Lima.
Unser Hostal Chaski liegt in Miraflores, einem Stadtteil im Süden Limas, in dem sich die bessere Gesellschaft der peruanischen Hauptstadt konzentriert. Ein wichtiger Grund dafür ist die unmittelbare Nähe zum Meer – und das wollen wir nun, an unserem zweiten Tag hier, auch sehen. Wir fahren dazu mit dem El Metropolitano allerdings noch fünf Stationen weiter nach Süden und steigen in Barranco aus. Hier fühlen wir uns überhaupt nicht mehr wie in einer Großstadt: Der Stadtteil wirkt kleinstädtisch und hat eine lange Tradition als Künstlerviertel. Bunt gestrichene Häuser säumen die kleine Fußgängerzone Sanchez Carrion.

Sie führt auf die zentrale Parkanlage mit dem hübschen, jugendstilartigen Bibliotheksgebäude, das mit einem anmutigen Turm geschmückt ist, zu.

Wenige hundert Meter weiter, durch gemütliche Gassen hindurch, steht die von gepflegten Häusern umrahmte hölzerne Puente de los Suspiros, die das Wahrzeichen Barrancos bildet.

Ein Fußweg führt unter der Brücke hindurch zum Meer hinab: Unten sieht man erst richtig, dass sich die Seeseite Limas über viele Kilometer auf einer 60 Meter hohen sandigen Klippe erstreckt, die kurz vor dem Pazifik steil abfällt, aber noch Platz für einen schmalen Küstenstreifen bietet. Am Sonntagnachmittag ist er ziemlich belebt, aber auch sehr dicht befahren: Eine sechsspurige Stadtautobahn zieht sich direkt an der Steilwand entlang.

Wir spazieren ein wenig am Kiesstrand auf und ab und kehren schließlich nach Barranco zurück: Einen sinnvollen Fußweg, der in unser eigentlich nicht weit entferntes Wohnviertel Miraflores führen würde, können wir nicht finden.

Also fahren wir mit dem Bus zurück. Miraflores hat einen ganz anderen, viel großstädtischeren und sehr westlichen Charakter, aber auch eine wunderschöne Uferpromenade – hoch oben auf den Klippen. Dass wir die am Montag noch entdecken, verdanken wir einem Fehler: Eigentlich wollten wir ja heute Lima wieder verlassen, aber als wir gestern unseren nächsten Bus buchten, haben wir dies durch irgendeine Unaufmerksamkeit erst für Dienstag getan. Der Versuch, das telefonisch zu regulieren, war leider nicht erfolgreich. Also verlängern wir in der Unterkunft für eine Nacht und spazieren nachmittags diesmal in Richtung Meer: Gut, dass wir noch geblieben sind!

Denn hier über dem Pazifik entfaltet Miraflores seinen ganz besonderen Charme: Gleitschirmflieger segeln über die moderne Skyline, gepflegte Parkanlagen laden zum Bummeln und Träumen ein, und eine angenehme Brise weht bei mehr als 20 Grad – wir müssen unwillkürlich an den alten NDW-Schlager von UKW denken: „Haben wir hier schlechtes Klima, fahren wir sofort nach Lima!“. Wohl wahr, hier lässt sich’s wirklich aushalten!

Das stellt auch ein älterer Amerikaner fest, der an uns vorbeikommt, als wir so auf einer Parkbank sitzen. Er spricht uns unvermittelt an: „Na, euch geht’s gut, ihr schaut so richtig glücklich aus!“ Schön, wenn man so etwas zu hören bekommt, denn genauso fühlen wir uns auch!
