Burgkunstadt.
Corona macht sich auf die unterschiedlichsten Arten bemerkbar. Im B&B-Hotel Bayreuth z. B. dadurch, dass es zur Zeit kein Frühstück gibt. Ist aber nicht schlimm: Gleich um die Ecke befindet sich die Bäckerei Hulinsky – dann frühstücken wir eben dort! Kurz vor halb zehn Uhr sind wir startklar – heute soll’s nun wirklich dem Main entlang gehen, anfangs noch dem Roten.

Doch so ganz einfach funktioniert das erstmal nicht – die Beschilderung scheint nicht optimal, jedenfalls verfransen wir uns stadtauswärts ganz ordentlich, bis wir die richtige Route gefunden haben. Die führt meist flach, ab und zu mal sanfthügelig, durch verschlafene kleine Dörfer und vorbei an intensiv duftenden Sommerwiesen. Da ein kleines Schloss, dort eine alte Dorfwirtschaft mit einer ehrwürdigen Tanzlinde – die Zeit scheint stehengeblieben zu sein im oberfränkischen Hinterland zwischen Bayreuth und Kulmbach, im idyllischen Talgrund des Roten Main.





Erster Pflichthalt des heutigen Tages ist der nahe des Kulmbacher Stadtteils Steinenhausen gelegene Zusammenfluss von Rotem und Weißem Main. Hier überspannt eine hübsche Fußgänger- und Fahrradbrücke gleich auf den ersten Metern den dadurch entstehenden Main, hier finden sich auf informativen Tafeln auch interessante Erklärungen für die Herkunft der Namen der zwei Quellflüsse. Als da wären: Der wasserreichere, aber kürzere Weiße Main entspringt in den Granitfelsen des Fichtelgebirges und führt meistens klares Wasser, während der Rote Main aus dem Buntsandstein der Fränkischen Schweiz entstammt und insbesondere nach Regenfällen oft rotbraunes Sediment mit sich führt.



Eigentlich könnten wir ab hier dem Flusslauf des Main folgen. Dann würden wir aber die wenige Kilometer flussaufwärts am Weißen Main gelegene Kreisstadt Kulmbach auslassen. Und die hat einiges zu bieten – Jana, Marina und Christian kennen die Stadt gar nicht; ich war mit Denises Ex-Freund Peter vor eineinhalb Jahren im Rahmen unserer damaligen Biertour zwar schon mal hier, habe von der Stadt damals aber auch nicht übermäßig viel mitbekommen. Kulmbach nennt sich gern Die heimliche Hauptstadt des Bieres – die traditionellen Brauereien sind inzwischen aber in dem großen Konzern Kulmbacher aufgegangen, der in einer unübersehbaren, riesigen Produktionsstätte die verschiedensten Sorten braut.

Ich kenne aber von unserer Biertour noch eine zweite Brauerei: Die Kulmbacher Kommunbräu, die sich erst Mitte der 1990er Jahre gegründet hat und am Rande der Altstadt in einer umgebauten Mühle ein süffiges, handwerklich gebrautes Bier in der integrierten Brauereigaststätte ausschenkt. In dem idyllischen Biergarten direkt am Mühlbach gefällt es uns so gut, dass wir ziemlich lange sitzen bleiben.

Dann aber bewegen wir uns wieder – und zwar zu Fuß. Auf einem wenig begangenen, durch dichten Wald führenden Pfad kämpfen wir uns bergan zur Plassenburg – und dieser gewaltige Festungsbau hoch über Kulmbach ist definitiv einen Besuch wert. Überraschend filigrane Fassaden aus der Renaissance, ein prächtiger Innenhof und ein wunderschönes Panorama mit Altstadt und Obermaintal sind der Lohn für die Mühen.






Den Rückweg nehmen wir durch die Altstadt, und die ist mit ihren Türmen und Kirchen, ihren würdevollen Sandstein-Bürgerhäusern und dem von einem reich verzierten Barockrathaus geschmückten Marktplatz ebenfalls richtig sehenswert.



Es ist schon Spätnachmittag, als wir schließlich weiterfahren. Noch etwa 20 Kilometer durch das friedlich im Sommertag vor sich hindösende Maintal haben wir zu absolvieren, dann ist Burgkunstadt und das dortige Hotel Drei Kronen erreicht, wo wir die Nacht verbringen. Da es etwas außerhalb der Altstadt liegt und der laue Sommerabend im hauseigenen Biergarten gar zu gemütlich ist, verschieben wir das Thema Stadterkundung auf morgen. Uns pressiert’s ja nicht…

