Land und Leute
„Aus Deutschland kommt ihr? Herzlich willkommen! Schön, dass ihr uns besucht!“ Mit solchen wohltuenden Worten sind wir hier in Kolumbien nicht nur einmal empfangen worden. Ob im Hostel oder auf der Straße, die Menschen hier freuen sich über Touristen; blieben sie doch jahrzehntelang weg wegen der kriminellen und unsicheren Lage im Land. Doch das gehört nun zum Glück der Vergangenheit an. Trotz der ständig wachsenden Touristenzahl (unsere Stadtführerin in Medellin sprach von ca. 15.000 vor zehn Jahren und 5.000.000 im letzten Jahr) sind viele Ziele im Land (abgesehen von Salento und Cartagena) noch nicht überlaufen. Die meisten Ausländer, die wir in Kolumbien angetroffen haben, waren Franzosen.
Die Freundlichkeit der Menschen bekommen wir fast täglich zu spüren: So sucht man uns in den Minibussen die passenden Plätze für unsere langen Beine (da müssen schon einmal Einheimische ihren Platz für uns räumen…), lässt uns beim Thermalbadbesuch ins Becken, das eigentlich nur Hotelgästen vorbehalten ist (Einheimische dürfen da nicht rein…) oder ruft in einem Ort, in dem es keine Taxis gibt, alle möglichen Freunde an, damit wir doch noch rechtzeitig an unser gewünschtes Ziel kommen. Echt nett.
Und schön sind sie, die Frauen! Anders als in den von uns besuchten Andenländern legen die Mädchen und Frauen (und auch ein Großteil der Männer) hier großen Wert auf ihr Äußeres. Da wird geschminkt und gepudert, was das Zeug hält. Ob das nun eine Polizistin auf dem Sozius eines Motorrades oder die Verkäuferin im Lädchen an der Ecke ist, der Taschenspiegel und das Schminktäschchen sind immer dabei. Viele von ihnen treiben Sport und sind deshalb schlanker als beispielsweise die Frauen in Bolivien, Ecuador oder Peru. In den größeren Städten werden häufig am Sonntag einzelne Straßen gesperrt, damit die Familien hier von Autos ungestört Rad fahren, walken oder inlineskaten können. Und überhaupt: Nationalsport ist das Radfahren! Vor allem in den Bergregionen sieht man viele buntbeshirtete Männer sich mit ihren Rennrädern die hohen Berge hochquälen. Nicht umsonst sind die Kolumbianer bei der Tour de France ganz vorne mit dabei und gewinnen oft bei den Bergetappen.

Man legt in Kolumbien aber nicht nur Wert auf die eigene Schönheit, sondern auch auf Sauberkeit des Hauses und der Umgebung, was sich in den ordentlichsten Straßen von ganz Südamerika zeigt. Die werden genauso geputzt und gepflegt wie der eigene Körper. Und den Müll werfen die allermeisten auch in die dafür vorgesehenen Behälter oder regen mit originellen Ideen zum Nachdenken darüber an.

Außerdem fällt die Orientierung in den Straßen Kolumbiens sehr leicht, hat man erst einmal das System der Benennung der Straßen durchschaut. Bei diesem kommen nämlich (bis auf Cartagena) keine Namen vor, sondern die Straßen sind nummeriert und als Adresse angegeben findet man dann zum Beispiel: Carrera 36 No. 48-76 oder Calle 66 No. 23-40. Alle Orte sind (wie fast überall in Südamerika) im Schachbrettmuster angelegt. Die Straßen, die in nord-südlicher Richtung verlaufen, heißen Carreras und die in ost-westlicher Richtung Calles. Eine Adresse wie oben sucht man dann so: Das Haus steht in der Carrera 36 und ist 76 Meter von der Ecke der Calle 48 in Richtung Calle 49 entfernt. Oder das Haus befindet sich in der Calle 66, das 40 Meter von der Ecke der Carrera 23 in Richtung Carrera 24 entfernt liegt. Alles klar? Die ersten Tage hatten wir ziemliche Probleme mit diesem System, doch so nach und nach haben wir es durchschaut und am Ende war es ganz einfach.
Mit dem Bus zu reisen, ist in Kolumbien genauso günstig und einfach wie in fast allen Ländern Südamerikas. Uns ist jedoch aufgefallen, dass viel mehr busetas und colectivos (Kleinbusse) als anderswo unterwegs sind. Große Reisebusse findet man auf den Terminals kaum. Man kommt zwar mit diesen Kleingefährten meist schneller voran, aber das Reisen ist auch unbequemer. Da können acht Stunden dann schon mal ziemlich lang werden…

Trotz der vielen Fortschritte im Land konnten wir auch krasse soziale Gegensätze beobachten. Am auffälligsten erschienen uns diese in der Haupstadt Bogotá. Wer dort Arbeit hat, muss richtig hart ran, meist über 10 Stunden am Tag und auch samstags noch arbeiten, kann sich dafür aber einiges leisten. Und wer keine hat und vom Leben gebeutelt ist, der bettelt oder versucht sich sonst irgendwie über Wasser zu halten. Und der, der das nicht schafft, für den sieht es ganz schlecht aus. So wie für einen Mann, den wir am Morgen auf unserem Schulweg im Nobelviertel Chapinero unter einer Plane neben einem Mülleimer fanden. Wie ein Stück Abfall, einfach weggeworfen… Ein Anblick, den wir nie vergessen werden.
Interessante Gespräche mit einigen Kolumbianern haben uns dann mehr Einblick in das Alltagsleben gegeben. So spielen wohl Korruption, Vetternwirtschaft und Verschuldung der Familien eine große Rolle im Land. Die relativ große Mittelschicht ist meist überschuldet, weil Statussymbole für sie wichtig sind. In Kolumbien ist es möglich, viele Einkäufe mit den sogenannten cuotas (Raten) zu tätigen und das verleitet natürlich, über die Verhältnisse zu leben. Auch wir wurden im Supermarkt beim Bezahlen mit Kreditkarte oft gefragt: „Cuantos cuotas?“ (Wie viele Raten?) Verdutzt darüber antworten wir: „Una“ (eine).
Bleibt zu hoffen, dass sich Kolumbien weiter in die richtige Richtung entwickelt und dass noch viele Menschen dieses hochinteressante und vielseitige Land mit seinen herzlichen Einwohnern besuchen können.
Landestypische Speisen und Getränke
Die kolumbianische Küche kann zwar nicht ganz mit der peruanischen oder der mexikanischen mithalten, hat aber durchaus einiges zu bieten.
Allen voran die vielen guten Früchte und frisch gepressten Fruchtsäfte.





Zu einem typischen kolumbianischen Mittagsgericht gehört vor dem Hauptgang meist eine Sancocho, eine Suppe aus Kochbananen, Kartoffeln, Hühnchen, Avocado und Mais.

Zu allen Mahlzeiten werden Arepas (Fladen oder Küchle aus Maismehl) serviert, die in Form und Dicke ganz unterschiedlich sein können und mal mehr oder mal weniger gut schmecken.

Auch Tamales sind überall im Land verbreitet. Sie bestehen aus Maismehlteig, in dem meist Hähnchen und Ei eingebettet sind und die in einem Bananenblatt im Ofen gebacken werden.

Desweiteren zeichnet sich die kolumbianische Küche vor allem durch die typischen regionalen Speisen aus:
Gegend um Medellin (Antioquia):
Bandeja Paisa: Ein Gericht, das früher von den armen Bauern als einzige Mahlzeit am Tag gegessen wurde und das ihnen ausreichend Energie für ihre Arbeit in den kühlen Bergen gab – bestehend aus Reis, roten Bohnen, Hackfleisch, Schweinebauch, Avocado, Spiegelei, Kochbananen, Wurst, Blutwurst, warmen Tomaten-Chutney und Arepas

Cazuela de Frijoles: Eine Art Chili con Carne, bestehend aus roten Bohnen, Tomaten, Zwiebeln, gekochtem Schinken, Wurst, Karotten, Kochbananen, Avocado und Mais

Gegend um Salento (Quindío):
Diese Gegend ist berühmt für seine hervorragende Trucha (gespr. Trutscha). Dies ist eine Forelle, die entweder frittiert, gedünstet, gegrillt oder gebraten wird und mit einem dünnen, riesigen Patacón, einer plattgedrückten, frittierten Kochbanane, serviert wird.

Die Patacónes gibt es auch als extra Gericht in vielen Variationen: zum Beispiel mit geriebenem Käse, Frischkäse oder mit Hackfleisch.

Gegend um Popayán (Cauca):
Empanaditas de pipián: kleine mit Kartoffelbrei gefüllte Teigtaschen, die mit einer pikanten Erdnusssoße serviert werden

Salpicón payanese: Ein Erfrischungsgetränk aus Mora (Brombeeren), gestoßenem Eis und Stücken von Guanábana (Stachelanone)
Lulada: Erfrischungsgetränk aus dem Saft der Lulo mit gestoßenem Eis

Im Amazonasgebiet besteht jede Mahlzeit aus frischem Fisch.

Für den kleinen Hunger zwischendurch findet man im ganzen Land immer etwas:


Das klassische Getränk in Kolumbien ist ein Tinto – ein schwarzer Kaffee. Möchte man einen Kaffee mit Milch, muss man ausdrücklich einen Café con leche bestellen. Ein anderes, sehr beliebtes Getränk ist Aqua de panela, ein aus heißem Wasser, frischem Zuckerrohrsaft und Limetten hergestelltes Getränk. Gerne trinken die Kolumbianer auch eine Chocolate con queso, eine heiße Schokolade mit einem Stück Käse. Aber am besten haben uns die vielen frischgepressten Fruchtsäfte und Limonaden geschmeckt.


