Cuenca.

Nach einer Woche müssen wir am Dienstagmorgen leider Abschied nehmen von den Galápagos-Inseln. Der Archipel ist wirklich eine ganz eigene Welt: Nur fünf der 130 Inseln und Inselchen, davon 19 größer als ein Quadratkilometer, sind besiedelt. Die etwa 25.000 menschlichen Bewohner sind klar in der Unterzahl gegenüber den vielen Tierarten, für die die 1.000 Kilometer vom Festland entfernte Inselgruppe seit Urzeiten ihre Heimat ist, an deren Bedingungen sie sich perfekt angepasst haben. Erst die vom Menschen mitgebrachten oder eingeschleppten Säugetiere und Insekten brachten das friedliche Miteinander von Reptilien, Meeressäugern und Vögeln aus dem Gleichgewicht. Und die Artenvielfalt und den unterschiedlichen Charakter jeder Insel zu bewahren, ist heutzutage die wichtigste Aufgabe von staatlichen Stellen und Umweltorganisationen, der sie – nach unserer Beobachtung – auch gewissenhaft und durchaus erfolgreich nachkommen. Dass ein Besuch der Inseln sehr teuer ist, hat durchaus seine Berechtigung: Nur so kann diese einzigartige Natur vor Massentourismus bewahrt werden.

Sinnbild für das friedliche Zusammenleben auf Galápagos
Sinnbild für das friedliche Zusammenleben auf Galápagos

Für uns beginnt kurz vor acht Uhr ein langer Reisetag: Ein Taxi bringt uns hinaus zum Busterminal. Von dort fahren wir eine knappe Dreiviertelstunde über die Insel Santa Cruz, nehmen eine Fähre über den Canal del Itabaca nach Baltra und nochmal einen Bus bis zum Seymour Airport. Hier haben wir über zwei Stunden Wartezeit, bevor wir an Bord des Airbus 320 von TAME können. Der startet tatsächlich eine Viertelstunde früher als angegeben um 12.15 Uhr. Das passt uns gut ins Konzept: So landen wir nach gut eineinhalbstündigem Flug bereits kurz vor 15 Uhr Ortszeit (die Uhr muss wieder um eine Stunde vorgestellt werden) in Guayaquil. Ein Taxi bringt uns die kurze Strecke hinüber zum Busterminal; dafür sind vier Dollar eigentlich schon sehr viel, der Schlawiner gibt auf den 10 Dollar-Schein dann einige Münzen heraus, die beim Nachzählen nicht mehr als 5 Dollar ergeben. Reklamieren? Zwecklos – der Bursche ist sofort wieder weitergefahren. Abhaken! Im Busterminal fragen wir uns nach einer Gesellschaft durch, die nach Cuenca fährt. 8 Dollar pro Person, Abfahrt 15.45 Uhr, schnell zur Haltebucht 87 auf der Ebene 3 – eine Stunde nachdem wir gelandet sind, sitzen wir schon im Bus und beginnen damit das zeitlich längste Teilstück: Vier Stunden geht es Richtung Südosten, zuerst noch durch Flachland, dann aber hinauf in die Anden. Vorher sind wir mit dem Flugzeug durch die Wolkendecke nach unten abgetaucht, jetzt geht es mit dem Bus wieder Richtung Himmel. Eine tolle Fahrt!

Zum zweiten Mal an einem Tag über den Wolken - diesmal aber mit dem Bus
Zum zweiten Mal an einem Tag über den Wolken – diesmal aber mit dem Bus

Allerdings bricht kurz nach 18 Uhr schnell die Dämmerung herein. Als wir gegen 20 Uhr Ecuadors drittgrößte Stadt Cuenca erreichen, sind wir wieder im Hochland: 2.550 Meter hoch liegt die Stadt. Drei Taxifahrer müssen wir ansprechen, bis wir einen finden, der ungefähr weiß, wo unser Hostel „Posada Gran Colombia“ liegt. Die kleine Seitengasse kennen scheinbar wirklich nicht viele, aber die Lage, der Preis und das schöne große Zimmer sind perfekt. Es sind vielleicht zehn Minuten zu Fuß bis zum Parque Calderón, dem großen, palmenbestandenen zentralen Platz der Stadt, um den sich einige auffällige Bauwerke gruppiert haben. Unübersehbar ist die riesige neue Kathedrale, Ende des 19. Jahrhunderts in Backsteinbauweise errichtet.

Der Parque Calderón wird von der neuen Kathedrale überragt
Der Parque Calderón wird von der neuen Kathedrale überragt

Gegenüber steht die vergleichsweise kleine alte Kathedrale, heute ein Museum, eines der ältesten Gebäude der Stadt, mit dessen Bau gleich bei der Stadtgründung 1557 begonnen wurde.

Die alte Kathedrale von 1557 ist heute ein Museum
Die alte Kathedrale von 1557 ist heute ein Museum

Überhaupt stehen in Cuenca eine ganze Menge schöner Kirchen. Da ist die blau gestrichene San Alfonso, deren Türme noch leuchtender blau gedeckt sind.

Die Kirche San Alfonso stammt aus dem 19. Jahrhundert
Die Kirche San Alfonso stammt aus dem 19. Jahrhundert

Die Santo Cenáculo strahlt in leuchtendem Weiß, die San Sebastián gewinnt ihren Charme durch den schönen kleinen Park gleichen Namens vor der Kirche, und die Todos Santos steht hoch über dem Flusstal des Río Tomebamba, der die Altstadt im Süden begrenzt.

Park und Kirche San Sebastián im Westen der Altstadt
Park und Kirche San Sebastián im Westen der Altstadt

Den Tomebamba entlang führt ein hübscher Weg, an dem wir schon einige wunderschöne Beispiele der Architektur sehen, wegen der Cuencas Altstadt 1999 in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen wurde.

Wie ein Bergbach: der Río Tomebamba begrenzt Cuencas Altstadt im Süden
Wie ein Bergbach: der Río Tomebamba begrenzt Cuencas Altstadt im Süden
Eigenwillige mehrstöckige Kolonialhäuser am Hochufer des Tomebamba
Eigenwillige mehrstöckige Kolonialhäuser am Hochufer des Tomebamba

Ein fast geschlossenes Stadtbild einer spanischen Kolonialstadt entfaltet sich beim Spaziergang durch die quadratisch gerasterten Straßen der Altstadt: Immer wieder sind wir entzückt über die detailreich gegliederten, reich verzierten und mit stilvollen hölzernen Balkonen versehenen Häuser, die man hier überall entdeckt.

Zeugen vergangener kolonialer Macht - die Altstadthäuser in Cuenca
Zeugen vergangener kolonialer Macht – die Altstadthäuser in Cuenca

Und uns fällt auf: Die Stadt wirkt sehr gepflegt. Man findet praktisch keinen Müll auf den Straßen, keine streunenden Hunde, es gibt viele moderne Geschäfte, nette Cafeterías und einladende Lokale. Welch ein Kontrast zur Küste! Auch in Guayaquil waren ja nur einige Hauptgeschäftsstraßen, die Uferpromenade und ein kleines Altstadtviertel ansehenswert; von den ländlichen Gegenden ganz zu schweigen… In Cuenca fühlt man sich fast wie in Europa, die Stadt würde durchaus auch irgendwo ins kastilische Hochland passen. Weil es nachmittags gegen drei Uhr zu regnen anfängt, ziehen wir uns in ein ruhiges kleines Café zurück und folgen dem Spruch, der dort auf einem Plakat zu lesen ist: „Nichtstun ist keine verlorene Zeit“. Wir haben Zeit; und das ist vielleicht der größte Luxus unserer Reise…

Wacht über dem Tomebamba: das Cruz del Vado
Wacht über dem Tomebamba: das Cruz del Vado