Arequipa.
Wir sind im Süden von Peru angekommen! Arequipa, unser derzeitiger Standort, über den noch ein eigener Beitrag geschrieben werden wird, ist der beste Ausgangspunkt für den Besuch eines der tiefsten Canyons der Welt – den Colca Canyon. Wer das, wie wir, mit einem Tagesausflug tun will, muss allerdings sehr früh aufstehen: Für drei Uhr hat uns der Mitarbeiter der Reiseagentur, über die wir diese Fahrt gebucht haben, an die Rezeption unseres Hotels Palladium gebeten. Vom sehr freundlichen Nachtportier bekommen wir sogar noch ein Frühstück. Dann sitzen wir erwartungsvoll da; aber es tut sich nichts… Das hatten wir doch schon mal, vor zehn Tagen in Huaraz beim Ausflug zur Laguna 69! Ein echtes Deja-vú! Gegen 3.30 Uhr wird der Rezeptionist etwas unruhig. Er lässt sich die Nummer unserer Agentur geben und fragt nach: Doch, doch, alles in Ordnung, der Bus ist unterwegs. Tatsächlich, um zehn vor vier Uhr kann es dann endlich losgehen: Der Guide namens Mario entschuldigt sich: Wir – und eine fünfköpfige peruanische Familie, die ebenfalls in unserem Hotel wohnt – sind die letzten, die abgeholt werden, und manche Mitreisenden waren leider etwas unpünktlich… Drei Stunden dauert die Fahrt in einsamer Bergwelt durch die allmählich einsetzende Morgendämmerung, ehe wir die ersten Blicke in den Colca Canyon, etwa 100 Kilometer nördlich von Arequipa gelegen, werfen können.

Nach einem schnellen Frühstück in einer kleinen Dorfkneipe halten wir wenige Kilometer weiter in Maca. Das kleine Andendorf verfügt mit der Kirche Santa Ana aus der Mitte des 18. Jahrhunderts über ein architektonisches Kleinod, das für jede Reisegruppe zum Pflichtstopp zählt.

Dementsprechend hat sich die Dorfbevölkerung auf die Touristen eingerichtet. Stände mit Textilien und Andenken laden rund um die Kirche zum Kauf ein; außerdem posieren in Trachten gewandete Einheimische mit bunt geschmückten Lamas und Schafen und bieten den Fremden die Möglichkeit, sich mit einem Adler auf dem Kopf oder auf der Schulter ablichten zu lassen.

Doch bald zieht es uns weiter zu noch interessanteren Zielen. Nach einer weiteren halben Stunde auf mittlerweile holprigen, staubigen Pisten ist der Aussichtspunkt Wayra Punku erreicht. Von hier genießen wir herrliche Ausblicke in das sich immer tiefer einschneidende Flusstal des Colca, an dessen Flanken auf über 3.000 Metern Meereshöhe intensiver Ackerbau betrieben wird. Wie Mario erklärt, wurden hier schon in der Vor-Inka-Zeit viele terrassenförmige Felder angelegt, um Kartoffeln anzubauen. Von ihnen gibt es übrigens etwa 3.000 Sorten – schließlich stammt der Erdapfel von hier! Die Ureinwohner lagerten die Feldfrüchte dann in kühlen Felshöhlen, deren Quechua-Bezeichnung „Colca“ lautet. Daher rührt also der Name des Tals…

Doch bald drängt Mario zum Aufbruch. Wir müssen weiter, so schnell wie möglich zum Cruz del Condor! Der Grund dafür ist jedem einsichtig: Die auf 3.800 Metern Höhe gelegene Aussichtswarte ist der perfekte Ort, um den sagenumwobenen Andenvogel schlechthin, den Kondor, beim Flug zu beobachten – aber dafür muss man rechtzeitig vor Ort sein, denn die riesigen Greifvögel mit einer Spannweite bis zu drei Metern nutzen dafür die morgendliche Thermik.

Bergeinsamkeit gibt es am Cruz del Condor freilich nicht: Wir sehen schon von Weitem hunderte von Besuchern, die genau wie wir gebannt die faszinierenden Flugkurven der größten Greifvogelart verfolgen. Da wir eine Dreiviertelstunde Zeit haben, gelingt es uns allmählich auch, einen richtig guten Beobachtungsplatz zu ergattern.

Neben den eleganten Segelflügen der Kondore erleben wir hier die faszinierende Landschaft des Canyons so richtig.

An der tiefsten Stelle weiter hinten im Tal fällt die Schlucht mehr als 3.200 Meter tief ab, doch auch hier ist die Szenerie schon hochgradig beeindruckend.

Ein weiterer Aussichtspunkt, an dem wir auf der Rückfahrt anhalten, bietet herrliche Panoramen der in vielen Stufen terrassierten Landschaft. Ein absolutes Juwel in Perus so vielgestaltiger Natur!

Und die hat nahe des kleinen Ortes Yanque für uns auch etwas Entspannung zu bieten. Direkt am Ufer des Colca-Flusses entspringen hier heiße Quellen. Mittlerweile gibt es mehrere kleine Thermalbäder; wir besuchen ein besonders malerisch gelegenes namens Los Tambos, das nur über eine wackelige Hängebrücke zu erreichen ist.

Glücklich auf der anderen Seite angekommen, finden sich dort etliche mit Natursteinen gemauerte Becken, in denen das Thermalwasser in unterschiedlichen Temperaturen eingefasst ist. Teilweise sind sie überdacht, teilweise unter freiem Himmel direkt neben dem Fluss. Eine Stunde haben wir dort Zeit, danach gibt es im nahe gelegenen Städtchen Chivay ein richtig gutes Mittagessen mit reicher Auswahl vom Buffet.

War’s das schon? Der Bus nimmt auf jeden Fall wieder Kurs Richtung Arequipa. Doch schon bald offenbart sich uns, was uns heute Morgen in der Dämmerung noch verborgen blieb: Die Straße schraubt sich höher und höher in eine immer karger werdende Landschaft – wir müssen unwahrscheinlich hoch oben sein! Dann meldet sich Mario zu Wort: „Dort vorne halten wir an, dann sind wir am höchsten Punkt des Patapampa-Passes angekommen: auf 4.910 Metern!“ Schon wieder ein neuer Höhen-Rekord! Das ist so, als wären wir mal eben mit dem Bus auf den Montblanc gefahren!

Ringsherum entfaltet sich von hier ein phänomenaler Blick auf zahlreiche Vulkane.

Viele von ihnen gehören der Cordillera de Chila an; der 5.976 Meter hohe Sabancaya gibt sogar deutlich sichtbare Rauchzeichen von sich.

Ein paar hundert Meter tiefer, auf etwa 4.500 Metern, aber immer noch hoch in den Anden, weiden auf einer Hochebene in der Reserva Nacional Salinas y Aguada Blanca Lamas, Alpakas und Schafe – ein friedlicher Anblick in der weiten, stillen Landschaft.


Glück haben wir, als wir einige Kilometer weiter auch noch eine kleine Vikunja-Herde zu Gesicht bekommen. Die wildlebenden Verwandten der Alpakas, die in Höhenlagen von 3.500 bis 5.000 Metern zu finden sind, waren vor 50 Jahren bis auf wenige tausend Exemplare ausgerottet; ihr Bestand hat sich dank strenger Schutzmaßnahmen inzwischen aber wieder auf etwa 200.000 erhöht.

Bis wir schließlich gegen 17 Uhr in Arequipas Innenstadt zurückgekehrt sind, tun sich uns auf dem weiteren Rückweg noch zahlreiche eindrückliche Landschaftspanoramen vor den Busfenstern auf – sie runden diesen tollen Ausflug wirkungsvoll ab!

I’d rather be a sparrow than a snail… Da hab ich mir doch – gleich passend zu El Condor Pasa – mal wieder meine gute alte Simon & Garfunkel CD angehört.
Wunderschöner Reisebericht zu wunderschönen Bildern!
Da kann das regnerisch-windige Kesseltal leider nicht mithalten 😉 Aber dafür haben wir mittlerweile wunderschön bunte Herbstwälder 🌻🍁🍃🍂
Ich wünsche euch weiterhin eine wunderschöne Zeit! Bis bald mal wieder 😊
LG Daniela
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Hallo Daniela,
hab dir gerade eine WhatsApp geschrieben…
Ja, so bunte Wälder wie in Deutschland gibts hier nicht – aber darauf können wir dieses Jahr auch mal verzichten!
LG Jana und Wolfgang
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