wirklich da! Und siehe da, das Wasser klart auf, und wir bekommen tatsächlich mehrere der eigentümlichen Meeresbewohner zu sehen. Interessant ist es auch, den Pelikanen bei ihren spektakulären Sturzflügen ins Wasser zuzusehen, wenn sie Beute gesichtet haben.

Stachelrochen gründeln im flachen Uferbereich
Stachelrochen gründeln im flachen Uferbereich
Pelikan im Sturzflug - Fisch gesichtet!
Pelikan im Sturzflug – Fisch gesichtet!

Zurück auf dem Schiff, ziehen wir uns um: Vor dem kleinen Felseneiland mit dem schönen Namen Champion dürfen wir wieder schnorcheln! Die Vielfalt der Fischarten ist hier noch größer als gestern; an den felsigen Riffen halten sich besonders viele Fische auf, weil sie dort zum einen Nahrung finden und sich zum anderen schnell vor Feinden verstecken können. Hier sehen einige sogar kleine Haie, ein ca. 2,50 m großer schwimmt ungefähr zwei Meter unter Jana. Außerdem kommen die Seelöwen von ihren Ruheplätzen und tauchen mit uns um die Wette. Die Gesellschaft von Menschen macht ihnen sichtlich Spaß! Das stellen wir auch nach dem Mittagessen – es gibt heute übrigens Schweinebraten – wieder fest. Als wir mit den Schlauchbooten eine ganze Weile entlang der schwarzen Lavaklippen an der Bahía de los Correos unterwegs sind, um die prächtig rot gefärbten Landleguane aufzuspüren, schwimmen einige Seelöwen begeistert mit, tauchen unter den Booten durch und vollführen schwimmerische Kunststückchen. Auch Wasserschildkröten kreuzen unseren Weg.

Meeresschildkröten schwimmen an unserem Boot vorbei
Meeresschildkröten schwimmen an unserem Boot vorbei

Nachdem wir schließlich an Land gegangen sind, dürfen wir an einer über 200 Jahre alten Tradition teilhaben, die auf Floreana bis heute gepflegt wird: Irgendwo an einem menschenleeren Strand haben Seeleute Ende des 18. Jahrhunderts einen Briefkasten aufgestellt. Dort wurden Nachrichten deponiert, die die nächsten Ankömmlinge dann lasen. Sie schrieben ihrerseits auch wieder Briefe… und so geht das bis heute. Als Besucher sieht man zunächst die Packen von Ansichtskarten durch und prüft, ob Adressen dabei sind, die in der eigenen Heimat liegen. Diese nimmt man mit und bringt sie, wieder zuhause, beim Empfänger vorbei. Wir finden eine Karte, deren Bestimmungsort Senden ist. Die muss zwar jetzt fast noch ein Jahr mit uns durch Südamerika reisen, aber danach werden wir an der angegebenen Adresse vorbeifahren und die Karte „zustellen“ – Ehrensache! Selber schreiben wir auch drei Karten und legen sie in den wohl eigenartigsten Briefkasten der Welt. Mal schauen, ob und wann sie daheim ankommen!

Post Office am Ende der Welt
Post Office am Ende der Welt
Karten aus aller Welt werden durchgesehen
Karten für aller Herren Länder werden durchgesehen

Gleich daneben finden sich ein paar Überreste eines kleinen fischverarbeitenden Betriebes, den Norweger hier vor 90 Jahren aufgebaut haben. Lange hatte dieses Unternehmen nicht Bestand: Der Ort war zu abgelegen, die Versorgung mit Trinkwasser zu kompliziert, sodass die Abenteurer aus Skandinavien ihr Vorhaben nach ein paar Jahren aufgaben.

Überreste eines norwegischen Fischverarbeitungsbetriebs
Überreste eines norwegischen Fischverarbeitungsbetriebs

Eine andere Einrichtung hat aber offensichtlich seit vielen Jahren Bestand und erfreut sich bei den Besatzungsmitgliedern der Schiffe mindestens ebenso großer Beliebtheit wie bei den internationalen Gästen: Auf Floreana, weitab von jeglicher Zivilisation, gibt es einen Bolzplatz! Und Fabián hat oft genug betont, dass man heute Nachmittag Sportschuhe mitnehmen soll. So tragen also Ecuadorianer, Schweizer, Franzosen, Kanadier und ich als Vertreter Deutschlands eineinhalb Stunden lang ein zwar freundschaftliches, aber nichtsdestotrotz mit großem Engagement geführtes Fußballspiel aus. Wer hätte das gedacht – Fußball auf den Galápagos-Inseln!

Außergewöhnlicher Fußballplatz - Crew und Passagiere sind aktiv
Außergewöhnlicher Fußballplatz – Crew und Passagiere sind aktiv

Doch des Staunens nicht genug: Abends wird als Vorspeise eine hervorragende Blumenkohl-Suppe serviert, am Buffet kann man sich unter anderem Rosenkohl holen, und zum Nachtisch werden gar weihnachtliche Gefühle wach – es gibt Bratapfel, gewürzt mit Zimt und Nelken! Einer unserer Schweizer Freunde stimmt gleich mal „Feliz Navidad“ an…

Die Tische sind gedeckt...
Die Tische sind gedeckt…
...und am Buffet gibt's reichlich Auswahl
…und am Buffet gibt’s reichlich Auswahl