Lima.
Eine Reise durch Peru erfordert ein gutes Maß an Anpassungsfähigkeit – vor allem, was die verschiedenen Höhenlagen angeht. Ein letztes Frühstück in Huaraz bei traumhaftem Wetter, dann geht es mit dem nächsten Linea-Bus (wieder ganz vorne im Oberdeck) weiter. Eine fast neunstündige Fahrt in die Hauptstadt Lima erwartet uns.

Durch das Tal des Río Santa schlängelt sich der Bus zunächst langsam, aber stetig bergauf. Im Osten sehen wir die schneebedeckten Berggipfel der Cordillera Huayhuash.

Bis auf 4.080 Meter schraubt sich der Conococha-Pass hinauf. Anschließend erreichen wir das Tal des Río Fortaleza, der westwärts Richtung Meer führt. Wir erleben erneut das inzwischen bekannte Landschaftsmuster: Je weiter wir talwärts kommen, um so trockener wird das Land, mit Ausnahme des Streifens direkt neben dem Fluss, der üppig grün ist und landwirtschaftlich genutzt wird.

Am frühen Nachmittag erreichen wir die Panamericana wieder. Noch fehlen etwa 200 Kilometer bis in die peruanische Hauptstadt. Die wüstenhafte Landschaft wird ein Stück vor Lima richtig spektakulär, als die Strecke direkt an der Steilküste entlangführt.

Dann erreichen wir die Ausläufer der Riesenstadt. Insgesamt leben im Großraum Lima etwa 10 Millionen Menschen, das entspricht einem Drittel der gesamten peruanischen Bevölkerung! Entsprechend chaotisch ist der Verkehr auf den Einfallstraßen, die ärmlichen Vorstädte erstrecken sich über viele Kilometer ins Umland.

Und als wir kurz nach 17 Uhr am Busterminal Nord ankommen, denken wir mit Schrecken daran, dass unsere Unterkunft ja ganz im Süden von Lima liegt. Wie lange soll das mit dem Taxi dauern und wie viel wird das wohl kosten? Wir sind schon ausgestiegen, da sagt man uns, dass der Bus noch bis zum Linea-Terminal in der Stadtmitte weiterfährt. Ein Glück! So sind wir zwar noch eine Stunde länger im Bus, aber erheblich näher am Stadtteil Miraflores, der am Meer liegt.

Mit einem Australier und einem Neuseeländer teilen wir uns ein Taxi. Der Fahrer kämpft sich durch den dichten Feierabendverkehr; in Miraflores weiß er aber auch nicht genau, wo die Unterkünfte liegen und muss sich mehrmals durchfragen. Trotzdem will er 25 Soles für seine Dienste; im Terminal von Linea waren 16 Soles als Richtwert angegeben. Nach längerer Debatte zahlen wir am Ende zusammen 20 Soles, auch wenn der Chauffeur rumlamentiert: „Es ist sehr viel Verkehr, es hat eine Stunde gedauert, ihr wart zu viert…“
Unser Hostel Chaski liegt in einer relativ ruhigen Seitenstraße in Limas bestem Stadtviertel Miraflores. Hier gibt es Restaurants, Casinos und schöne Geschäfte en masse; wir kommen uns bei unserem Spaziergang zum Abendessen wie in einer europäischen Großstadt vor.

Aber was hat das Stadtzentrum von Lima zu bieten? Das wollen wir bei einem Ausflug am nächsten Tag genauer erfahren. Die beste und schnellste Möglichkeit, dorthin zu kommen, ist die Metro-Linie. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine U-Bahn, sondern um eine besondere Buslinie. Für sie wurden auf den breiten Hauptdurchgangsstraßen besondere Fahrspuren eingerichtet, die nur vom „El Metropolitano“ befahren werden dürfen.

In dem Bus, den wir erwischen, herrscht zwar drangvolle Enge, aber tatsächlich sind wir mit einmaligem Umsteigen bald in der Altstadt. Die Jirón de la Unión ist die zentrale, als Fußgängerzone gestaltete Achse, entlang der man die meisten bedeutenden Bauten der peruanischen Hauptstadt zu sehen bekommt.

Und das sind einige: Nicht umsonst wurde Limas historisches Zentrum von der UNESCO schon 1991 zum Weltkulturerbe erklärt. Das erste Schmuckstück auf unserem Bummel durch die sehr belebte „Unión“ ist die reich verzierte Barockkirche „La Merced“.

Wenige hundert Meter erreichen wir dann die Plaza de Armas, wie auch hier der größte Platz der Stadt heißt.

Und der macht einer Hauptstadt wirklich Ehre: Auf allen vier Seiten des großzügigen, äußerst gepflegten Platzes stehen wunderschöne repräsentative Bauten. Am imposantesten ist sicher die Kathedrale mit dem angegliederten Bischofspalast; leider ist der aus dem 16./17. Jahrhundert stammende Kirchenbau, in dem die sterblichen Überreste des Stadtgründers Francisco Pizarro ruhen, am Samstagnachmittag nicht zugänglich.

Zu sehen gibt es trotzdem genug: Zum Beispiel den Regierungspalast von 1938, der uns wie eine verkleinerte Ausgabe des Buckingham Palace in London vorkommt.

Oder das Rathaus an der Westseite des Platzes, das durch seine überaus prächtigen Holzbalkone und das blendende Gelb seiner Fassade auffällt.

Wenige hundert Meter entfernt erwartet uns ein weiteres architektonisches Highlight: Die Kirche San Francisco mit dem angeschlossenen Klosterkomplex zählt aufgrund ihrer Größe und ihrer Ausstattung zu den bedeutendsten Bauwerken in ganz Lateinamerika.

Geht man die Jirón de la Unión in die andere Richtung, so erreicht man mit der Plaza San Martín einen weiteren großzügigen, sehr schön angelegten Park. In seiner Mitte thront hoch zu Ross José de San Martín, ein argentinischer General, der eine entscheidende Rolle im Unabhängigkeitskampf Perus spielte.

Ein Kuriosum ist die am Sockel des Reiterbilds befindliche Statue der Madre Patria. Ihr sollte nach Anweisung des Künstlers eine Flamme (spanisch „llama“) auf das Haupt gesetzt werden. Das Wort hat allerdings noch eine weitere Bedeutung – nämlich Lama. Und so ergab es sich, dass die einheimischen Handwerker in völligem Unwissen über die gewünschte Symbolik der armen Dame ein kleines Huftier auf den Kopf stellten…

Abends fahren wir mit dem „El Metropolitano“ noch einmal ein Stück in die Stadt, bis zum riesigen Nationalstadion.

Direkt nebenan befindet sich nämlich der „Parque Reserva“ – ein wunderschöner großer Park mit zahlreichen Brunnen und Fontänen. Schon tagsüber bietet er Erholungssuchenden eine Oase der Ruhe; aber nach Einbruch der Dunkelheit entfaltet er erst seinen ganzen, umwerfenden Charme.

Für 4 Soles Eintritt bietet sich hier nämlich seit 2007 eine einzigartige, farbenprächtige Show aus Licht und Wasser. Die Brunnen werden bunt und mit ständig wechselnden Farben angestrahlt. Es gibt Spaßbrunnen, an denen sich Kinder und junge Erwachsene mit dem größten Vergnügen nassspritzen lassen. Wir kommen auch an prächtigen feudalen Fontänen vorbei, aber am längsten bleiben wir an der etwa 120 Meter langen „Fuente de la Fantasia“ stehen: Hier läuft dreimal pro Abend eine beeindruckende viertelstündige Lasershow, bei der auf die ständig wechselnden Wasserfontänen neben buntesten Farbfolgen zahlreiche Bilder aus der peruanischen Geschichte und Natur projiziert werden, von effektvoller Musik untermalt.

Ein absolutes Highlight in Lima, das man auf keinen Fall verpassen sollte! Eines, das auch im Guinness-Buch der Rekorde seinen Platz gefunden hat – als größter Brunnenkomplex der Welt. Und das in der, was Niederschläge angeht, zweittrockensten Hauptstadt der Welt!
Hallo, nach Lima!
Wow, was für eine Stadt. Sie ist zwar voller Gegensätze, arm und reich, … Aber bietet einige sehr sehenswerte Plätze und Gebäude. Gefällt mir….., die Wasserspiele müssen spektakulär sein. Das kenne ich nur in kleinerer Version.
Aber schon die Fahrt dorthin…. Die Bilder sind faszinierend, die schneebedeckten Berge und die karge Vegetation…. Klasse Fotos! 🏔😊
Bis zum nächsten Mal… freue mich schon
Claudia
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Ja, Lima ist wirklich toll!
Wir haben sogar einen Tag hier verlängert – allerdings unfreiwillig, weil wir unseren nächsten Bus versehentlich für den falschen Tag gebucht haben ;-).
Also können wir noch mal auf Entdeckungstour gehen…
Bericht folgt!
LG an alle, auch an die Eltern!
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