Lohr.

Es ist deutlich kühler geworden, als wir nach dem Frühstück das Hotel Regina in Würzburg verlassen und die achte Tagesetappe entlang des Mains in Angriff nehmen. Die zur Debatte gestandene Innenbesichtigung der Residenz lassen wir bleiben – Jana und ich kennen dieses barocke Kunstwerk von einem früheren Würzburg-Besuch bereits, und Marina und Christian befürchten, dass wir ansonsten zeitlich zu sehr in Verzug geraten.

Die Etappe beginnt vor dem Kiliansbrunnen am Würzburger Hauptbahnhof

Am linken Mainufer verlassen wir Würzburg flussabwärts, überqueren den Fluss aber schon einige Kilometer weiter wieder, um einen Abstecher nach Veitshöchheim zu unternehmen. Der als Fastnachtshochburg bekanntgewordene 9.500-Einwohner-Ort hat auch außerhalb der närrischen Jahreszeit etwas Besonderes zu bieten – die Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe, deren bekanntester Teil der herrliche Rokokogarten ist.

Flusslandschaft am Main zwischen Margetshöchheim und Veitshöchheim
Veitshöchheims Zentrum: Kirchstraße mit Rathaus und Pfarrkirche St. Vitus
Ehemalige Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe: Schloss Veitshöchheim
Eine von…
…rund 300 Sandsteinskulpturen…
…im Rokoko-Hofgarten des Schlosses…
…zu dem auch der Große See mit dem Musenberg Parnass gehört

Anschließend begleiten uns die Weinberge am steilen Ostufer in Richtung Norden, wo teilweise der blanke Fels eindrucksvolle Massive bildet.

Steilufer gegenüber von Zellingen
Bauwerk der Frührenaissance: Schloss Laudenbach

Gegen Mittag ist die Kreisstadt des Main-Spessart-Kreises erreicht: Karlstadt, eine weitere sehr sympathische Kleinstadt mit der eindrucksvollen Ruine der Karlsburg am gegenüberliegenden Flussufer, einer sehr gut erhaltenen Stadtmauer mit vielen Toren und Türmen und einer gemütlichen und lebendigen Innenstadt. Hier kehren wir ein und warten den angekündigten kurzen Regenschauer ab.

Vieltürmige Altstadt: Karlstadt, die Kreisstadt des Main-Spessart-Kreises
Seit 1525 Ruine: die Karlsburg gegenüber von Karlstadt hoch über dem Main
Das Maintor mit seitlichem Rundturm begrenzt die Altstadt
Marktplatz mit gotischem Rathaus und Marktbrunnen
Häuserzeile im nördlichen Teil von Karlstadts Hauptstraße

Durch ein immer enger werdendes Tal zieht sich der Fluss, der bei Wernfeld von Osten her die Wern als Nebenfluss aufnimmt, und damit auch der Radweg weiter nach Norden.

Nahe Wernfeld mündet als rechter Nebenfluss die Wern in den Main

Wo der Main eine langgezogene Kehre beschreibt, liegt mit Gemünden das nächste Städtchen. Auch hier gibt es reichlich Fachwerk, Stadttürme und mit der Scherenburg eine weiter malerische Burgruine hoch über der Stadt. Auch das Huttenschloss befindet sich in Gemünden, und zwar direkt am Ufer der Fränkischen Saale, die hier als wichtiger rechter Nebenfluss in den Main mündet – was der 10.000-Einwohner-Stadt auch ihren Namen gegeben hat.

Obertorstraße in der Innenstadt von Gemünden
Marktplatz mit Blick auf die Scherenburg und die Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul
Die gut 400 Jahre alte Saalebrücke überspannt die Fränkische Saale im Norden der Altstadt
Am rechten Saaleufer erhebt sich das barocke Huttenschloss
Stadtansicht Gemündens von der linken Mainseite

Bei Gemünden geht das Maindreieck allmählich in das Mainviereck über, und die dicht bewaldeten Hänge des Spessarts rücken näher. Noch etwa eine Stunde haben wir durch ruhige Wiesenauen zurückzulegen, bis wir Lohr erreicht haben, den Zielort der heutigen Fahrt. Hier trennen sich die Wege von Marina und Christian von den unseren für die Anfahrt zum Übernachtungsplatz: Während wir eine hübsche kleine Ferienwohnung im Café Rosenkranz mitten in der Altstadt beziehen, fahren die beiden zu einem etwas außerhalb gelegenen Campingplatz – zum ersten Mal haben sie die Gelegenheit, ihr mitgebrachtes Zelt aufzubauen.

Tagesziel erreicht: Wir gönnen uns einen Kaffee im Café Rosenkranz zu Lohr…
…wo wir mitten in der Altstadt in einer schönen Ferienwohnung übernachten

Abends treffen wir uns zum Essen aber wieder in der urgemütlichen Altstadt und erkunden anschließend den Ortskern bei einem kleinen Bummel. Besonderes Interesse erweckt dabei das Kurmainzer Schloss, das mittlerweile auch als Schneewittchen-Schloss beworben wird, weil ein ortsansässiger Apotheker und Heimatforscher 1986 überzeugende Belege dafür gesammelt hat, dass das Märchen auf wahre historische Figuren und geographische Gegebenheiten rund um Lohr zurückgeht. Ein kleines Denkmal an der direkt neben unserer Unterkunft gelegenen Apotheke pflegt Lohrs Image als Schneewittchen-Stadt außerdem.

Gemütliche Atmosphäre in Lohrs Hauptstraße
Markantes Überbleibsel der Stadtbefestigung: Bayersturm in der Turmstraße
Schloss Lohr war ursprünglich Herrschaftssitz der Grafen von Rieneck…
…und erlangte inzwischen Bekanntheit als Schneewittchenschloss
Hier wird erklärt, warum Schneewittchen aus Lohr stammt