Wir waren über fünf Wochen in Peru und haben hier so einiges erlebt, was sich sehr von unserem Leben in Deutschland unterscheidet und sicher den ein oder anderen interessiert. Deshalb versuche ich ein paar Dinge so gut es geht zu beschreiben.

Das Familienleben

Die meisten der jungen Familien haben mindestens zwei Kinder, um die sich auch die Väter recht liebevoll kümmern, wenn sie gemeinsame Ausflüge machen. Im Allgemeinen sind aber die Rollen klassisch verteilt, das heißt, die Frauen bleiben mit dem Nachwuchs daheim und kochen, waschen und putzen, während die Väter arbeiten. Ansonsten haben aber vor allem die Frauen das Sagen, managen alles und packen auch mal hart mit an.

Was aber sehr auffällig ist: dass es so gut wie keine Kinderwägen gibt. Die Frauen tragen ihre Babys entweder in einem Tuch auf den Rücken geschnürt, in dem sie sich kaum bewegen können, oder eingewickelt in einer Decke im Arm. Wer schon Kinder großgezogen hat, weiß, wie schwer die lieben Kleinen mit der Zeit werden und wie gut es tut, sie mal im Kinderwagen ablegen zu können. Was ich mich aber immer frage, wenn ich diese Mütter sehe: Was passiert mit den Kleinen, wenn die Mamas einmal stolpern oder stürzen?OLYMPUS DIGITAL CAMERA

So tragen die meisten Frauen ihre Kinder
So tragen die meisten Frauen ihre Kinder

Gestern ist mir eine Mutter aufgefallen, die als Busbegleiterin arbeitet. Sie hatte ihre vielleicht 15 Monate alte Tochter einfach mit einem Tuch am Bussitz festgebunden. Allerdings nicht im Sitzen – nein, die Kleine musste die ganze Zeit stehen und versuchte sich immer wieder hinzusetzen, was ihr aber durch die feste Schnürung nicht gelang.

Somit bin ich gleich beim Thema Busfahren.

Die Busse und der Verkehr

Die Peruaner fahren ziemlich chaotisch und es wird gehupt, was das Zeug hält. An manchen Kreuzungen steht zwar die sogenannte „Policia de transito“ und versucht den Verkehr trotz funktionierender Ampeln zu regeln, aber diese wird von den Fahrern meist nicht beachtet, was vermutlich daran liegt, dass die meisten der Polizisten Frauen sind. Was uns auffällt, sind die vielen VW-Käfer. Der überwiegende Teil auf den Straßen sind jedoch Taxis. Wer sich von den Peruaner ein Auto leisten kann, kauft sich auch gleich ein „richtiges“: einen SUV oder ähnliches.

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Auf den Straßen findet man überwiegend Taxis

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Gut, dass wir nicht mit dem Auto oder noch schlimmer, mit einem Wohnmobil, in Peru unterwegs sind. Da wir aber nur, wenn es nicht anders geht, mit dem Taxi fahren und ansonsten die öffentlichen Busse nutzen, erleben wir so einiges, was das Thema Busfahren betrifft. Das beste wäre, einige solcher Szenen zu filmen, doch das ist aufgrund der vielen Leute, die in die Busse gestopft werden, gar nicht möglich.

Der Großteil der Busse sind sogenannte „Colectivos“, die meist privat von Familien betrieben werden. Es sind kleinere Busse, von der Größe her vergleichbar mit unseren VW- oder Mercedes-Bussen, nur eben uralt und nicht für europäische Beine ausgelegt. Hat man denn mal einen Platz ergattert, schlafen einem in kurzer Zeit die Gliedmaßen ein, weil man nicht weiß, wohin mit ihnen. Oft muss man die Beine zwischen Eisenstangen oder Vordersitze quetschen, was so manchen blauen Fleck erzeugt. Meistens stehen wir aber, und dann heißt es Kopf einziehen!

Fahrpläne gibt es nur für die Fernbusse. Alle anderen Fahrten mit öffentlichen Bussen funktionieren so: Man stellt sich an eine Haltestelle. Meist kommen die Colectivos im Minutentakt. Die Türen gehen auf, die Busbegleiter treten raus, schreien alle kommenden Haltestellen lauthals aus. Für uns nicht immer verständlich. Da heißt es schnell nachfragen, ob unsere gewünschte Haltestelle angefahren wird. Dann bekommt man entweder ein si oder no zur Antwort, und wehe, man ist nicht schnell genug beim Einsteigen. Mit einem „sube, sube, sube“ (rein, rein, rein) wird man reingetrieben und mit einem „baja, baja, baja“ wieder raus.

Ist man dann endlich am gewünschten Ort, ruft man laut „baja!“ durch den Bus, steigt aus und drückt dem Busbegleiter oder der Busbegleiterin sein Fahrgeld in die Hand, meist nur Centbeträge.

Unterwegs kämpfen die Busse um jeden Meter, damit sie vor der Konkurrenz die nächste Haltestelle anfahren können, und die Fahrgäste bei ihnen einsteigen. Am schlimmsten ist es aber an den Haltestellen direkt. Hier wird gerangelt und gehupt und dem „Gegner“ der Weg abgeschnitten.

Ganz anders sieht es beim Reisen mit den Fernbussen aus. Die sind so komfortabel, dass man meint, man wäre nicht in Peru, sondern auf einem anderen Kontinent. Für diese Busse können die Fahrgäste verschiedene Platzkategorien wählen, je nachdem, wie bequem sie es haben wollen. Da gibt es die cama-Klasse (Bett), bei der man die Sitze bis auf 180° herunterklappen kann, oder die semi-camas (Halbbett), die entweder auf 140° oder 160° verstellt werden können. In der VIP-Kategorie sind noch dazu die Sitze breiter. Innen sieht es aus wie in einem Flugzeug. Auch die Serviceleistungen sind entsprechend. Es gibt kalte und warme Getränke, bei Nachtfahrten wird am Abend zusätzlich ein warmes Essen serviert. Bei Fahrten am Tag halten die Busse meist für eine Mittagspause an einem Restaurant. Wie immer in Peru – Verhungern ist nicht möglich!

Im Nachtbus der Busgesellschaft Cruz del Sur
Im Nachtbus der Busgesellschaft Cruz del Sur
Die Semi-Bett-Klasse von "Oltursa"
Die Semi-Bett-Klasse von „Oltursa“

Die Preise für die Nachtbusse sind zwar etwas teurer, aber mit ca. 25 Euro immer noch günstig. Zudem spart man sich ja eine Übernachtung im Hostel.

Pünktlich sind sie aber auf jeden Fall, auch wenn die Uhren im Bus, wie überall im Land, falsch gehen. Ob das auf Kirchtürmen oder öffentlichen Gebäuden ist, egal wo, wir haben fast noch keine Uhr gesehen, die richtig geht!

Die Häuser

Was uns hier in Peru schnell aufgefallen ist, ist die etwas eigentümliche Bauweise der Häuser. Sie sind oft in einem einfachen quadratischen Grundriss aus Ziegeln gemauert. Verputzt wird aber nur die zur Straße gewandte Seite und meist auch gestrichen.OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Sind wir in den Hochlagen unterwegs, ist es in den Wohnungen und Restaurants eiskalt. Dort sitzen dann alle mit dicken Winterjacken da, weil es keine Heizungen gibt. Eine ganze Familie in Jacken abends auf der Couch ist für uns schon ein sehr ungewohntes Bild!

Comidas y Bebidas (Essen und Getränke)

Eigentlich essen Peruaner den ganzen Tag. Zum Frühstück werden oft schon ganze Mittagessen mit Reis, Fleisch, Kartoffeln verzehrt; das Gleiche findet dann am Mittag statt, nur dass da noch eine Suppe dazukommt und als dritter Gang der Nachtisch (meist ein süßes Kompott oder eine Gelatine).

Typische Speisen sind

Ceviche: kleingeschnittener, roher Fisch, der ca. 15 Minuten mit Limettensaft mariniert wird, wodurch das Eiweiß wie beim Kochen gerinnt, dazu rote Zwiebelwürfel, Aji (eine besondere Chiliart) und kleingeschnittener Rocoto (scharfes paprikaähnliches Gemüse)

Ceviche - Wolfgangs Lieblingsgericht
Ceviche – Wolfgangs Lieblingsgericht

Chaufa: gebratener Reis mit Gemüse, Eiern, Fleischwürfeln und Sojasoße

Chicharron: frittierte Fleischstücke vom Huhn, Schwein oder Fisch

Anticucho: gegrillte Rinderherzen am Spieß

Cuy: gegrilltes oder frittiertes Meerschweinchen

Cuy gibt´s im ganzen Land
Cuy gibt´s im ganzen Land

am Meer: viel Fisch und Meeresfrüchte

im Süden:

Rocoto relleno: gefüllte scharfe Paprikaschoten

Rocoto relleno - Janas Lieblingsgericht
Rocoto relleno – Janas Lieblingsgericht

Alpakasteaks

Alpakasteak mit Quinoa - ein echter Leckerbissen
Alpakasteak mit Quinoa – ein echter Leckerbissen
Eine Spezialität aus Arequipa- Crepe aus Cocamehl
Eine Spezialität aus Arequipa- Crepe aus Cocamehl

Getränke:

Inca Kola: ein süßes limonadenartiges, nach Kaugummi schmeckendes Getränk, das es seit 1935 gibt und Coca Cola Konkurrenz machen wollte, aber inzwischen von ihnen aufgekauft wurde0443a

Chicha morada: ein aus rotem fermentiertem Mais hergestelltes traditionelles Getränk der Indigenen, das sowohl kalt als auch warm getrunken werden kann

Chicha morada - hier frisch zubereitet und ohne Zucker!
Chicha morada – hier frisch zubereitet und ohne Zucker!

Kaffee: Obwohl Kaffee hier angebaut wird, wird er von den Peruanern wenig getrunken und wenn, dann nur in löslicher Form oder als Kaffee pasado (starker Kaffee, der in heißes Wasser gegossen wird)

Möchte man einen café con leche (mit Milch), bekommt man statt der Tasse heißen Wassers eine Tasse warmer Milch und schüttet dann dort den Kaffee rein.

So wird Kaffee serviert
So wird Kaffee serviert

In großen Städten haben aber schon die guten italienischen Kaffeespezialitäten Einzug gehalten, die meist jedoch von Touristen getrunken werden.

Fruchtsäfte: fast zu jeder Mahlzeit getrunken und richtig gut, wenn sie frisch gepresst sind

Ansonsten trinken die Peruaner viel Tee, vor allem Coca- oder wie am Titicacasee Muña-Tee und kaum Bier.

Links Minztee und rechts Cocatee
Links Pfefferminztee und rechts Cocatee

Besonders im Norden wurde man von den Einheimischen schon etwas schräg angeschaut, wenn man ein Bier zum Abendessen bestellte, besonders als Frau!

Bier bekommt man schon mal auch in einer Literflasche serviert, normal sind aber 620ml
Bier bekommt man schon mal auch in einer Literflasche serviert, normal sind aber 620ml

Rauchen sieht man so gut wie keine Leute hier.

Im Allgemeinen sind die Peruaner sehr liebenswert, wenn auch etwas zurückhaltend in ihrer Art. Trotz des vielen Mülls, der überall herumliegt, haben wir uns in Peru sehr wohl gefühlt. Hier gibt es nicht nur hohe Berge, sondern auch schöne Strände, eine ausgedehnte Wüste an der Küste, tolle Städte, viele Ruinen und der größte Teil des Landes ist sogar Dschungel. Den wollen wir aber erst in Bolivien besuchen.