Bamberg.

Frühstück in der Pension Edeltraud zu Bad Staffelstein: Marina muss uns mitteilen, dass sie heute Nacht plötzlich eine akute Magen-Darm-Verstimmung bekommen hat. Was zur Folge hat, dass wir kurz vor neun Uhr erst einmal alleine losradeln – Marina und Christian wollen nachkommen, sobald es der Patientin besser geht. Von Bad Staffelstein aus führt unser Weg wieder durch Wiesen und Felder, zweitweise entlang von Bahnlinien oder Straßen, aber auch mal direkt am Main entlang. Die kleinen Orte, die wir unterwegs queren, liegen ruhig und beschaulich in der warmen Vormittagssonne; Obstbäume am Wegesrand verlocken dazu, Zwetschgen und Renekloden zu pflücken.

Mitten in der Natur: am Main bei Ebensfeld
Rattelsdorfs Ortskern wird im Westen vom Alten Torhaus bewacht

Ein Stück hinter Rattelsdorf, einem hübschen 4.500-Einwohner-Marktflecken, gibt es eine große Anzahl von Seen – irgendeiner davon soll nicht nur dem Kiesabbau und der Fischzucht dienen, sondern als Badesee angelegt sein. Doch welcher, und wo genau befindet sich der? Mit Hilfe des Internets finden wir schließlich den Brückenhaussee zwischen Breitengüßbach und Baunach und lassen uns per Navi dorthin führen. Zumindest haben wir das vor; aber irgendwie verstehen wir wohl etwas nicht richtig und landen bei der ergebnislosen Suche plötzlich auf der anderen, der nördlichen Mainseite im knapp 4.000 Bewohner zählenden Städtchen Baunach, das eigentlich überhaupt nicht auf unserer Route liegt.

Der unverhoffte Ausflug beschert uns aber ein paar schöne Erlebnisse: das hübsche, barocke Fürstbischöfliche Amtsschloss, eine nette, typisch fränkische Innenstadt und ein Eiscafé in einer zum Bürgerhaus umgebauten ehemaligen Brauerei, in der wir uns anstelle eines Mittagessens einen Eisbecher gönnen. Und wie wir da so sitzen, kommt ein Stadtangestellter, der gerade Essensboxen anliefert und fragt uns, ob wir Lust haben, auf den ehemaligen Mälzereiturm zu steigen, der bei der Renovierung noch aufgestockt worden ist. Er würde uns gerne aufsperren. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen: Wir stapfen die 90 Stufen empor und genießen von oben einen weiten Blick über die Stadt und das Maintal.

Das Fürstbischöfliche Amtsschloss Baunach entstand Ende des 17. Jahrhunderts
Marktplatz mit Statue des Stadtpatrons Viktor Überkum

Eine Frau am Nebentisch, die mitbekommen hat, dass wir den Badesee nicht gefunden haben, erklärt uns noch einmal genau, wo er sich befindet – also klappt das dank der freundlichen Baunacher auf dem Rückweg auch noch mit dem Brückenhaussee.

Kurzer Badeaufenthalt am Brückenhaussee

Wir wären gewiss länger geblieben, hätte sich nicht schon bald Marina gemeldet: Ihr geht es wieder besser, sie sind schon einige Zeit unterwegs – genau gesagt inzwischen schon einen Ort weiter als wir. Also vereinbaren wir das Treffen gleich am Ziel des heutigen Tages: Kurz vor halb vier Uhr sind auch wir am Hotel Altenburgblick im Süden der Bamberger Altstadt angekommen (wozu wir die Hauptroute des Main-Radwegs verlassen haben, da der, dem Flusslauf folgend, im Norden an der Stadt vorbeiführt) und brechen nach einer schnellen Dusche zum Stadtrundgang auf.

Jana und ich kennen die wunderschöne und quicklebendige Studentenstadt an der Regnitz gut – wir waren schon recht oft hier, nicht zuletzt auch wegen Denise, die hier dreieinhalb Jahre studiert hat. Dagegen sind Marina und Christian zum ersten Mal in Bamberg. Wir versuchen den beiden also zumindest einen Überblick über die bekanntesten Sehenswürdigkeiten zu verschaffen.

Wird renoviert: Frontfassade der Klosterkirche der ehem. Benediktinerabtei Michaelsberg

Dabei kommen wir zunächst am Kloster Michaelsberg vorbei, genießen vom Panoramaweg aus einen wunderbaren Blick auf die Stadt, bestaunen anschließend den Kaiserdom mit dem Bamberger Reiter, die imposante Neue Residenz und die mittelalterlich-rustikale Alte Hofhaltung, ehe wir in die Gassen der Altstadt eintauchen.

Gartenpavillon im Klostergarten am Benediktinerweg
Von gewaltigen Ausmaßen: die Neue Residenz der Bamberger Fürstbischöfe
Auch hier wird fleißig restauriert: Vorderfront des Bamberger Doms St. Peter und St. Georg
Mittelschiff in romanischem Stil
Berühmtes Standbild im Dom: der Bamberger Reiter
Spätgotik und Renaissance mischen sich in der Alten Hofhaltung
Der Innenhof der Alten Hofhaltung wird von Fachwerkbauten umrahmt

Dort herrscht überall Hochbetrieb – Corona scheint hier keine große Rolle zu spielen. Deswegen schauen wir, dass wir schon um sechs Uhr einen Tisch in einer der vielen Traditionsgaststätten erhalten, wo wir fränkische Küche und die unverkennbare Bamberger Bierspezialität, das Rauchbier von Schlenkerla, genießen.

Gasthausbrauereien säumen die Dominikanerstraße in Bambergs Altstadt

Anschließend bummeln wir weiter: Das einzigartige Alte Rathaus mitten in der Regnitz, Klein-Venedig und der ehemalige Stadthafen mit dem Kranen sind Anlaufpunkte, ehe wir über den Grünen Markt und die Kettenbrücke in die Obere Königsstraße schlendern, Dennys ehemalige Wohnadresse. Bei einem weiteren Bier im Biergarten der dort ansässigen Brauerei Spezial lassen wir einen schönen Tag ausklingen.

Die Karolinenstraße führt geradewegs auf das Alte Rathaus zu
Bunt bemalte Fassade des Alten Rathauses
…das auf einer künstlichen Flussinsel im Linken Regnitzarm errichtet wurde
Am Kranen – früher geschäftiger Hafen, heute pittoreske Kulisse an der Regnitz
Gut beschirmt: die Bamberger Austraße
Das ehemalige Klerikalseminar am Maximiliansplatz dient seit 1943 als Neues Rathaus
Gemütlicher Innenhof in der Brauerei Spezial
…hinter deren Fachwerkfassade seit 1536 Rauchbier gebraut wird