Storms River Village.

Nach vier Tagen verlassen wir Wilderness und fahren auf der Garden Route weiter ostwärts. Unsere freundliche Gastgeberin lässt uns nicht ziehen, ohne uns noch ein paar Tipps für die nächste Etappe mit auf den Weg zu geben – die erste davon lautet, die Abfahrt von der N 2 nach Buffel’s Bay zu nehmen. Nach etwa 45-minütiger Fahrzeit sind wir dort angekommen und erfreuen uns in der Tat an einer wilden, sandige und felsige Abschnitte in sich vereinenden Küste, an der unablässig meterhohe Wellen anbranden.

Einsame Küste, tosendes Meer…
…am Indischen Ozean…
…bei Buffel’s Bay

Von hier ist es nicht mehr weit nach Knysna. Die 50.000-Einwohner-Stadt ist der wohl bekannteste Ort an der Garden Route, was vor allem auf die tolle Lage an einer Lagune zurückzuführen ist, die durch einen schmalen Durchfluss mit dem offenen Meer verbunden ist. Dieser wird von zwei großen, als Knysna Heads bezeichneten Felskuppen markiert.

Die Knysna Heads trennen die Lagune vom offenen Meer

Im Zentrum ist Knysna nach unserem Eindruck eher enttäuschend: verkehrsreiche Durchgangsstraßen, recht schmuddelige Hintergassen und außer einer kleinen Fußgängerzone rund um ein Einkaufszentrum eigentlich nichts, wo man sich länger aufhalten wollte.

Die belebte Main Road im Zentrum von Knysna…
…und die gleich nebenan befindliche Knysna Mall

Aber an der Waterfront, dem Hafengebiet, das uns wie eine Miniaturausgabe des Kapstädter Originals vorkommt, erleben wir auch noch Knysnas anderes, attraktives Gesicht. Die tolle Lage am Wasser, die netten Restaurants und kleinen Läden zaubern viel Flair herbei, wozu das traumhafte Wetter natürlich seinen Teil beiträgt. Hier bietet sich auch die Gelegenheit, eine regionale Spezialität zu probieren, die wir beide bislang noch nie gegessen haben – Knysna ist ein Zentrum der Austernzucht. Unser Eindruck: Na ja – wieso dieses Meeresgetier als Delikatesse gilt, erschließt sich uns nicht wirklich. Aber vielleicht sind wir diesbezüglich einfach nur Banausen…

The Waterfront – Knysna Quays: eine weitere Einkaufsmeile…
…in sehr angenehmem Ambiente
Genau der richtige Ort…
…um Austern zu probieren!

Nicht mehr als eine halbe Stunde benötigen wir bis zu unserem nächsten Zwischenstopp in Plettenberg Bay. Deutlich kleiner als Knysna, hat der Ort dank seiner bildschönen Lage auf einem Plateau oberhalb eines feinen, kilometerlangen Sandstrandes inzwischen große Beliebtheit als Feriendestination gewonnen.

Erster Eindruck von Plettenberg Bay: Lagune des Keurboomsrivier

Wir durchstreifen das Zentrum kurz und halten uns anschließend einige Zeit am Whale Tail Lookout Point auf – ein Platz, der uns ebenfalls von unserer Wirtin empfohlen wurde. Er bietet zum einen einen wunderbaren Blick auf den Strand, zum anderen war die gute Frau aber selbst erst vorgestern hier und hat, wie sie uns berichtete, hier unverhofft einen ganzen Schwarm von Delfinen gesehen. So viel Glück werden wir ja nun wohl nicht auch gleich haben, denken wir – doch nicht zu glauben, nach einer Zeit tauchen die lebhaften Meerestiere tatsächlich auf. Es macht ihnen ganz offensichtlich Spaß, mit den Wellen zu spielen, die die starke Brandung hier unablässig aufs Neue entstehen lässt. Ähnlich wie Surfer, finden wir!

In Plettenberg Bays Main Street geht es recht gemütlich zu
Vom Whale Tail Lookout Point
…sehen wir zwar keine Wal-…
…aber immerhin Delfin-Flossen

Noch etwa 45 Minuten Fahrt (zum ersten Mal wird über die in unserem Fahrzeug angebrachte Go-Box Maut abgebucht) erreichen wir schließlich unser Tagesziel, das bereits in der Provinz Eastern Cape gelegene, vom dichten Küstenwald des Tsitsikamma-Gebiets umgebene Storms River Village. Hier haben wir im Andelomi Nature’s Rest ein sehr schönes, geräumiges Zimmer für zwei Nächte gebucht.

Unterkunft mitten im Grünen: Andelomi Nature’s Rest in Storms River Village

Tsitsikamma – in der Khoikhoi-Sprache gleichbedeutend mit Wasserreicher Platz – ist ein Teil des Garden Route National Parks und untergliedert sich in verschiedene Abschnitte, von denen wir uns am nächsten Tag zwei genauer ansehen. Zunächst fahren wir zu dem unweit des Dorfes auf der gegenüberliegenden Seite der N 2 gelegenen Ratel Trail, einem etwa fünf Kilometer langen, ruhigen Wanderweg durch den dichten Küstenregenwald mit dem Big Tree, einem 800 Jahre alten und 36 Meter hohen Yellowwood (zu deutsch Breitblättrige Steineibe) als imposanten Höhepunkt.

Der 36 Meter hohe Big Tree
…und Brettwurzelbäume im Küsten-Regenwald von Tsitsikamma

Anschließend wenden wir uns dem Hauptteil des Nationalparks zu – und der liegt direkt am Meer, rund um die Mündung des Storms River in den Indischen Ozean. Wir haben ja auf unserer Südafrika-Tour schon ganz schön viele beeindruckende Küstenabschnitte gesehen, doch die Wucht, mit der die Wellen hier auf die Felsen prallen und dabei regelrechte Wasserwände produzieren, ist zutiefst beeindruckend.

Naturgewalten bei der Arbeit an der Tsitsikamma-Küste…

Auch die Hängebrücke über den Mündungstrichter des Storms River ist ein Erlebnis, nicht zuletzt, weil man von ihr einen tollen Blick in die canyonartige Schlucht werfen kann, durch die der reißende Fluss dem Meer entgegen strömt. Auf mögliche Outdoor-Aktivitäten wie Kanufahren im Wildwasser oder Bungee-Springen von einer wenige Kilometer entfernten Brücke in einen 200 Meter tiefen Abgrund verzichten wir – das überlassen wir gerne jüngeren, körperlich belastbareren Besuchern.

Fast schon zu zutraulich: Klippschliefer an der Tsitsikamma-Küste
Hängebrücken im Mündungstrichter des Storms River
Bergschlucht am Meer: Blick in den Storms River Canyon
Bizarre Felsen…
…in beeindruckender Landschaft
Ein Ort zum Durchschnaufen!

Wir lassen den Nachmittag lieber gemütlich in dem stilsicher in der Art der 50er, 60er Jahre eingerichteten Marilyn’s 60’s Diner, im einem Wildwest-Dörfchen gleichenden Storms River Village ausklingen – deftige Burger und prima Craft-Bier von einer Mikrobrauerei gleich nebenan sorgen dafür, dass der Tag auch kulinarisch einen guten Verlauf nimmt.

Marilyn’s 60’s Diner
…mit stilsicherer…
…Innenausstattung…
…und sehr gutem lokal gebrautem Bier!