San Pedro de Atacama.
Am heutigen Montag heißt es wieder einmal sehr früh aufstehen: Schon kurz nach 4.30 Uhr holt uns ein Kleinbus von unserem Hostel ab. Diesmal sind wir – Premiere! – die ersten Fahrgäste; wir gondeln also erst einmal kreuz und quer durchs nächtliche San Pedro, bis der Bus voll ist und die 90 Kilometer lange Strecke nach El Tatio in Angriff nimmt.
Gegen sieben Uhr sind wir schließlich angekommen – wieder einmal hat uns die Fahrt ins Hochgebirge geführt. Auf 4.280 Metern, nördlich von San Pedro und nahe der bolivianischen Grenze, liegt in einem gewaltigen Vulkankrater das nach dem Yellowstone-Nationalpark in den USA und den Dolina Geiserow auf der russischen Kamtschatka-Halbinsel drittgrößte Geysirfeld der Welt.

Hier befinden sich, wie unsere Führerin erklärt, mehr als 80 aktive Geysire, deren Aktivitäten sich teilweise auf den Ausstoß von Dampfwolken beschränken, während andere regelmäßige Ausbrüche von Wassersäulen zu verzeichnen haben.

In der morgendlich kalten Luft von – 5° Celsius sieht man überall den Dampf in dem weitläufigen Gebiet aufsteigen, und wir werden auch zu Wassergeysiren geführt, deren Ausbrüche alle paar Minuten stattfinden. Auch wenn ihre Wassersäulen nicht wie etwa in Island oder im Yellowstone 40, 50 Meter hoch in den Himmel steigen, so ist die Beobachtung dieses geothermischen Phänomens doch immer wieder ein ganz besonderes, beeindruckendes Erlebnis.

Danach werden wir zu einem natürlichen Thermalbecken am Rande des Geysirfeldes gebracht. Im Gegensatz zu unserer Tour in Bolivien vor einer Woche ist es für uns diesmal unkomplizierter, die Kleidung zu wechseln, und so legen auch wir uns für etwa 20 Minuten in das naturnah gestaltete, warme Becken. Allerdings müssen wir uns mehrmals eine andere Stelle suchen, um eine einigermaßen angenehme Temperatur zu erwischen. Bei den immer noch kalten Außentemperaturen kühlt das Wasser nämlich schnell ab; andererseits läuft man Gefahr, sich zu verbrühen, wenn man zu nah an den Zulauf des heißen Thermalwassers kommt.

Auf der Rückfahrt kommen wir zunächst an einem von den heißen Quellen gespeisten Feuchtgebiet vorbei, an dem viele Wasservögel ihren Lebensraum haben, das aber auch die hier zahlreich anzutreffenden Vikunjas als Tränke nutzen.

Einige Kilometer dahinter, in einem abgeschiedenen Seitental, liegt auf 4.080 Metern Machuca – ein kleines indigenes Dorf von Hirten, das inzwischen nur noch eine Einwohnerzahl von neun Personen aufweist. Und die hätten den abgeschiedenen Flecken wohl auch längst verlassen, würden nicht Tag für Tag busweise Touristen hierher gekarrt werden.

Eine halbe Stunde haben wir hier Zeit – die können wir wahlweise dazu nutzen, um uns in einer lange Schlange an einem Imbissstand einzureihen, um Gegrilltes vom Lama zu kaufen oder uns ein bisschen im Dorf umzusehen. Wir wählen letztere Option und spazieren zur weiß getünchten, in Adobe-(Lehmziegel)bauweise errichteten Dorfkirche, die seit 1933 in dominierender Position über den paar Häusern steht.

Anschließend fahren wir durch ein beeindruckendes Kakteental wieder zurück nach San Pedro.

Dort haben wir für den Abend noch eine zweite Aktivität gebucht. Treffpunkt dafür ist aber erst um 20.45 Uhr vor der Agentur; deswegen beschließen wir vorher noch ein Bier trinken zu gehen. Da haben wir die Rechnung allerdings (fast) ohne den Wirt gemacht… In den Speiserestaurants gilt hierzulande nämlich die Regelung, dass alkoholische Getränke nur zusammen mit einem Essen ausgeschenkt werden dürfen! Lediglich in einer reinen Bar haben wir Glück.
Nun aber schnell zur Agentur – hier in der Atacamawüste herrschen dank geringer Lichtverschmutzung und einer äußerst trockenen Luft ideale Voraussetzungen zum Sterngucken. Entsprechend gibt es für Touristen Angebote zu astronomischen Touren, die sinnvollerweise erst nach Einbruch der Dunkelheit beginnen. Die großen wissenschaftlichen Teleskope hoch oben in den Bergen bekommt man dabei zwar nicht zu Gesicht, aber interessant sollte der Blick zum Himmel allemal werden… Doch als wir in der Agentur ankommen, drückt man uns ein Telefon in die Hand: „Hier, euer Guide ist dran!“ Der Gute hat sich angeblich wegen einer Autopanne verspätet und kann die Tour heute nicht machen. Ob es morgen auch geht? Schwerlich, denn da fahren wir ja bereits weiter nach Argentinien! Dann bringt er uns halt das Geld zurück, in einer Dreiviertelstunde kommt er an unser Hostel… Die Agenturchefin sieht offensichtlich ihren Anteil davonschwimmen, telefoniert hektisch mit einem anderen Büro und fordert uns dann dazu auf, mit einer Mitarbeiterin dahin zu laufen, wo die andere Tour startet. Wir sind etwas verunsichert: Was ist dann mit dem Geld, müssen wir nochmal zahlen…? Das klärt sich schließlich. Unser eigentlicher Guide wird den Betrag morgen beim „Ersatzveranstalter“ vorbeibringen. Was aber die folgenden zwei Stunden passiert, kann uns nicht begeistern. Bei unserer gebuchten Tour war uns jeweils ein Teleskop für zwei Personen zugesagt worden – hier stehen, ein paar Kilometer außerhalb von San Pedro, nur zwei Teleskope für 20 Leute herum. Der Guide erklärt recht viel, aber was wir da für fast 30 Euro pro Person geboten bekommen, ist das Geld eigentlich nicht wert. Einige Sternennebel und weit entfernte Galaxien können wir immerhin sehen; Mars und Venus dagegen erscheinen nicht viel anders als mit bloßem Auge, nur ein wenig vergrößert. Fazit: ein Blick durchs Ofenrohr; nicht unbedingt weiterzuempfehlen…
