Aeschi.

Früh aufstehen ist unsere Sache nicht. Besonders, wenn alles so ruhig und friedlich ist wie auf dem Campingplatz in Aeschi – und so schaffen wir es erst um elf Uhr, von hier wegzukommen. Zum Glück ist unser Fahrziel nah: Die 45.000-Einwohner-Stadt Thun, am nordwestlichen Ende des langgezogenen Thunersees dort gelegen, wo die Aare aus dem See austritt, soll heute unser Dreh- und Angelpunkt sein. Zunächst stehen Lebensmitteleinkäufe und ein Tankstellenbesuch auf dem Plan; es folgt die Suche nach einem Parkplatz, die wir erst nach längerem Herumgegurke erfolgreich gestalten, als wir schließlich doch die Park4Night-App zu Rate ziehen.

Von der Aare durchflossen: Thun

Da dieser etwas außerhalb des Thuner Zentrums liegt, nehmen wir wieder die Räder, um in die Innenstadt zu gelangen – eine wunderbare Altstadt, in deren Hauptgasse die Bürgersteige eine Etage oberhalb des Straßenniveaus verlaufen, wodurch die dort ansässigen Läden und Restaurants sich im Hochparterre befinden.

Thuns Obere Hauptgasse mit den typischen Hochtrottoirs

Bildschön sind auch der Rathausplatz und die Uferpromenade entlang der Aare mit gedeckten Holzbrücken und zahlreichen Straßencafés, die sehr gut besucht sind und den Eindruck vermitteln, dass die dunkelgrauen Corona-Zeiten weit hinter uns liegen. Stadtmauer und das aus dem 12. Jahrhundert stammende, auf einem Felssporn die Stadt überragende Schloss Thun zeigen aber auch den mittelalterlich-wehrhaften Ursprung dieses Städtejuwels am Alpenrand mit der Hochgebirgskulisse des Berner Oberlands im Hintergrund.

Nach allen Richtungen sehenswert:
Thuns Rathausplatz mit Blick auf das Schloss
Hoch über der Stadt thront Schloss Thun
Bis heute umgibt eine Wehrmauer den Schlossberg
Gedeckte Brücke über die Aare an der Unteren Schleuse
Surfer auf der Flusswelle an der Oberen Schleuse
Seit Corona für uns ungewohnte Menschenmengen…

Dass dieser Tag der Tag der Schlösser wird, vermag angesichts der Bilderbuchlandschaft rundherum nicht zu verwundern – schon die Hochwohlgeborenen früherer Tage sind offenkundig diesem Charme erlegen. Wir radeln ein paar Kilometer am Nordufer des Sees entlang nach Oberhofen und bewundern dort das direkt am Seeufer gelegene Schloss Oberhofen mitsamt dem weitläufigen Schlosspark, lassen auf dem Rückweg nach Thun die hoch über dem See aufragenden Fassaden des Neorenaissance-Schlosses Hünegg in Hilterfingen auf uns wirken und erfreuen uns schließlich unweit unseres Parkplatzes an dem märchenhaften, ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammenden Schloss Schadau mitsamt seinem wiederum direkt am See gelegenen, Ruhe und Frieden ausstrahlenden Park.

Am Ufer des Thuner Sees: Spazierweg durch den Schlosspark in Oberhofen
Weit schweift der Blick über den See
Mittelalterliches Gemäuer: Schloss Oberhofen
Adelssitz des 19. Jahrhunderts: Schloss Hünegg in Hilterfingen
Romanische Kirche Scherzligen in Thuns Stadtteil Strättligen…
…unweit der Aare
…und Schloss Schadau, heute ein Hotel

Den Rückweg nach Aeschi unterbrechen wir in Spiez: Auch hier beherrscht das mächtige, den Ort überragende Schloss Spiez hoch über dem See, der hier eine kleine Bucht bildet, die Stadt. Umrahmt wird das geschichtsträchtige, mehr als 800 Jahre alte Bauwerk von Weinbergen – auch der Weinbau wird in Spiez bereits seit dem Mittelalter betrieben.

Schloss Spiez blickt auf eine über 1.000-jährige Baugeschichte zurück
Spiez hat einen der höchstgelegenen Weinberge nördlich der Alpen
In der Spiezer Bucht liegen zahlreiche Segelboote vor Anker

Nicht zuletzt verkörpert Spiez aber auch ein Stück deutscher Fußballgeschichte: Im hiesigen Hotel Belvédère war anno 1954 während der WM, die sie so sensationell gewann, die deutsche Nationalmannschaft untergebracht. Logisch, dass ich den Geburtsort des Geistes von Spiez mal gesehen haben muss…! Zurück in Aeschi, genießen wir auf dem Campingplatz zu Füßen des markanten Niesen noch einen wunderbaren Frühlingsabend.

Legendäres Mannschaftsquartier der Weltmeister von 1954: Hotel Belvédère in Spiez
Traditioneller Schweizer Baustil: Gemeindeverwaltung in Aeschi
Sonnenuntergang über dem Campingplatz