Puerto Ayora.
Nach dem Frühstück ist es Zeit zum Abschiednehmen: Die gesamte Crew wirft sich in weiße Matrosenanzüge, und jeder, vom Kapitän über den Bordmechaniker bis zum Küchenjungen, bekommt seinen Einzelapplaus. Anschließend werden die mit den „Tips“ gefüllten Kuverts verteilt.

Ein letztes Mal fahren wir mit Fabián zu einem Landgang; diesmal ist es aber ein Bus, der uns in Puerto Baquerizo Moreno, Hauptort von San Cristóbal und gleichzeitig Provinzhauptstadt der Galápagos-Inseln, zum „Centro de Interpretación“ des Nationalparks bringt. Ein wirklich interessantes Informationszentrum, in dem die Geologie, die Geschichte und die mit der menschlichen Besiedlung verbundenen Umweltprobleme sehr gut verständlich dargestellt werden.

Um Viertel vor zehn sind wir jedoch bereits wieder am Hafen, und jetzt heißt es fünf Stunden zu überbrücken, bis die Fähre auf die Insel Santa Cruz ablegt. Wir sagen Lebewohl zu unseren „Mitfahrern“, mit denen wir uns so gut verstanden haben. Jetzt werden sich die Wege wieder trennen, nur die fünf Schweizer nehmen die gleiche Bootsverbindung wie wir. Ums Gepäck müssen wir uns zum Glück nicht kümmern, das kann noch auf der „Xavier III“ bleiben.

In Puerto Baquerizo Moreno gibt es allerdings nicht allzu viel zu tun. Das Städtchen ist an diesem Sonntagvormittag ziemlich menschenleer; am aufregendsten ist der Versuch, eine schmale Holzbrücke zu überqueren, weil ein aggressiver Seelöwenbulle sich dort platziert hat und die Passanten mit wütenden Schreien und ungestümen Angriffsbewegungen daran hindern will. Erst als das Tier andere Spaziergänger angreift und vertreibt, können wir die Brücke passieren.

Weiter hinten liegt der kleine, ruhige Sandstrand „Playa Mann“, an dem wir eine Stunde auf die Wellen und die – friedliche – Seelöwenkolonie schauen. Später wechseln wir den Standort und laufen quer durch den Ort. Hier gibt es noch einige alte Häuser aus der Zeit um 1950, die aus Pinienholz errichtet wurde, das die Amerikaner beim Bau ihrer 1949 wieder aufgegebenen Militärbasis auf Baltra verwendet hatten.

Wir treffen in einem Lokal noch einmal die lustige, unkomplizierte Amerikanerin Karen aus Philadelphia und stehen kurz nach zwei Uhr an der Hafenmole – schließlich soll um halb drei das Gepäck vom Schiff kommen. Es muss an einer Kontrollstelle noch inspiziert werden; wir dürfen ja keine Pflanzen, Samen oder auch nur Steine von einer Insel auf die andere mitnehmen. 14.30 Uhr ist längst vorbei; die Schweizer sind auch gekommen, unser Gepäck aber noch nicht. Wir starren aufs Wasser: Dort liegt eine Reihe von Booten vor Anker, wir sehen auch unsere „Xavier III“. Doch da tut sich rein gar nichts… allmählich werden wir unruhig. Ein Angestellter unserer Fähre verteilt Umhängekärtchen, damit wir aufs richtige Boot gehen; aber ohne unsere Rucksäcke werden wir da nicht mitfahren…! Kurz vor drei Uhr kommt endlich ein Schlauchboot von unserer Yacht herüber. Aber da sitzen nur ein paar Passagiere drin, Gepäck Fehlanzeige. Jana fragt den Bootsführer, der zuckt mit den Achseln… er weiß scheinbar von nichts. Oder ist das die kleine Rache der Crew für das in ihren Augen unzureichende Trinkgeld? Aber zumindest sagt der Typ dann, dass drei von uns mitfahren sollen. Schnell laden wir alle Gepäckstücke aufs Boot, fahren zurück zur Fähre, die in Wirklichkeit ein größeres Motorboot mit Platz für gut 20 Fahrgäste ist, werfen die Rucksäcke drauf, und los geht die rasante Fahrt mit der „Podmar“. Die Kontrollstelle haben wir damit glatt umgangen!

Nach einem knapp zweistündigen rauen Ritt über den etwas aufgewühlten Pazifik sind wir zurück auf Santa Cruz und in Puerto Ayora, von wo wir vor vier Tagen aufgebrochen waren. Wir beziehen unser geräumiges und sauberes Zimmer im Hostal „Gloria“ und kümmern uns um einen Tagesausflug für den nächsten Tag. Wie schon länger geplant, buchen wir für 100 Dollar pro Person eine Fahrt auf die weiter westlich gelegene Insel Isabela, mit Abstand die größte des gesamten Archipels, die wir auf unserer Kreuzfahrt nicht kennengelernt haben. Das bedeutet wieder einmal früh aufzustehen. Schon um 6.30 Uhr ist Treffpunkt vor dem Büro der Reiseagentur. Von dort laufen wir hinunter zum Hafen. Insgesamt 25 Fahrgäste werden mit einem Wassertaxi (0,50 Dollar extra pro Person) zur „Undertake I“ gebracht, einem ähnlichen Motorboot wie dem, mit dem wir gestern unterwegs waren. Zwei Stunden schaukeln wir übers Meer, das Dröhnen des Bootsmotors in den Ohren. Luxusreisen sehen anders aus; aber das ist die schnellste Möglichkeit und die einzig machbare, um Isabela von Santa Cruz aus in einem Tagestrip kennenzulernen.

Besuchen darf man von Land aus allerdings nur einen kleinen Bereich im Süden der sehr großen, langgezogenen Insel, rund um den einzigen Ort Puerto Villamil. Der allergrößte Teil, vor allem der von mehreren Vulkanen dominierte Nordteil von Isabela, ist für Touristen nicht zugänglich. Die abgeschiedene Insel will vom Tourismuskuchen wenigstens einen kleinen Teil abbekommen: Deswegen gibt es hier eine Extra-Hafenbenutzungsgebühr von fünf Dollar, und auch die Wassertaxis verlangen für ihre Zubringerdienste 1 Dollar pro Nase. Doch schnell sehen wir, dass sich der Besuch von Isabela trotz der Zusatzkosten wirklich lohnt. Das geht schon mit der Landschaft los, die von zahlreichen Lavafeldern geprägt ist. Isabela und die noch weiter westlich gelegene unbewohnte Nachbarinsel Fernandino sind die jüngsten und vulkanisch aktivsten. Erst 2015 brach der Vulkan Wolf im Norden von Isabela wieder aus.

Und es setzt sich bei der Tierwelt fort: Hier sehen wir erstmals Galápagos-Pinguine, die einzigen Vertreter der Wasservogelart, die in den Tropen beheimatet sind. Weil Isabela direkt am Äquator liegt, gibt es hier sogar Exemplare, die auf der Nordhalbkugel leben. Wieder was gelernt! Die Tiere sind wesentlich kleiner als ihre Verwandten in den kälteren antarktischen Regionen. Weltweit sind sie die am seltensten vorkommende Pinguinart und stehen auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten.


Das vorgelagerte schroffe Lavainselchen Tintoreras beherbergt eine Vielzahl von Seelöwen und Meerechsen und hat einen natürlichen kleinen Kanal, der durch ein vorgelagertes Riff gebildet wird.

Dessen größte Attraktion sind die Weißspitzen-Riffhaie, die sich in dem flachen, warmen Wasser mit Vorliebe aufhalten.

Am nahegelegenen Riff Calera dürfen wir zweimal zum Schnorcheln ins Wasser: Die erste Stelle gibt uns Gelegenheit, wieder mit Seelöwenjungen herumzuplanschen, nebenbei Adlerrochen zu beobachten und sogar mitzuerleben, wie die übermütigen Seelöwen den Rochen in den langen Schwanz beißen – der ergreift daraufhin erschrocken die Flucht. Und nicht weit entfernt davon schwimmen wir mit riesigen Meeresschildkröten um die Wette – es ist ein beeindruckendes Bild, wie die mächtigen Tiere langsam und elegant dahingleiten.

Nach dem Mittagessen führt uns der sympathische, wie ein gutmütiger Bär wirkende Guide Erodi zuerst zu einer von zahlreichen Flamingos bevölkerten Lagune.

Anschließend besuchen wir eine Schildkröten-Aufzuchtstation und erfahren dabei, wie die riesigen Panzerechsen auf Isabela bis fast zur Ausrottung gejagt und von verwilderten Haustieren in ihrem Lebensraum bedroht wurden. Noch heute sind Ratten, Schweine, Kühe und sogar Ameisen eine tödliche Bedrohung vor allem für die jungen Schildkröten. Nur durch das geschützte Ambiente in der Station ist der Fortbestand der Art zu sichern.


Ein letzter Höhepunkt des etwa fünfstündigen Aufenthalts auf Isabela ist der Spaziergang auf einem Holzsteg durch einen dichten Mangrovenwald.


Doch der Tag hat noch mehr zu bieten: Bei der Rückfahrt nach Santa Cruz haben wir das Glück, dass wir die zwei Plätze hinter dem Bootsführer in der oberen Etage des Motorbootes einnehmen dürfen.


Unten sieht man nicht viel von der Überfahrt, doch hier oben genießen wir einen tollen, sonnendurchfluteten Nachmittag und spektakuläre Ausblicke auf die mit zahllosen kleinen und großen Felseninseln gesprenkelte Südostküste von Isabela.


Abends sind wir zurück in Puerto Ayora und freuen uns, dass wir in einer Seitenstraße etwas abseits der Hafenpromenade viele günstige kleine Restaurants finden, wo wir zu Preisen fast wie auf dem Festland ein sehr gutes und reichliches Abendessen erhalten.

Hallo ihr beiden, es ist wunderschön euch bekleiden zu dürfen.
Ihr habt ja schon viel erlebt in dieser kurzen Zeit. Herzlich Liebe Grüße die Allgäuer
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Hallo Elke, hallo Xaver,
wir haben wirklich schon viel gesehen in diesem einen Monat! Und Galápagos ist wirklich eine ganz eigene Welt, in der die Tiere und nicht die Menschen die Hauptdarsteller sind!
Jetzt sind wir wieder auf dem Festland, im Süden Ecuadors. In einer Woche geht’s dann hinüber nach Peru!
Liebe Grüße
Jana und Wolfgang
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