Vechigen.
Es ist ein kühler, wolkiger Maimorgen auf dem Aarhof in Bellach. Unser Schlaf war leider alles andere als ungestört: Der Hof grenzt direkt an die Jurafusslinie der SBB an, der Hauptverkehrsstrecke zwischen Basel und Genf, auf der auch nachts reger Verkehr herrscht. Ungeachtet der Temperaturen frühstücken wir in Gesellschaft von Hofhund Mara vor dem Bus im Grünen.

Unseren Plan, mit dem Rad der Aare entlang nach Solothurn zu fahren, lassen wir aufgrund der unsicheren Witterung fallen – eine weise Entscheidung, denn kaum haben wir in der Stadt einen zentrumsnahen Parkplatz gefunden und sind die ersten paar hundert Meter durch die gemütliche barocke Altstadt gelaufen, schon fängt es für die nächsten zwei Stunden an, ordentlich zu regnen.

Stadtbesichtigungen bei Regen sind grundsätzlich nur ein eingeschränktes Vergnügen; trotzdem fühlen wir uns in Solothurn sehr wohl – die vielen geschichtsträchtigen Fassaden, die alten Stadttore und der Zeitglockenturm aus dem 12. Jahrhundert, dazu die feierlich wirkende frühklassizistische St. Ursen-Kathedrale, flankiert von der breit die Stadt umfließenden Aare; das alles ergibt ein sehr harmonisches Stadtensemble, das dank der Schweizer Neutralität sein historisches Gesicht über die Jahrhunderte hinweg unversehrt bewahrt hat.








Mindestens genauso altehrwürdig kommt am Nachmittag, bei inzwischen deutlich besserem Wetter, die Bundesstadt – so der offizielle Titel – Bern daher, deren Altstadt von einer tief eingeschnittenen Schleife der Aare umflossen wird. Bern erreichen wir mit dem Rad: Wir lassen den Camper am P+R-Parkplatz beim Bahnhof Zolliken stehen und fahren mit dem Velo, wie man den Drahtesel hierzulande nennt, in die Stadt. Auf unserem Weg kommen wir am Stadion Wankdorf vorbei: eine hochmoderne Mulitfunktionsarena mit Einkaufszentrum, vom historischen Schauplatz des Wunders von Bern anno 1954 ist nichts mehr zu erahnen.

Berns Innenstadt, zum UNESCO-Welterbe zugehörig, ist zum einen geprägt von langen Laubengängen an der von Gerechtigkeitsgasse, Kramgasse und Marktgasse gebildeten Hauptachse. Dazu kommen die wie schon in Solothurn reich verzierten Brunnen, der markante Zytgloggeturm und nicht zuletzt die ausladenden Bauwerke rund um das Bundeshaus (Sitz von Regierung und Parlament), von dessen Terrassen hoch über der Aare sich ein tolles Panorama auftut. Markant ist auch das neugotische Berner Münster mit seinem reichen Skulpturenschmuck am Hauptportal und dem mit 100,6 Metern höchsten Kirchturm des Landes. Den berühmten Kindlifresserbrunnen übersehen wir leider: Wir haben in diesem Moment nur Augen für die Niederlassung von Swisscom – mein Handy hat schon seit heute Mittag keine Verbindung mehr zum Internet, obwohl die angeblichen 1 GB von der Lycamobile-Karte noch längst nicht weg sein können. Mit einer neuen SIM-Karte des bedeutendsten Schweizer Mobilfunk-Anbieters und einer Sieben-Tage-Flatrate sollte dieses Problem nun endgültig gelöst sein.












Zurück in Zolliken, lassen wir uns von der Park4Night-App auf einen etwa 20 Kilometer entfernten Parkplatz in der Nähe des zur Gemeinde Vechigen gehörenden Einödhofs Bösarni dirigieren, auf dem wir problemlos über Nacht stehen können – eine sehr gute Wahl, wie wir vor Ort feststellen, denn zum einen liegt die Stelle wirklich fernab der nächsten Siedlung, zum anderen ist die Lage auf einer Alm mit weitem Rundblick auf die schneebedeckte Alpenkette im Süden einfach traumhaft.

