Samarkand.

Unser Taschkent-Aufenthalt beschränkt sich fürs Erste auf eine kurze Nacht: Schon morgens um halb sechs Uhr treffen wir uns zum Frühstück, eine Stunde später transportiert uns der Bus an den Nordbahnhof, wo wir nach dem Passieren der obligatorischen Sicherheitskontrollen (erste Schleuse vor dem Bahnhofsgebäude, „Hauptprüfstelle“ im Bahnhof selbst und vor dem Betreten der Bahnsteige nochmaliger Check der Fahrscheine) den Schnellzug besteigen, der uns in vierstündiger Fahrt durch eine weitgehend flache, aufgrund des Bewässerungsfeldbaus überraschend grüne Landschaft, die allmählich aber dennoch merklich karger wird, in die gut 550 Kilometer entfernte Provinzhauptstadt Buchara, einer der legendären Orte an der Seidenstraße, bringt. Nimmt man es genau, so kommen wir eigentlich in Kagan, einer zehn Kilometer östlich von Buchara gelegenen Vorstadt, an.

Im Morgengrauen am Nordbahnhof von Taschkent…
…von hier geht es mit der Bahn weiter nach Buchara
Futuristisch: Die Lokomotive des Afrosiyob-Express
Wir kommen zusammen mit einer pakistanischen Gruppe in Buchara an
Auch hier wurde ein brandneuer Bahnhof errichtet

Die unzähligen Taxifahrer, die auf Kundschaft hoffen, müssen wir leider enttäuschen: Ein großer Reisebus steht schon bereit, um uns aufzusammeln und durch langgezogene Wohnviertel, die zum Teil noch in Bau sind und mit ihrem einförmigen Erscheinungsbild einen eigenartig sterilen Eindruck hinterlassen, schnurstracks ins kleine, übersichtliche Hotel Siyavush, am Rande der Altstadt gelegen, zu bringen.

Neugebaute Stadtviertel…
…säumen den Weg ins Zentrum

Kurze Zeit später – es ist Mittag, die Sonne steht hoch am Himmel und heizt kräftig ein – brechen wir zur Erkundung von Buchara auf. Der Bus kutschiert uns bis nahe an die eindrucksvolle Baugruppe der Kosh-Medrese. Die beiden einander gegenüberliegenden, mit hohen, von Majolika-Kacheln geschmückten Fassaden versehenen Koranschulen mit den Namen Modari-Khan-Medrese und Abdullah-Khan-Medrese werden aufgrund ihrer fast gemeinsamen Entstehungszeit als architektonische Einheit angesehen. Sie vermitteln eine erste, faszinierende Vorstellung von den glanzvollen Bauwerken, die wir in den nächsten Tagen noch zu sehen bekommen werden. Errichtet wurden sie im späten 16. Jahrhundert, als Bauherr Abdullah Khan aus der Schaibaniden-Dynastie hier herrschte und das Khanat Buchara zum politischen und kulturellen Zentrum Mittelasiens werden ließ.

Erste Eindrücke von der Pracht…
…der Bauwerke in Buchara…
…an der Kosh-Medrese

Durch einen mit hohem Bewässerungsaufwand grün gehaltenen Park, in dem sich wieder die für Usbekistan offenbar typischen Vergnügungseinrichtungen wie Karussells oder Riesenräder befinden, erreichen wir das nächste architektonische Highlight – ein großartiges Relikt aus dem frühen 10. Jahrhundert.

Wir laufen auf eine kulturhistorische Besonderheit zu:

Das Samaniden-Mausoleum ist das einzige erhaltene Bauwerk aus jener Zeit im islamischen Orient. Das auf quadratischem Grundriss errichtete Grabmal aus Backsteinziegeln besticht durch seine reiche, im Fischgrätenmuster ausgeführte Ornamentik, die vier Dreiviertelsäulen an den Ecken und die exakt gleichartige Ausführung der Seitenwände.

Das über 1.000 Jahre alte Samaniden-Mausoleum
…mit Grabmal und reich im Fischgräten-Muster verzierten Wänden

Von hier sind es nur wenige Schritte zum nächsten Mausoleum: Das Khashma-Ayub, auch Quelle des Hiob genannt, geht auf eine Legende zurück, nach der der Prophet Hiob hier mit seinem Stab auf den Boden schlug und daraufhin Wasser hervorsprudelte. Das Gebäude, in dem heute noch Wasser aus einer Leitung rinnt und dessen Räume inzwischen zu einem Museum mit dem Thema Wasserwirtschaft in Usbekistan umgestaltet wurden, wurde in mehreren Bauphasen zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert errichtet.

Gegenüber der Gedenkstätte für den Religionsgelehrten Imam al-Buchārī…
…befindet sich das nächste Mausoleum: Khashma-Ayub
Der Quelle des Hiob entspringt auch heute noch Wasser
Das angeschlossene Museum zeigt die historische Wasserversorgung in der Wüste in Sardobas

Nach einer Mittagspause setzen wir unseren Stadtrundgang fort. Wir besichtigen zunächst die außen wie innen prächtige, noch aktiv genutzte Moschee Bolo-Hauz mit den 20 Holzsäulen, die die Vorhalle tragen, und ihrem vergleichsweise niedrigen, freistehenden Minarett.

Freitagsmoschee Bolo-Hauz
…mit hoch aufragender Vorhalle…
…freistehendem Minarett…
…und prächtiger Innenausstattung

Wir müssen nur eine belebte Straße überqueren, schon sind wir am Ark angekommen, der mächtigen Festung von Buchara. Die 3,5 Hektar umfassende Zitadelle, deren Entstehungszeit über 1.000 Jahre zurückliegt, wurde in ihrer Geschichte zwar mehrfach zerstört, aber immer wieder aufgebaut.

Bucharas Zitadelle Ark

Heute sind die Hauptmoschee und der Thronsaal, der sich als gepflasterter Innenhof präsentiert, die interessantesten Teile des Ark. Hier können wir uns auf dem Thron des Emirs als Herrscherpaar fotografieren lassen…

…mit Moschee…
…jahrhundertealtem handgeschriebenem Koran…
…Thronsaal unter freiem Himmel…
…mit frisch gekröntem Herrscherpaar!

Über den heute leer wirkenden Vorplatz, den Registan, gelangen wir entlang hoher Umfassungsmauern zum fraglos beeindruckendsten Bauensemble dieser hochinteressanten Stadt: Mit überreich verzierten, in blaugold glänzenden Kacheln versehene gewaltige Portale, von ausladenden Ecktürmen flankiert, die mit riesigen türkisfarbenen Kuppeln überwölbt sind, stehen sich die Mir-Arab-Medrese und die Kalon-Moschee gegenüber. Überragt wird der dazwischen liegende, auch als Poi Kalon bezeichnete freie Platz vom 46 Meter hohen Kalon-Minarett, das im 12. Jahrhundert aus Backstein errichtet wurde und allen Naturkatastrophen und Kriegen trotzte. Daneben breitet sich noch die Alim-Khan-Medrese aus.

Von der Zitadelle laufen wir in Richtung Poi Kalon
Der erste Eindruck vom Platz ist überwältigend
Links die mächtige Fassade der Mir-Arab-Medrese
…rechts das imposante Haupttor zur Kalon-Moschee
…und dazwischen das majestätische, 46 Meter hohe Kalon-Minarett

Im riesigen Innenhof der Kalon-Moschee – sie bietet Platz für 10.000 Betende – halten wir uns länger auf und lassen die unglaubliche, märchenhafte Magie dieses wunderbaren Ortes auf uns wirken.

Großartige orientalische Architektur…
…und kontemplative Ruhe im Innenhof der Kalon-Moschee

Doch das ist noch längst nicht alles, was Buchara zu bieten hat. Durch den von zahlreichen Kuppeln überspannten Toqi-Saragon, den Basar der Juweliere schlendernd, haben wir schnell die beiden nächsten prachtvollen Medresen erreicht, die allerdings in mehr als 200 Jahren Abstand gebaut wurden: Ulug’bek entstand Anfang des 15. Jahrhunderts, die ihr gegenüber liegende Abdulaziz Khan – beide nach dem jeweils regierenden Herrscher benannt – Mitte des 17. Jahrhunderts. Von der Dachterrasse eines erst Anfang dieser Woche eröffneten Cafés genießen wir einen wunderschönen Blick auf die in goldenes spätnachmittägliches Licht getauchte Szenerie.

Prachtvolle Abdulaziz-Khan-Medrese und Kuppelbasar der Juweliere

Der nächste gedeckte Basar liegt nur einige hundert Meter südlich – der Telpak-Furushon, das Gewölbe der Mützenmacher, befindet sich an einem von fünf Seiten erreichbaren Platz. Gleich nebenan wurden die Mauerreste eines alten Hamams freigelegt, und auf gegenüber dem umliegenden Terrain etwas abgesenktem Niveau steht die Moschee Magoki Attori, die auf das 10. Jahrhundert zurückgeht und heute ein Teppichmuseum beherbergt.

Stimmungsvoll: der Basar der Mützenmacher
Goldenes Abendlicht fällt ins Gebäude
Freigelegte Fundamente des Hamam
Die Moschee Magoki Attori, heute ein Teppichmuseum

Durch malerische Altstadtgassen erreichen wir das Labi-Hauz. Das Wasserbecken, gespeist vom Hauptkanal Schahrud, ist der lebendige Mittelpunkt von Buchara. Hier bezogen die Einwohner einst ihr Wasser (und eine früher grassiende Krankheit: den Befall durch einen bis zu einem Meter lang werdenden Wurm), hier gruppieren sich heute Cafés und Restaurants um das Ensemble, das von drei auffälligen Bauwerken gestaltet wird: Im Westen befindet sich die Chanaka Nadir Devon Begi, im 17. Jahrhundert ursprünglich als Karawanserei geplant, auf der Ostseite die reich verzierte Medrese Nadir Devon Begi und im Norden eine weitere Medrese mit dem Namen Kukeldash, die auf das 16. Jahrhundert zurückgeht.

Labi-Hauz mit der Chanaka Nadir Devon Begi
Nach ihrem Gründer benannt: die Medrese Nadir Devon Begi
Die Kukeldash-Medrese
…bietet heute Platz für einen Basar

Ein Denkmal des im ganzen Orient bekannten und beliebten legendären Spaßmachers Hodscha Nasreddin, der mit listigem Humor den großen und kleinen Tücken des Alltags begegnete, ist am Labi-Hauz zudem ein beliebtes Fotomotiv.

Denkmal für den Till Eulenspiegel des Orients: Hodscha Nasreddin
Der Abend senkt sich über die Dächer von Buchara…

Ein sehr eindrucksvolles Baudenkmal, das sich etwas abseits im Osten der Altstadt, versteckt zwischen verwinkelten Wohngassen, befindet, können wir während des Stadtrundgangs mit Avaz nicht besichtigen. Doch am nächsten Vormittag bleibt genügend Zeit, um auf eigene Faust durch dieses Muster einer orientalischen Stadt zu schlendern und dabei nicht nur Mitbringsel aus dem reichhaltigen Warenangebot der verschiedenen Basare auszuwählen, sondern auch die gut 200 Jahre alte Moschee Chor Minor zu besuchen. Im Inneren ist sie heute zu einem Souvenirladen umfunktioniert, doch durch ihre charakteristischen vier Türme mit türkisgrünen Kuppeln ist sie ein echtes Kleinod in dieser an herausragenden Attraktionen so überreichen Stadt.

Ein weiteres Wahrzeichen von Buchara…
…die Moschee Chor Minor

Lassen sich diese Eindrücke noch toppen? Gegen ein Uhr mittags steigen wir in den Bus ein, der für die nun anstehenden 300 Kilometer mehr als fünf Stunden benötigen wird – zwei Zwischenstopps freilich eingerechnet. Den ersten legen wir kurz vor der Industriestadt Navoiy an der Karawanserei Rabat Malik ein, von der die noch überdachte, inzwischen versalzene Quelle, die als Sardoba bezeichnet wird, und die in ihren Grundmauern rekonstruierte Herbergsstätte selbst besichtigt werden können. Jeweils nach 100 bis 150 Kilometern gab es einst diese Rastplätze entlang der Seidenstraße, auf deren Verlauf wir gerade unterwegs sind; so konnten die Karawanen alle zwei bis vier Tage eine vergleichsweise komfortable Rast einlegen, ihre Wasservorräte auffüllen und auch kranke Lasttiere tauschen.

Historische Sardoba
Rabat Malik
…mit den restaurierten Überresten…
…der Karawanserei

Einige Zeit später halten wir auf vielfachen Wunsch an einem Baumwollfeld an. Baumwolle ist ja eines der wichtigsten und typischen Produkte Usbekistans, die dazu notwendige Bewässerung aber auch der Hauptgrund für die ökologische Katastrophe, die durch das weitgehende Austrocknen des Aralsees in Nordwesten des Landes ausgelöst wurde. Auf diesem Feld lassen sich an den Pflanzen die verschiedenen Stadien der Frucht von der Blüte über die geschlossene bis zur aufgesprungenen Kapsel beobachten. Avaz erklärt uns, dass die Aussaat jedes Jahr zwischen dem 1. und 10. April stattfindet und die Ernte Mitte September beginnt. Dazu werden zahlreiche Saisonkräfte benötigt, da dies ausschließlich in Handarbeit geschieht. Diese rekrutieren sich laut Avaz aus Arbeitslosen und Rentern (in Usbekistan beenden die meisten Menschen angeblich schon mit 55 Jahren das Arbeitsleben).

Zwischenhalt an einem Baumwollfeld:
Wir sehen Baumwollblüten in verschiedenen Stadien

Gegen halb sieben Uhr ist es schließlich soweit: Unser Bus erreicht Usbekistans zweitgrößte Stadt Samarkand – ein Name mit einem für mich unvergleichlichen Klang, ein Synonym für den märchenhaften Orient, für die mythische Seidenstraße. Doch was hat diese Stadt dem Reisenden von heute wirklich zu bieten? Vom Diyora Hotel, einer wiederum sehr schönen und zentrumsnahen Unterkunft, sind es zu Fuß gerade einmal 15 Minuten an den Platz, der wirkungsmächtig wie nichts sonst den ganzen Zauber Samarkands in alle Welt verbreitet hat: den Registan. Im Abendlicht lassen wir zum ersten Mal die unbeschreibliche Magie, die von diesem von drei gewaltigen, Schlössern gleichenden Medresen umgebenen Ort ausgeht, auf uns wirken und spüren das einzigartige Flair Samarkands.

Erste Begegnung mit dem Glanz Samarkands: Registan im Abendlicht

Die zahlreichen Perlen der unweit der tadschikischen Grenze auf etwa 775 Metern Höhe gelegenen Stadt genauer kennenzulernen, machen wir uns am Freitagmorgen gemeinsam mit Avaz auf. Er dirigiert den Bus vor das weitläufige, üppig grüne Gelände, in dem sich Gur Emir, das Grab des Gebieters, befindet – hier kommen wir in direkten Kontakt mit dem Mann, der Ende des 14. Jahrhunderts maßgeblich dafür verantwortlich war, das damals schon gut 2.000 Jahre alte Samarkand, das in seinen Mauern bereits Sogden, Griechen, Hunnen, Türken und Mongolen als Herren gesehen hatte, zu einer der glanzvollsten Städte der Welt auszubauen: Der je nach Geschichtsinterpretation als großer Herrscher oder brutaler Despot angesehene Timur, in Europa auch als Tamerlan bekannt, begründete die Timuriden-Dynastie und ließ an dieser Stelle für seinen plötzlich verstorbenen Lieblingsenkel Muhammed Sultan ein pompöses Mausoleum errichten, in dem er nach seinem Tod selbst beigesetzt wurde. Die reich verzierten Majolika-Fassaden weisen in ihren Nischen und Ecken tropfsteinhöhlenartige Vertiefungen auf, die majestätische Kuppel ist durch 69 Rippen gegliedert, die die Lebensjahre des dort aufgebahrten Emirs symbolisieren. Und schließlich der ganz in gold und blau glänzende Innenraum: In seiner Pracht kaum mit Worten zu beschreiben! Den dort aufgebahrten Timur, dessen Körpergröße in der usbekischen Geschichtsschreibung über die Jahrhunderte stetig anwuchs, in seiner Totenruhe zu stören, bringt übrigens Unglück, sind die Einheimischen überzeugt: Als russische Forscher dies 1941 zum bislang letzten Male taten, begann wenige Tage später der Angriff Hitlers auf die Sowjetunion.

Imposantes Ensemble: Gur Emir, das Grab des Gebieters
Durch das Haupttor…
…betreten wir den beeindruckenden Innenhof
Detail von der Innenseite des Haupttors
Märchenhafter Zentralraum des Mausoleums…
…als  Kulisse für die pompösen Fürstengräber
Er ist der Urheber all des Glanzes: Timur
Auf dem Weg zum Registan: Gruppenbild mit Usbekinnen…
…und Wandgemälde aus sozialistischer Zeit

Glanz und Größe Samarkands steigerte sich noch während der Regierungszeit von Timurs Enkel Ulug’bek, der ebenfalls hier begraben wurde. Der kunstsinnige und an vielen Wissenschaften interessierte Regent war es auch, der die älteste der drei imposanten Medresen am Registan (der Name bedeutet wörtlich Sandplatz, hier wurden Märkte abgehalten, Dekrete verkündet und Urteile vollzogen) erbauen ließ – die nach ihm benannte Ulug’bek-Medrese an der Westseite des Platzes. Nicht nur die Fassaden zum Registan hin, auch die Innenhöfe, die Räume und die Minarette (wir dürfen eines über abenteuerlich enge Wendeltreppen besteigen und die Aussicht auf die Stadt aus einer Dachluke genießen) sind unglaublich detailreich und farbenprächtig dekoriert – wir können nur so staunen über das, was sich uns hier darbietet.

Ohne Zweifel einer der atemberaubendsten Plätze der Welt: der Registan von Samarkand…
…da muss einfach Zeit für ein Erinnerungsfoto sein!
Sie beherrscht die Westseite des Registan: die Ulug’bek-Medrese
Innenhof und…
…Portal der Ulug’bek-Medrese

Das gilt natürlich auch für die im Osten gegenüberliegende, aus dem 17. Jahrhundert stammende Sherdor-Medrese mit den für einen islamischen Bau ungewöhnlichen Tier- und Gesichtermotiven, die auf indische Einflüsse schließen lassen. Vervollständigt wird das monumentale Ensemble durch das jüngste der drei Bauwerke – die bis 1660 errichtete langgestreckte Tillakori-Medrese mit einem Kuppelbau, der im Bucharaer Stil – ohne Rippenbögen – ausgeführt wurde.

Blick vom Minarett der Ulug’bek- auf die Sherdor-Medrese
Im Inneren der Sherdor-Medrese:
einfach nur schauen und staunen!
Eindrücke aus den Innenhöfen…
…der Sherdor-Medrese

Etwa zwei Stunden verbringen wir in den Bauwerken am Registan und können uns anschließend trotzdem nur schwer lösen; doch wir müssen weiter, in Samarkand gibt es noch mehr zu sehen. Eine geschlossene orientalische Altstadt wie Buchara findet man hier zwar nicht mehr; dazu ist die Besiedlungsgeschichte Samarkands zu bewegt und von zahlreichen Erdbeben und kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt.

Entlang der Außenmauern der Sherdor-Medrese
…gelangen wir ans überlebensgroße Denkmal von Ex-Machthaber Islom Karimov

Doch die zur Fußgängerzone umgestaltete Toshkent Ko’chasi durchquerend, wobei wir in einem Park an einem überlebensgroßen Denkmal des erst 2016 gestorbenen autokratischen Staatspräsidenten Islom Karimov vorbeikommen, erreichen wir das nächste architektonische Glanzlicht der Stadt: die Bibi-Chanim-Moschee, die Timur zwischen 1399 und 1404 für seine Lieblingsfrau errichten ließ. Ihr baulicher Zustand ist zum Teil noch ruinös; doch an allen Ecken und Enden wird fleißig gewerkelt, damit auch dieses Baudenkmal bald wieder in altem Glanz erstrahlt – oder vielleicht sogar schöner als je zuvor, denn der Bau war für den damaligen Wissensstand und hinsichtlich der verwendeten Materialien überdimensioniert und begann bereits bald nach seiner Fertigstellung zu bröckeln.

Liegen direkt gegenüber: das Bibi-Chanim-Mausoleum
…und die gleichnamige, für Timurs Lieblingsfrau errichtete Moschee
Das etwa 40 Meter hohe Paradeportal der Moschee
Vieles an dem gewaltigen Bau wirkt imposant
Doch im Inneren der Bibi-Chanim-Moschee
…herrscht noch großer Sanierungsbedarf

Durch den wie überall in Usbekistan sehr ordentlichen und mit einem großen Warenangebot Käufer anlockenden Lebensmittelbasar spazierend, kommen wir an der Moschee Hazrat Xizr vorbei. Hinter ihr liegt Präsident Karimov, der aus Samarkand stammte, begraben.

Eingangstor zum Lebensmittelbasar
Das Angebot ist groß…
…und wird sehr ansprechend präsentiert
Die Hazrat Xizr-Moschee mit dem Grabmal von Islom Karimov

Wenige Gehminuten später sind wir in der Nekropole Shohizinda angekommen. Hier gruppieren sich an einem Hang 16 farbenprächtig mit Majolika-Kacheln geschmückte Mausoleen und kleine Moscheen, die hier errichtet wurden, weil sich dem Volksglauben nach an dieser Stelle auch das Grab des heiligengleich verehrten Mohammed-Gefährten Qussam ibn-Abbos befindet. In diesem Grabmal werden auch heute noch Gebete gesprochen; Avaz rezitiert für uns in wohlklingendem Sprechgesang die zweite Koransure.

Die Totenstadt Shohizinda
glänzt so prachtvoll wie…
…die schönsten…
…Paläste

Das Hauptportal der Totenstadt wurde in der Regierungszeit von Ulug’bek errichtet – der Emir war aber nicht nur gottesfürchtig, sondern, wie erwähnt, auch den Wissenschaften, insbesondere der Astronomie, sehr zugeneigt. Ein von ihm überlieferter Satz lautet, dass jeder Moslem und jede Moslema sich bilden müsse – er bezog, für seine Zeit und seine Gesellschaft revolutionär, also ausdrücklich die Frauen in den Bildungsauftrag mit ein. Steingewordenes Monument seines Wissensdursts ist das Observatorium Zidsch-e Gurkani, etwas außerhalb des Zentrums auf einem Hügel gelegen, um dessen Ruinen – v. a. ein Sextant mit einem Radius von 36 Metern – heute ein interessantes Museum über Ulug’bek besucht werden kann. Und sein überdimensionales Standbild ist ein beliebtes Fotomotiv: Wieder einmal kommt uns eine vornehme Hochzeitsgesellschaft entgegen, die hier ihr Shooting veranstaltet.

Heiraten ist in in Usbekistan:
Am Observatorium Zidsch-e Gurkani treffen wir wieder auf eine Hochzeitsgesellschaft
Der weise Herrscher ließ hier eine Sternwarte errichten
Im Museum sind…
…alte Lehrbücher aus dem 15. Jahrhundert ausgestellt
Das Observatorium…
…mit dem Sextanten, der einen Radius von 36 Metern hatte

Tragisch, dass Ulug’bek 1449 von internen Feinden in einen Hinterhalt gelockt und ermordet wurde – es soll wohl auch damit zu tun gehabt haben, dass er die Wissenschaft im Zweifel über die Religion stellte.

Jenseits der Prachtkulissen: Alltagsleben in Samarkand

Unser offizielles Besichtigungsprogramm in Samarkand endet hier; uns – wie alle aus unserer Gruppe – zieht es jedoch nach Einbruch der Dunkelheit noch einmal an den Registan, der abends ab 20 Uhr festlich beleuchtet fast noch geheimnisvoller wirkt. Gar nicht geheimnisvoll, sondern wie überall im Land sehr freundlich und kontaktfreudig, dabei überhaupt nicht aufdringlich, sind Usbekistans Menschen: Immer wieder werden wir gerade von jungen Leuten angesprochen, die uns auf Englisch nach unserer Herkunft fragen und uns erzählen, dass sie sich freuen, mit uns ihre fremdsprachlichen Kenntnisse üben zu können.

Noch einmal lassen wir…
…den abendlichen Zauber des Registan auf uns wirken