Clarens.

Gut drei Stunden dauert die Fahrt am Montagvormittag durch den dünn besiedelten Free State, in dem in Richtung Nordosten erkennbar mehr Ackerbau betrieben wird. Die freundliche Pensionswirtin in Bloemfontein hat uns das erklärt: Zum Frühstücksangebot zählt nämlich auch Krummelpap, den sich Jana bestellt – natürlich nicht ohne zu fragen, woraus diese Spezialität eigentlich besteht. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um eine Art Maisflockenbrei, der mit heißer Milch, Salz oder Zucker und Butter vermischt wird. Nachdem wir am Vortag stundenlang durch äußerst karges Land gefahren sind, wundern wir uns, wo der Mais denn angebaut wird. „Hier im Freistaat, nördlich von Bloemfontein, ist die Kornkammer Südafrikas!“ werden wir daraufhin informiert.

Als es ein Stück hinter Bethlehem, wo wir von der N 5 auf eine Regionalstraße abgebogen sind, immer bergiger wird, haben wir die Maluti Mountains erreicht, den westlichen Ausläufer der Drakensberge, deren Stufen sich fast schüsselförmig aufbauen und in ihrem Inneren das rundherum von südafrikanischem Staatsgebiet umgebene Königreich Lesotho beherbergen. Die isolierte geographische Lage ermöglichte es dem Kleinstaat, sich unabhängig von seinem riesigen Nachbarn zu entwickeln. Lesotho besuchen wir auf unserer Reise nicht, wir nähern uns dem Gebirgsland allerdings nun ziemlich an, denn der kleine Ort Clarens – eigentlich eher als Dorf denn als Stadt zu bezeichnen – ist gerade mal zehn Kilometer Luftlinie von der Grenze entfernt.

Clarens schmiegt sich in ein Tal der Maluti Mountains

Clarens, 1.890 Meter hoch gelegen, 1912 gegründet und nach dem schweizerischen Kurort benannt, in dem der burische Ex-Präsident Paul Kruger im Exil gestorben war, hat sich dank seiner landschaftlich tollen Lage zu einem beliebten Ferienort entwickelt. Kunsthandwerk hat sich in Clarens ebenso angesiedelt wie Gastronomie und eine Mikrobrauerei – ein angenehmer Ort, um ein bisschen herumzubummeln und die frühlingshaften Temperaturen zu genießen.

Der große Town Square im Zentrum von Clarens
Häuserzeile in der Main Street
Bier und Brotzeit in der Clarens Brewery
Die Niederländisch-Reformierte Kirche wurde 1940 gebaut
In gleichem Stil errichtet: das nebenan befindliche Pfarrhaus

Um unsere Unterkunft zu erreichen, müssen wir allerdings noch einmal 15 Kilometer weiterfahren – mitten in den Bergen, kurz vor dem Eingang in den Golden Gate Highlands National Park, liegen die ausgedehnten Anlagen der Kiara Lodge. Dass wir hier ein Apartment für zwei Nächte gebucht haben, entspringt einzig und allein einer Empfehlung, die uns Magna, die Betreiberin der Dung Beetle Guest Farm, vor ein paar Tagen gegeben hat. Sie war hier selbst schon mit der ganzen Familie und von der Anlage begeistert.

Großzügige Anlage direkt in den Drakensbergen: Kiara Lodge
In einem dieser Bungalows befindet sich unser Apartment

Für Familien ist dieses Resort sicher ganz toll. Es gibt Spielbereiche, einen Indoor-Swimmingpool, eine Minigolf-Anlage, einen Tennisplatz und jeden Tag Aktivitäten, von denen viele auf Kinder zugeschnitten sind. Zudem hoppeln überall auf dem Gelände Hasen herum, die sich hier ihre Baue gegraben haben. Wir als Paar sind hier allerdings eher die untypischen Gäste – und wie wir leider erst vor Ort feststellen, haben wir kein Häuschen mit eigener Küche erwischt, sondern nur ein Apartment mit Kühlschrank, und damit ist das mit der Selbstversorgung gar nicht so einfach wie gedacht. Aus dem angestrebten Nudelkochen wird jedenfalls nichts. Der Besuch im Schwimmbecken fällt auch kurz aus: Abends ist es in der Schwimmhalle nicht gerade warm, die Sprudelbecken sind abgestellt, und das Wasser müffelt sowieso ein wenig und hat einen verdächtigen Grünschimmer. Und der Ofen hält auch nicht, was er verspricht: Wir kaufen Brennholz und Anzünder, aber das Feuer geht immer wieder aus. Unschön, wenn es abends empfindlich kühl wird…

Auf dem Gelände hoppeln Hasen herum
Gleich hinter der Lodge lädt ein Stausee zum Rudern und Sapzierengehen ein

Aber erwähnen wir nicht nur die schlechten, sondern auch die guten Seiten der Lodge: Sie liegt landschaftlich wirklich wunderschön und sehr ruhig; mit dem Auto ist man in ein paar Minuten im Nationalpark – und am Dienstagabend haben wir zudem Gelegenheit zur Teilnahme am Bring & Braai: ein Grillabend im resorteigenen Restaurant The Trout and Mallard, zu dem man sein eigenes Fleisch mitbringt, es dort auf große Grills legt und sich mit vom Restaurant bereitgestellten Beilagen – Pap mit würziger Sauce, Salat und Grillsoßen – versorgen kann. Und der Clou: Das kostet nichts! Nur die Getränke, die man bestellt, muss man bezahlen.

Bring & Braai: Die Beilagen…
…werden vom Restaurant gestellt…
…grillen darf man selbst

Der Hauptgrund für uns, hierherzukommen, ist jedoch zweifelsohne die fantastische Berglandschaft – und die genießen wir bei unserem Besuch im Golden Gate-Nationalpark einen Tag lang in vollen Zügen. Die in vielen Jahrmillionen entstandenen, durch unterschiedliche Farbschichten bunt gestreiften Bergflanken, die bizarr erodierten Felshöhlen, die weiten Ausblicke ins Land und einige Tierbegegnungen – hier oben auf über 2.000 Metern leben unter anderem Zebras, Weißschwanzgnus und auch Geier, von denen wir allerdings nur indirekt etwas mitbekommen: Biologen haben für die bedrohte Greifvogelart einen Futterplatz eingerichtet, an dem regelmäßig Rinderkadaver abgelegt werden. Die Skelette weisen eindeutig darauf hin, dass sich die Aasfresser hier gütlich getan haben.

Durch winterlich-goldbraunes Land…
…nähern wir uns dem…
Golden Gate National Park
Die erste Autorunde auf dem Oribi Loop führt uns ins Hochland…
…zu Bergzebras
Tolle Landschaft vor schauriger Kulisse am Geier-Fütterungsplatz
Stausee im Nationalpark: Longtoon Dam
Fantastische Landschaften…
…entlang des Blesbok Loop
Einfach nur schauen…
…und genießen!
Gnu-Herde im kargen Hochland

Durch ein paar geteerte Rundwege, die mit dem Auto befahrbar sind, und ein Netz von Wanderwegen ist der Nationalpark gut erschlossen – wir wandern nachmittags einige Stunden und erreichen dabei mit dem Brandwag Buttress die Spitze eines farbenprächtigen Sandsteinkliffs, das gut 2.050 Meter hoch aufragt und von dem wir einen herrlichen Panoramablick über das zerfurchte Tal unter uns genießen.

Auf zu einer Wanderung…
…in den bunten Maluti Mountains
…in Richtung Echo-Schlucht
Die ausgewaschenen Sandsteinkammern…
…erzeugen tatsächlich ein wunderbares Echo
Unter einer überhängenden Bergflanke…
…geht es auf schmalem Pfad…
…und über einen steilen Grat…
…bis aufs Gipfelplateau des Brandwag Buttress
Der markante Bergrücken des Brandwag Buttress
Der Rückweg führt durch weite trockene Bergwiesen…
…und über den Little Caledon River