Ica.
Die späte Abfahrtszeit – erst 15 Uhr – beschert uns noch ein leckeres Almuerzo (Mittagessen) in der Gourmet-Metropole Lima. Bald danach sitzen wir im Bus: Diesmal sind wir mit Oltursa unterwegs, einer der renommiertesten Transportgesellschaften Perus. Wir haben uns die günstigsten Plätze ganz hinten im Oberdeck gesichert – 39 Soles statt 79. In nur viereinhalb Stunden bewältigen wir die Fahrt auf der Panamericana südwärts nach Ica. Die Strecke führt entlang der Küste, wir werden begleitet von der sandigen Wüste. Eine knappe Stunde vor der Ankunft informiert uns eine Durchsage darüber, dass bald das Abendessen serviert wird. Wir auf unseren Billigplätzen fühlen uns davon nicht betroffen; umso mehr staunen wir, als der Busbegleiter – oder sollte ich besser Steward sagen? – auch uns Hühnchen mit Reis, Fruchtgelee und Inka-Cola serviert. Noch dazu sind wir die einzigen, die in Ica aussteigen; dort füllt sich der bis dahin recht leere Bus auch mit weiteren Passagieren, die die Nachtfahrt nach Arequipa antreten. Wir dagegen lassen uns in unser Hotel Torontel bringen und freuen uns über ein modernes, sehr sauberes Zimmer.

Ica wollen wir am nächsten Morgen genauer kennenlernen. Von unserer Unterkunft ist es an einer belebten Hauptstraße entlang eine gute Viertelstunde bis ins Zentrum – selbstverständlich wieder die Plaza de Armas. Sie ist hier recht modern gestaltet, mit einem Obelisken aus Beton in der Mitte.

Auf einer Seite steht das ansprechend gestaltete Rathaus aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Etwas zurückgesetzt am Rande des Platzes finden wir die Kathedrale: Sie ist in einem ausgesprochen traurigen Zustand. 2007 gab es hier ein starkes Erdbeben, das das aus dem 18. Jahrhundert stammende Gebäude stark beschädigte; der Wiederaufbau ist im Gange, wird aber noch Jahre in Anspruch nehmen.

Besser hat die Franziskanerkirche, zwei Häuserblöcke entfernt gelegen, die Naturkatastrophe überstanden. Ihre beeindruckende Fassade ragt unbeschädigt in den Himmel.

Viel mehr Interessantes können wir in der Innenstadt von Ica allerdings nicht entdecken. Was uns auffällt: Gleich am Stadtrand bestimmen mächtige Sanddünen die Silhouette – Ica hat ein äußerst trockenes Klima; hier fällt ganz selten Regen. Nur der gleichnamige Fluss macht rund um die 200.000-Einwohner-Stadt Landwirtschaft möglich. Und da Ica ein Stück vom Meer entfernt liegt, herrschen hier auch andere klimatische Bedingungen – Tagestemperaturen von gut 30° Celsius sind ganz normal.

Besonders bekannt und beliebt bei den Touristen ist Ica vor allem wegen der nur fünf Kilometer außerhalb gelegenen Oase Huacachina: Ein unterirdischer Andenfluss tritt hier inmitten hoher Sanddünen zutage und speist einen kleinen See, um den herum sich ein 200-Einwohner-Dorf gebildet hat, das heute fast ausschließlich vom Tourismus lebt.

Wir fahren mit einem dreirädrigen Mototaxi hinaus und fühlen uns wie in der Sahara. Rings um die grünlich schimmernde Lagune wachsen Palmen, hier haben sich ein Hostel und ein Restaurant nach dem anderen angesiedelt. Ruder- und Tretboote stehen bereit für einen kleinen Ausflug aufs Wasser; auch wir mieten uns für 20 Soles einen Kahn und paddeln eine halbe Stunde auf dem Dorfteich herum.

Anschließend stiefeln wir eine Düne hinauf, um von oben den schönen Blick auf Huacachina genießen zu können. Hinter der eigentlichen Oase entdecken wir noch eine kleinere, ebenfalls von dichter Vegetation umgebene Wasserstelle.

Außerdem beobachten wir Sandboarder, die die Steilhänge wie Snowboarder in den winterlichen Bergen hinabkurven; auf der Gegenseite mischt sich das Gekreische junger Mädels in die aufheulenden Motoren der Sandbuggys, die die Dünen auf- und absausen wie in einer Achterbahn.

Manche Einheimische nutzen die Lagune sogar für ein erfrischendes Bad; darauf können wir aber gerne verzichten. Alles muss man schließlich auch nicht ausprobieren…

Für unseren zweiten Tag in Ica haben wir eine „City Tour“ gebucht, die um ein Uhr mittags startet und etwa drei Stunden dauern soll. Werden wir da etwa manches noch einmal sehen? Zunächst bringt uns ein Kleinbus hinaus nach Huacachina. Dort müssen wir in ein anderes Fahrzeug einsteigen und auf weitere Mitfahrer warten. Schließlich fahren wir wieder hinein nach Ica, direkt an die Plaza de Armas. Hier steigen noch einige Fahrgäste und eine „Reiseleiterin“ zu. Sie gibt einige Informationen zum Stadtzentrum; danach steuert unser Fahrer aus der Stadt hinaus. Ja klar, eine Weinkellerei steht auf dem Tourplan! Die Gegend hier um Ica und Pisco ist das Zentrum des peruanischen Weinbaus – Flüsse aus den Anden machen das in der Wüste möglich! Irgendwo am Stadtrand halten wir an der Bodega „El Catador“. Ein gut gelaunter Weinvertreter empfängt uns, kleine Pappbecher werden ausgeteilt, und los geht die „Degustación“. In schneller Folge dürfen wir sechs verschiedene Weine, Brände (dem Grappa ähnlich, hier Pisco genannt) und Creme-Liköre probieren und haben anschließend Gelegenheit zum Einkauf.

Die Tourleiterin spricht uns auf Englisch an: Woher wir kommen? Aus Deutschland, schön! Da hat sie auch schon neun Monate gelebt, in Singen bei ihrer Cousine. Mit der Weinprobe sind wir übrigens noch nicht fertig – zwei Häuser weiter wird sie fortgesetzt!

Weitere neun Probierschlücke bekommen wir verabreicht: Auch wenn es sich immer nur um kleine Mengen handelt, summiert sich das mit der Zeit doch ganz ordentlich – und das nachmittags um drei bei sommerlichen Temperaturen!

Quer durch die Stadt fahren wir anschließend zu einer kuriosen Sehenswürdigkeit – der „Palme mit sieben Köpfen“. Es handelt sich dabei um einen Baum, aus dessen Mitte sieben Stämme herausgewachsen sind, die aber nicht nach oben ragen, sondern sich in eigenwilligen Formen in alle Richtungen winden – kein Wunder, dass die Einheimischen diesem jahrhundertealten Gewächs magische Kräfte zuschreiben. Für uns ist dies der Endpunkt der Tour: Wir verzichen darauf, noch einmal nach Huacachina hinauszufahren und lassen uns mit einem Taxi zurückbringen. Um 19 Uhr werden wir zum ersten Mal mit einem Nachtbus losfahren – zwölf Stunden südwärts nach Arequipa!

Hallo ihr zwei,
bei 30 Grad lässt es sich aushalten. Hier bei uns ist es am Morgen schon ziemlich kalt. Ich erlebe auch bei weitem keine solch interessanten Dinge.😏Jedoch Ihr schafft es immer wieder, dass ich ein bisschen „mitreisen“ kann. Weiter so!!!!
LG Lioba .
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Liebe Lioba,
wir nehmen dich auch weiterhin gerne mit auf unserer Reise!
Sind nach über 13 Stunden (ja, so genau sind die Zeitangaben wohl nicht…) in Arequipa angekommen und ruhen uns erstmal in unserem Hotelzimmer ein bisschen aus!
Ein schönes Wochenende und liebe Grüße!
Jana u. Wolfgang
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Hallo Jana und Wolfgang, der Versuch Euch eine Mail und eine Einladung für unseren Reiseblog zu schicken (lange nicht so perfekt wie Eurer!!!) ging leider schief (roemer-rain@gmx.de kam fehlerhaft zurück). Bitte schreibt uns eine Mail an chrismari.kluge@gmx.de oder marina_richter@ gmx.de.
Es wäre schade, wenn der Kontakt abbrechen würde.
Viele Grüße und gute Reise
Christian und Marina
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