Los Cocos.

Nach vier Tagen geht unser Amazonas-Aufenthalt am Samstag wieder zu Ende. Ein Taxi bringt uns an den kleinen Flughafen von Leticia, der den abgestandenen Charme der 70er Jahre versprüht, und ziemlich pünktlich gegen halb ein Uhr mittags hebt der Airbus 319 von LATAM Airlines ab – es geht zurück in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá. Dort haben wir am Flughafen eine dreistündige Wartezeit zu überbrücken, die wir mit einem guten Mittagessen ausfüllen. Danach fliegen wir mit einer weiteren LATAM-Maschine – diesmal einem Airbus 320 – in wenig mehr als einer Stunde an die Karibikküste nach Santa Marta; wir haben damit also ganz Kolumbien von Süd nach Nord überquert!

Abschied vom Amazonas: Wir steigen in Leticia ins Flugzeug ein

Hier empfangen uns nun tatsächlich die Temperaturen, die wir eigentlich schon am Amazonas erwartet hatten: Es ist zwar schon abends um halb sieben Uhr, doch es hat immer noch über 30 Grad und es herrscht eine hohe Luftfuchtigkeit. Santa Marta, eine der ältesten spanischen Städtegründungen auf dem amerikanischen Kontinent, lassen wir allerdings links liegen: Ein über die Unterkunft bestelltes Taxi bringt uns in die etwa 35 Kilometer nordöstlich liegende Posada Villa Margarita, die auf einem Hügel in Sichtweite des Meers liegt und zu dem nur aus ein paar Häusern zählenden Nest Los Cocos gehört. Rundherum ist alles üppig grün, in dem offenen Essbereich tummeln sich die hauseigenen Hunde, Katzen und Papageien, und beim ersten Frühstück lernen wir das Schweizer Pärchen Ladina und Martin kennen, die genau wie wir drei Nächte hier bleiben werden, sehr interessiert unsere Reisegeschichten anhören und selbst aufregende Pläne haben: Sie wollen nächstes Jahr einen Kleinbus nach Kanada verschiffen und von dort aus die Panamericana in Angriff nehmen – mit zeitlich offenem Ende…

Üppig grüner Küsten-Regenwald…
…rund um die Posada Villa Margarita
Der sprachbegabte Papagei Mateo ist eine der Attraktionen des Hauses

Am Sonntag lassen wir es gemütlich angehen: Wir verlassen die Posada nur, um an den nur wenige Gehminuten entfernten Strand von Los Cocos zu laufen und dort auszuruhen. Hier verteilen sich die paar Touristen, sodass es ziemlich ruhig zugeht – mit Ausnahme der Meeresbrandung, denn die ist hier dermaßen heftig und mit starken Unterströmungen gespickt, dass man nicht weit ins Wasser gehen kann. Zum Abfrischen reicht es immerhin!

Ein gepflegter Fußweg führt hinunter…
…an den wenig besuchten Strand…
…von Los Cocos

Eigentliches Ziel unseres Abstechers hierher ist allerdings der Parque Nacional Natural Tayrona. Los Cocos ist dafür als Ausgangspunkt bestens geeignet, denn mit einem der häufig verkehrenden Colectivos haben wir nach wenigen Fahrminuten den östlichen Parkeingang bei El Zaino erreicht. Hier staunen wir erst einmal nicht schlecht, als wir die lange Warteschlange an der Kasse sehen – an der Küste tummeln sich offensichtlich doch wesentlich mehr Touristen als im Landesinneren von Kolumbien, und entsprechend ist auch der Eintrittspreis recht hoch. Bei den Taschenkontrollen wird genau nachgesehen, was man mit in den Nationalpark nimmt, Glasflaschen und Zigaretten sind nicht erlaubt; auch eine Kopie des Reisepasses ist nötig. Ein weiterer Kleinbus bringt uns anschließend noch ein paar Kilometer weiter bis zu einem Punkt, von dem aus einige Wanderwege beginnen – wir entscheiden uns für den, der in westlicher Richtung parallel zur Küstenlinie geht, und sind damit in guter Gesellschaft mit vielen anderen Besuchern.

Ein schöner Holzbohlen-Wanderweg führt durch den Tayrona-Nationalpark

Über bestens gepflegte Pfade, teilweise mit Holzbohlen und Treppen ausgestattet, laufen wir zunächst durch den dichten, artenreichen Küstenregenwald, immer wieder an großen Felsen vorbei, bis wir nach geraumer Zeit an einem Aussichtspunkt erstmals den rauen, von heftigen Wellen bearbeiteten Strand sehen – diese zum offenen Meer hin gelegenen Küstenabschnitte sind landschaftlich sehr spektakulär, aber das Baden ist hier lebensgefährlich und deswegen auch strikt verboten. Was den landschaftlichen Reiz des Tayrona-Nationalparks noch verstärkt, sind zudem die unmittelbar hinter der Küste aufsteigenden Berge – die Sierra Nevada de Santa Marta ragt bis zu schneebedeckten 5.775 Meter hinauf und ist damit gleichzeitig Kolumbiens höchstes Gebirge und das höchste Küstengebirge der Welt.

Naturbelassener Küstenabschnitt
Abwechslungsreiche Landschaften auf dem Weg

Indigene verkaufen frische Kokosnüsse

Auf unserer fast zweistündigen Wanderung passieren wir einige schöne Strandabschnitte: Arrecifes, wo es einige Unterkünfte für Urlauber gibt, die im Nationalpark übernachten wollen, La Aranilla und La Piscina, wo das Meer ruhiger ist und deswegen auch Schnorchelausrüstung zum Verleih angeboten wird, und noch einmal 20 Minuten später das Cabo San Juan del Guía – hier befinden sich zwei wunderschöne kleine Buchten mit tollen Stränden, ein großer Campingplatz und ein Restaurant, und obwohl mittags kurz nach zwölf Uhr ganz schön viel Betrieb ist, finden wir doch noch einen Schattenplatz und genießen das kristallklare Wasser, die spektakuläre Landschaft und die wohlverdiente Pause nach dem zwar nicht besonders anstrengenden, aufgrund des feuchtheißen Klimas aber doch sehr schweißtreibenden Anmarsch. Der Rückweg dauert später noch lange genug…

Weite Bucht, zum Schnorcheln geeignet: La Piscina
Am Cabo San Juan del Guía
…finden wir einen wunderschönen Badestrand

Blick von der Aussichtsplattform
Auch die Nachbarbucht am Cabo ist traumhaft
Die Restaurants im Nationalpark erhalten Nachschub…