Foz do Iguaçu.

Bei kühlen, wirklich herbstlich anmutenden Temperaturen verlassen wir gegen halb zehn Uhr abends Curitiba mit dem Nachtbus. Anders als wir das von unseren bisherigen Nachtfahrten aus Peru und Argentinien gewohnt waren, gibt es im Bus keine Verpflegung; doch zum Glück hatten wir damit gerechnet und waren zuvor in der Stadt noch einen Snack essen. Ein weiterer Unterschied: Mitten in der Nacht, gegen zwei Uhr, gibt es eine längere Pause an einer Raststätte, sodass wir zwangsläufig wieder wach werden. Da haben wir schon ungestörter geschlafen…

Kurz nach sieben Uhr haben wir die mehr als 630 Kilometer lange Strecke nach Foz do Iguaçu hinter uns gebracht, fragen uns durch, mit welchem Linienbus wir vom Fernterminal zum Stadtterminal kommen und laufen von dort zum nahe gelegenen Hotel Mirante. Unser Zimmer können wir um diese morgendliche Stunde noch nicht beziehen; aber zumindest dürfen wir unser Gepäck abstellen und können uns schnell umziehen und frisch machen – wir wollen heute Vormittag ohnehin gleich in den Parque Nacional do Iguaçu. Dazu gehen wir wieder zum Stadtterminal, erkundigen uns nach der passenden Linie und fahren anschließend knapp 30 Kilometer Richtung Südosten – bis zum Besucherzentrum des Nationalparks mit dem städtischen Bus, anschließend mit einem doppelstöckigen Bus der Parkverwaltung. Nachdem wir in den letzten Wochen nur wenigen ausländischen Touristen begegnet sind, sind wir hier nun wieder an einem Ort, wo sich die ganze Welt trifft. Schon wenige Meter, nachdem wir am Beginn des 1.200 Meter langen Panorama-Fußweges ausgestiegen sind, genießen wir einen ersten grandiosen Überblick über die Wasserfälle.

Erster Eindruck von den Wasserfällen…

Sie stellen alles in den Schatten, was wir an Katarakten bislang jemals gesehen haben: Verschiedene Buchten und Schluchten lassen auf einer Gesamtlänge von 2.700 Metern insgesamt 275 Wasserfälle zwischen 64 und 82 Meter in die Tiefe stürzen. Damit sind sie weit mehr als doppelt so breit wie die Niagara-Fälle; die Victoria-Fälle, zwischen Sambia und Simbabwe gelegen, weisen eine höhere Falltiefe auf und haben den breiteren einzelnen Fall – insgesamt handelt sich hier aber um die breitesten Wasserfälle der Welt!

Endlos breit: die Iguazu-Fälle

Hinter der Weltberühmtheit der Fälle tritt der Fluss selbst ziemlich zurück, obwohl er wahrlich kein kleiner ist: Mehr als 1.300 Kilometer fließt der Iguazu (sein Name bedeutet in der Guaraní-Sprache Großes Wasser) aus der Hochebene, auf der auch Curitiba liegt, Richtung Westen, ehe er kurz hinter den Wasserfällen in den Paraná mündet.

Wo aus dem Fluss ein Wasserfall wird…

Die Wasserfälle, die schon über dreißig Jahre zum UNESCO-Weltnaturerbe zählen und vor einigen Jahren bei einer Internet-Abstimmung zudem zu einem der sieben Welt-Naturwunder gekürt wurden, sind übrigens geteilt: Der größere westliche Teil gehört zu Argentinien, der östliche Teil zu Brasilien. Von der argentinischen Seite kommt man angeblich näher an die Fälle heran und auf der brasilianischen Seite hat man den besseren Gesamtüberblick – wir werden den Vergleich noch bekommen, doch heute erfreuen wir uns erst einmal an diesem unglaublichen Naturschauspiel.

Blick in den Garganta do Diabo – den Teufelsschlund

Der Fußweg führt am Fluss entlang, teilweise aber auch über eine faszinierende Brückenkonstruktion übers Wasser hinweg bis direkt an den Abgrund.

Der Fußweg führt übers Wasser zum Abgrund

Eine andere Aussichtsplattform kann man mit einem Aufzug erreichen, um sich auch von oben einen besseren Eindruck machen zu können.

…und von ganz oben

Die Ausmaße der Fälle sind so gewaltig, dass es unmöglich ist, sie vom Land aus komplett zu überblicken. Man sieht und staunt, läuft hundert Meter weiter – und schaut ungläubig auf den nächsten Schlund, in den sich niemals endende Wassermassen ins Tal ergießen. Es ist ein gigantisches Naturschauspiel; und das zum Glück bei bestem Wetter und wieder sommerlichen Temperaturen, sodass es auch keine Rolle spielt, wenn man durch die Gischt zwischendurch ziemlich nass wird.

Faszination Wasser…

 

Ob man will oder nicht: Mit einem natürlichen Bewohner dieser Gegend wird man als Besucher auf jeden Fall konfrontiert. Der Südamerikanische Nasenbär hat längst entdeckt, dass es bei den Menschen Essbares zu holen gibt und sich im Laufe der Jahre zu einer wahren Plage entwickelt. Nicht nur, dass er im Müll wühlt, wenn er die Gelegenheit dazu hat (die Müllbehälter sind inzwischen so konstruiert, dass sie von den Tieren nicht geöffnet werden können); er schleicht sich bis in die offenen Sitzbereiche der Restaurants, greift in Taschen und springt, wenn er sich unbeobachtet fühlt, sogar auf Tische, um Essen zu stibitzen. Mit seinen Krallen und seinem Gebiss kann er in solchen Situationen durchaus Menschen verletzen – und das kann böse enden, denn der Nasenbär ist ein potenzieller Tollwut-Überträger. Aussehen tun die Viecher übrigens wirklich drollig…

Nett anzusehen, aber oft lästig: Nasenbären am Iguazu