Swellendam.
Es ist regnerisch an diesem Mittwochvormittag. Die geplante Fahrt durch die Weinberge von Stellenbosch nach Franschhoek hat da wenig Sinn – die Wolken hängen einfach zu tief, von der Landschaft würden wir kaum etwas sehen. Also steuern wir direkt unser nächstes Etappenziel an, das Städtchen Hermanus an der Südküste. Nebeneffekt: Wir treffen erneut sehr früh in unserer Unterkunft ein. Es ist gerade mal 13 Uhr, als wir an der Eingangstür der Hermanus Beach Villa klingeln, einem in einer sehr ruhigen Wohngegend direkt am Strand gelegenen Gästehaus.



Auch hier macht man ob unseres sehr zeitigen Erscheinens keinerlei Aufhebens und lässt uns gleich das Zimmer beziehen. Gut so, denn es regnet unvermindert; dazu bläst ein stürmischer Wind vom Meer her – nicht gerade zu einem Spaziergang einladend, sondern eher zu einem Mittagsschlaf. Dass diese Wahl genau die richtige war, zeigt sich etwa zwei Stunden später: Es windet zwar weiterhin lebhaft, die Regenwolken haben sich jedoch verzogen. Jetzt aber nichts wie raus auf den Cliff Path Walking Trail – er beginnt gleich hinter dem Haus und zieht sich kilometerlang die zerklüftete, felsenreiche Küstenlinie entlang, an der sich der aufgewühlte Atlantik in teilweise meterhohen Wellen bricht.





Ein zutiefst beeindruckender, gut zweistündiger Spaziergang, den wir da vom östlich des Zentrums gelegenen Stadtteil Voëlklip bis zum Alten Hafen unternehmen – auch wenn wir erst einmal nicht sehen, weswegen Hermanus Berühmtheit erlangt hat: Glattwale. Von keinem anderen Ort der Welt sollen Wale so leicht von Land aus zu beobachten sein wie hier. Doch man muss natürlich auch ins Kalkül ziehen, dass die Hauptsaison inzwischen erst im Oktober ist; dann finden sich zur Paarungszeit große Gruppen der riesigen Meeressäuger hier ein. Aufgrund der Klimaerwärmung, so wird uns erklärt, hat sich die Haupt-Walsaison um einige Wochen nach hinten verschoben.

Direkt am Hafen haben wir aber doch noch Glück: Zumindest ein Wal macht uns die Freude, seine Flossen ein paarmal aus dem Wasser zu strecken – damit ist der Beweis angetreten, dass hier draußen vor Hermanus tatsächlich die Meeresriesen herumplanschen.

Ehe wir am nächsten Vormittag Hermanus wieder verlassen, erhalten wir in britisch freundlichem Stil von der Betreiberin der Beach Villa noch einen guten Tipp für die Weiterfahrt: Wir sollen das Kap Agulhas nicht über Stanford ansteuern, den eigentlich kürzesten Weg – da ist gerade eine Baustelle, die für ordentliche Verzögerungen sorgt. Stattdessen empfiehlt sie uns die geringfügig längere Variante über Caledon. Wir folgen dem Rat und bereuen es nicht, denn die Fahrt durch die Region Overberg führt durch eine sehr abwechslungsreiche Hügellandschaft, in der zunächst Weinanbau dominiert, ehe Schafweiden und später riesige blühende Rapsfelder folgen.




Je mehr wir uns dem Kap Agulhas nähern, umso rauer wird die Landschaft – interessanterweise kommen wir in dieser stellenweise fast englisch oder irisch anmutenden Region an Straußenfarmen vorbei! Dass es hier so ausgesprochen karg und stets windig ist, hat einen guten Grund: Direkt hinter dem kleinen Ort L’Agulhas befindet sich fast genau auf dem 20. Meridian östlicher Länge der südlichste Punkt Afrikas.

Über eine Schotterpiste erreichen wir das von vielen spitzen Felsen gekennzeichnete Ende Afrikas, das den Ort markiert, wo Atlantischer Ozean im Westen und Indischer Ozean im Osten zusammentreffen. Auf die spitzen Gesteinsformationen nimmt im übrigen auch der auf portugiesische Seefahrer zurückgehende Name, der Kap der Nadeln bedeutet, Bezug. Ein steinernes Podest, das sich bestens für Erinnerungsfotos eignet, und eine interessante überdimensionale plastische Landkarte von Afrika sind neben der urtümlichen Landschaft die Hauptanziehungspunkte, die auch wir uns nicht entgehen lassen.





Zudem lockt ein Besuch auf dem nicht weit entfernten Leuchtturm, den wir erklimmen, nachdem wir einen kurzen, aber heftigen Regenschauer abgewartet haben.

Von dem 27 Meter hohen, 1849 in Betrieb gegangenen Bauwerk, das über steile Leitern im Inneren bestiegen werden kann, genießen wir den herrlichen Blick über die beiden endlosen Ozeane.





Wir müssen jedoch noch ein geraumes Stück weiterfahren: Ziel unserer Tagesetappe ist die knapp 100 Kilometer nordöstlich am Fuße der Langeberg Mountains gelegene Kleinstadt Swellendam – auch sie eine sehr traditionsreiche Ansiedlung, nach Kapstadt und Stellenbosch die drittälteste des Landes und ebenfalls von holländischen Kolonisten gegründet.

Wir haben hier ein Zimmer in der Marula Lodge gebucht – als wir in der etwas westlich der Innenstadt gelegenen, mit Pool und einem großen Garten sehr einladend gestalteten Unterkunft ankommen, staunen wir nicht schlecht, dass auf dem Hinweisschild, das die gesprochenen Sprachen symbolisiert, nicht nur das deutsche Schwarz-Rot-Gold, sondern auch die weiß-blaue bayerische Rautenflagge zu sehen ist. Die Auflösung folgt: Chefin Marion, die das Guest House zusammen mit ihrem belgischen Ehemann Fil betreibt, stammt aus Schongau. Und wo das liegt, wissen wir ja nun ganz genau – erst kürzlich waren wir dort während unserer Radtour am Lech! Ein junges Pärchen, das ebenfalls hier übernachtet und mit denen wir Tipps für die weitere Reise austauschen, kommt übrigens aus derselben Ecke – Lechbruck und Reichling – und kennt die Gastgeber von daheim.

Wir lernen die 17.000-Einwohner-Stadt bei einem kleinen Rundgang kennen. Entlang der langgezogenen, breiten Voortrek Street haben sich die verschiedensten Läden angesiedelt; hier hat der Ort Ähnlichkeit mit einem dieser staubigen, gottverlassenen Provinzkäffer irgendwo in den nordamerikanischen Weiten. Rund um die imposante, blendend weiße niederländisch-reformierte Kirche zeigt sich Swellendam jedoch von seiner anderen, traditionsreichen Seite mit gepflegten kapholländischen Herrenhäusern und dem Drostdy, dem ehemaligen Sitz der Provinzverwalter. Hier begegnet uns eine Gruppe, die uns ziemlich bekannt vorkommt: drei Frauen aus Baden-Württemberg, die wie wir in Kapstadt im Nine Flowers Guest House übernachtet haben. Wie klein die Welt doch ist!



Abends folgen wir einer Empfehlung unserer Gastgeber und essen afrikanisches Wild in dem kleinen, feinen Restaurant Koornlands – Kudu-Carpaccio, panierte Ragoutbällchen vom Warzenschwein und Antilopen-Filet.


Wir bleiben zwar nur eine Nacht in Swellendam – aber ehe wir den Ort wieder verlassen, ist ein Besuch des direkt vor den Toren der Stadt gelegenen Bontebok-Nationalparks Pflicht. Schon 1931 gegründet, um die damals akut vom Aussterben bedrohten Buntbock-Antilopen zu retten, ist er heute mit knapp 28 km² der kleinste südafrikanische Nationalpark und kann bequem mit dem eigenen Auto und auf Wanderwegen erkundet werden.


Bei unserem Spaziergang durch den Park entdecken wir zunächst viele blühende Proteen und Aloen, überblicken von einem Aussichtspunkt den frei mäandernden Flusslauf des Breede Rivier, kommen am Kraal der im 18. Jahrhundert dort lebenden Khoikhoi-Häuptlingsfrau Lang Elsie vorbei und können schließlich zwei Buntbock-Antilopen auf wenige Meter Entfernung beim Grasen beobachten.







Bei der Weiterfahrt sehen wir zudem auch noch eine Herde von Kuhantilopen sowie, allerdings von einem Aussichtspunkt in einiger Entfernung, auch einige der seltenen Bergzebras, die hier ebenfalls ein Refugium gefunden haben.


Hallo liebe Urlauber, tolle Aufnahmen👍 und danke für eure Eindrücke. Wünsch euch noch einen schönen erlebnisreichen Urlaub und eine gute Rückreise. Liebe Grüße Fini
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Liebe Fini,
es freut uns, dass du unsere Reiseberichte verfolgst und wir wünschen dir ebenfalls noch schöne und erholsame Ferien!
Liebe Grüße
Jana und Wolfgang
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Hallo von zu Hause. Wieder einmal wunderschöne Bilder . Besonders die Pflanzenwelt aber auch das Meer sind sehr beeindruckend. Genießt noch die letzten Tage, bis bald !
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