Chachapoyas.
Irgendwie haben wir da wohl nicht genau hingehört: Als wir kurz vor neun Uhr in unserem Hostal Revash zum Frühstück gehen wollen, teilt uns die noch anwesende Küchenkraft bedauernd mit, dass das nur zwischen halb acht und halb neun serviert wird – wir sind zu spät dran. Aber kein Problem: Schräg gegenüber gibt es ein nettes Café, und für knapp drei Euro erhalten wir das „Desayuno“ halt dort.
„The Little Clown“ taucht leider auch wieder auf: Als Jana vormittags mal kurz über die Plaza de Armas läuft, begegnet ihr unser ganz spezieller Freund erneut. Immerhin erinnert er sich daran, dass er uns noch 10 Soles schuldet. Weil er aber kein passendes Kleingeld hat und Jana ihm nicht herausgeben kann, wird es nichts mit der Rückzahlung. Stattdessen gibt der Kanadier, den wir inzwischen für einen Autisten halten, seine ersten Eindrücke von der Stadt wieder. Was ihn hier absolut stört: der viele Dreck und Schlamm auf den Straßen. Dass das damit zusammenhängt, dass nur die Hauptstraßen mit Betonplatten befestigt sind, während die Nebenstraßen wie eh und je aus staubigen Wegen bestehen, ignoriert er souverän. „Da muss man einen Wasserschlauch nehmen und alles sauber abspritzen!“ kritisiert er die hiesigen Verhältnisse. Gute Idee! Wir wüssten sogar schon jemanden, der den Job übernehmen könnte…

Eine Stunde später trauen wir unseren Augen nicht: Er taucht bei uns im Hostel auf und sieht sich ein Zimmer an. Auch das noch! Bis jetzt wissen wir aber nicht, ob er es genommen hat, weil wir schnell vor ihm geflüchtet sind.
Weil es heute immer mal wieder kurze Regenschauer gibt, verzichten wir auf einen möglichen Ausflug zu einer nahegelegenen Schlucht und beschränken uns auf eine nachmittägliche Runde durch die 25.000-Einwohner-Stadt Chachapoyas. Nach den zwei anstrengenden Reisetagen ist ein bisschen Ruhe sicher auch kein Fehler. Obwohl hoch in den Anden gelegen, sind wir hier in der Hauptstadt der peruanischen Region Amazonas. Vom Cerro Luy Urco, einen 15-minütigen Spaziergang von der zentralen Plaza de Armas entfernt, hat man einen schönen Blick auf die in einer Hochebene gelegene Stadt.

1538 gründeten die Spanier den Ort, von dem aus sie den Nordosten Perus, der ins Amazonas-Tiefland hinunter abfällt, allmählich unter Kontrolle brachten. Den Kolonialherren verdankt Chachapoyas seinen in gleichmäßigen Quadraten gegliederten Grundriss mit der zentralen Plaza de Armas, an dessen Nordseite sich die doppeltürmige Kathedrale erhebt. Ihre Fassade wirkt historisch, doch im Grunde ist die Kirche nach einem Erdbeben 1971 neu errichtet worden.


Typisch für die Stadt sind allerdings die vielen kolonialen Wohn- und Geschäftshäuser – die besterhaltenen Beispiele stehen in der zu einer wirklich schönen, angenehmen Fußgängerzone umgestalteten Jr. Amazonas. Ihren besonderen Charme gewinnen die Häuser durch ihre schönen hölzernen, dunklen Balkone, teilweise liebevoll mit Blumen geschmückt.

Außerhalb der Altstadt sieht es allerdings schnell wieder anders aus – viele Menschen hier leben in sehr einfachen Behausungen. Dennoch sind soziale Unruhen oder Kriminalität kein Thema: Als wir in unserem Hostel fragen, ob wir unsere Wertsachen sicherheitshalber an der Rezeption deponieren sollen, meint die Seniorchefin, das sei nicht notwendig; wir könnten sie getrost auf dem Zimmer lassen. „In 20 Jahren ist hier noch nie etwas weggekommen!“

Ehrlich sind sie wirklich, die Leute. Als wir abends zum Essen gehen, gibt Jana beim Zahlen versehentlich zu viel Kleingeld her. Woanders würde man die paar Soles vielleicht als willkommenes Zubrot einstecken, hier ruft die Chefin Jana zurück: „Freundin! Du hast mir zu viel gegeben!“ Und sehr nett und herzlich: Unser Hostelbesitzer hat erfahren, dass ein weiblicher Gast aus Lima heute Geburtstag hat. Er stellt sich – nach Absprache mit den Familienangehörigen – vor ihr Zimmer und trägt in bester Opernsängermanier eine wunderschöne, gefühlvolle Serenade vor. Ein kleines, kostenloses Live-Konzert zum Tagesabschluss…
Hallo Jana und Wolfgang!
Schön, dass ihr so fleißig Fotos macht und schreibt, was ihr so alles erlebt.
Ich lese eure Berichte sehr gerne. Der Little Clown und der Friseur waren zum
Totlachen.
Passt auf euch auf und schöne Zeit in Peru.
Viele Grüße,
Petra
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Hallo Petra!
Das freut uns wirklich, dass dir unsere Berichte gefallen. Der Friseur a la Conchita Wurst ist halt ein bisschen „strange“, aber der Little Clown war schon schwer daneben! Da ist Forrest Gump nix dagegen!
Liebe Grüße nach Burgheim
von Jana und Wolfgang
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