Cusco.

Als Hauptstadt des Inkareiches ist Cusco von einer Reihe von beeindruckenden Festungen und Heiligtümern umgeben, die nach der Eroberung durch die Spanier zwar in Ruinen verwandelt wurden, aber immer noch beeindruckend genug sind, um einen Besuch dort absolut lohnenswert sein zu lassen. Unsere Gastgeberin Ingrid hat uns auch hier wieder weitergeholfen: Der Eintritt für zahlreiche dieser Orte ist in dem zehn Tage gültigen Boleto Turistico der Stadt Cusco, das wir gestern erstanden haben, inbegriffen; aber wie man die außerhalb der Stadt liegenden Stätten am besten besucht, hätten wir erst mühsam herausfinden müssen. Vier dieser Ruinen liegen recht nahe nebeneinander und nicht weit von Cusco entfernt; für sie ist es besser und entspannter, ein Taxi zu mieten, das dann jeweils wartet, bis wir alles gesehen haben. Ingrid hat für uns einen Fahrer organisiert, der diese mehrstündige Fahrt für 70 Soles anbietet. Pünktlich werden wir an der Haustür abgeholt. Erster Stopp ist hoch über Cusco Saqsayhuaman, eine auf etwa 3.700 Metern gelegene weitläufige Bergfestung. Sie beeindruckt immer noch durch ihre Ausmaße, obwohl nur noch 20 Prozent erhalten sind. Alles andere wurde von den Spaniern abgetragen und zum Bau von Häusern unten in der Stadt verwendet.

Gewaltige Ausmaße: Inka-Festung Saqsayhuaman
Gewaltige Ausmaße: Inka-Festung Saqsayhuaman

Saqsayhuaman wurde im 15. Jahrhundert während der Expansionsphase der Inkas zum einen als Verteidigungsanlage errichtet, diente aber wohl auch repräsentativen und möglicherweise zusätzlich religiösen Zwecken. Ihre Einzelgebäude und Räume wurden auf mehreren Ebenen errichtet und sind jeweils von massiven, schützenden Mauern umgeben.

Tempelbereich der Festung
Tempelbereich der Festung

Faszinierend ist die Bautechnik der gewaltigen Anlage: Die Inka transportierten riesige Felsbrocken aus einem 20 Kilometer entfernten Steinbruch heran und bearbeiteten die Steine dann so, dass sie fugenlos ineinanderpassten. Der größte Einzelstein, der in einer der Mauern steckt, hat die unfassbaren Ausmaße von 9 x 5 x 4 Metern und wiegt 200 Tonnen! Bis heute ist unklar, wie die Inka das bewerkstelligt haben.

Einzigartig: die Bautechnik der Inka
Einzigartig: die Bautechnik der Inka

Jedenfalls hätten sich die Herrscher keinen besseren Ort für ihre Festung heraussuchen können, was den fantastischen Blick auf Cusco angeht: Von einem Aussichtspunkt blicken wir direkt auf die Plaza de Armas hinunter, die uns hier zu Füßen liegt. Zudem sehen wir, wie sich die gesamte Stadt über den weiten Talkessel erstreckt und die Randsiedlungen allmählich die Hänge hinaufwachsen.

Herrlicher Blick auf die Plaza de Armas
Herrlicher Blick auf die Plaza de Armas

Nur wenige hundert Meter entfernt liegt Q’enqo, ein sogenannter Waka. Damit bezeichneten die Inka ihre heiligen Plätze. Im Falle von Q’enqo sind es eigenwillige Felsformationen mit Höhlengängen, denen von den Ureinwohnern magische Kräfte zugesprochen wurden.

Für die Inkas ein heiliger Platz: Felsformationen von Q'enqo
Für die Inkas ein heiliger Platz: Felsformationen von Q’enqo

In den Höhlen fanden auch Zeremonien statt, bei denen Verstorbene zu Grabe gelegt wurden.

In den Höhlen fanden Bestattungsrituale statt
In den Höhlen fanden Bestattungsrituale statt

Unser Fahrer, ein freundlicher älterer Herr, der in den Wartepausen klassische Musik hört, bringt uns anschließend zur nächsten Anlaufstelle – der Festungsruine Puka Pukara, in einer friedlichen Berglandschaft mit weidenden Schafen gelegen.

In friedlicher Berglandschaft gelegen: Die Festung Puka Pukara
Die Festung Puka Pukara hoch in den Anden

Sie besteht aus drei Ebenen: unten eine massive Wehrmauer, auf der zweiten Stufe befinden sich neun Wohn- und Wirtschaftsräume, und die oberste Etage diente wohl als Beobachtungsposten. Im Unterschied zu anderen Inka-Bauten sind die Gebäude hier nicht alle rechteckig, sondern haben wellenlinien- oder auch trapezförmige Grundrisse. Die Mauern sind im typischen Stil errichtet, allerdings sind die Steine wesentlich unregelmäßiger behauen als anderswo – eine Theorie besagt, dass der Bau schnell vorangehen musste, weil in der mutmaßlichen Errichtungszeit, als Pachacuteq herrschte, viele Kriege stattfanden.

Grundmauern der Räume von Puka Pukara
Grundmauern der Räume von Puka Pukara

Friedlicheren Zwecken diente der vierte und letzte Ort, den wir heute besuchen: Tambomachay. Die erhaltenen Mauerreste geben noch einen guten Eindruck davon, dass hier ein Wasserheiligtum bestand. Kleine Bäche und Quellen, die in diesem schmalen Seitental auf gut 3.700 Metern entspringen, waren den Inka als Lebensspender heilig, so dass sie die Wasserläufe in Kanäle einfassten und zudem einen Opfertempel errichteten.

Am Wasserheiligtum Tambomachay
Am Wasserheiligtum Tambomachay

Es scheint aber auch eine Art Erholungsort für den jeweiligen Inka-Herrscher gewesen zu sein, darauf deutet die Bedeutung des Ortsnamens in Quechua hin. In der idyllischen, grünen Berglandschaft konnte er seinen Regierungsgeschäften im nahen Cusco entfliehen und sich der Jagd auf das hier zahlreiche Wild widmen. Europäischen Feudalherren nicht unähnlich…