Sion.

Es ist so wunderschön in Aeschi, dass man am liebsten einfach dableiben und dieses kleine Paradies genießen möchte. Andererseits wollen wir in den verbleibenden Tagen ja noch etwas mehr von der Schweiz kennenlernen – also verlassen wir das verträumte Bergdorf und nehmen bei herrlichstem Wetter Kurs auf Interlaken, tolle Ausblicke unterwegs auf den Thunersee inbegriffen.

Weiterfahrt mit herrlichen Panoramen auf den Thunersee – ob bei Krattigen…
…oder bei Leissigen

Dass wir bei dem zweistündigen Halt dort gleich zwei Orte kennenlernen, erfahren wir erst im Laufe unseres Rundgangs: Nördlich der Aare befindet sich die kleine, kompakte Altstadt von Unterseen mit netten Plätzen und hübschen Häuserzeilen, der reformierten Kirche mit ihrem altehrwürdigen Turm und dem kleinen Schloss Unterseen mitten im Ort; südlich des Flusses, der die Aare hier für wenige Kilometer zwischen Brienzersee und Thunersee sein darf, das modernere Interlaken mit der Höhematte als eigenwilligem Zentrum: eine riesige Wiese mitten im Ort, die den nördlich daran angrenzenden Luxushotels den Blick auf das spektakuläre Jungfrau-Massiv freihält und im Osten mit Schloss Interlaken und zwei direkt daran angrenzenden Kirchen die Keimzelle der Ortschaft benachbart hat – ein ehemaliges Augustinerkloster, das im 11. Jahrhundert zwischen den Seen, so die deutsche Bedeutung des ursprünglich lateinischen Namens Inter Lacus, gegründet wurde.

Die Aare trennt Unterseen (links) und Interlaken
Unterseens hübscher Marktplatz
Straßenzug in der Unteren Gasse
Schloss Unterseen ist heute Kirchgemeindehaus
Stilvoll: Café de Paris in Interlakens Marktgasse
Große Freifläche: Interlakens Höhematte
…mit tollem Blick auf das Jungfrau-Massiv
Schloss Interlaken war ursprünglich ein Augustinerkloster
Trauliches Nebeneinander: katholische und reformierte Pfarrkirche
Hotelbauten…
…bestimmen Interlakens Ortsbild

Wir haben eigentlich vor, von hier den Brienzersee entlang weiter in Richtung Zermatt zu fahren. Aber dem Navi sei Dank: Ziemlich unbedarft haben wir keinen Gedanken daran verschwendet, welche Pässe wir da überqueren müssten. Als uns die freundliche Stimme des Systems darauf hinweist, dass auf dieser Strecke die Benutzung eines Autoreisezugs erforderlich ist, werden wir stutzig – schließlich wird uns dann klar, dass sowohl Grindelpass als auch Furkapass noch gesperrt sind. Und die Benutzung der Bahn durch den Lötschbergtunnel stellt keine wirklich sinnvolle Alternative für uns dar. Also heißt es umplanen: Wir fahren noch einmal am Thunersee entlang, biegen dann ab ins Simmental und kurven dieses sehr hübsche, enge Bergtal im südwestlichen Berner Oberland hinauf. Bei Oberwil legen wir auf einem Parkplatz eine Mittagspause ein, hinter Saanen erreichen wir den Kanton Waadt und damit französischsprachige Schweiz. Über den 1.445 Meter hohen Col des Mosses gelangen wir schließlich ins Tal der Rhone. Auf der Autobahn geht es nun noch ein ganzes Stück ostwärts durch das bereits leicht mediterran wirkende Rhonetal, bis wir am späten Nachmittag die Kantonshauptstadt des Wallis, Sion, erreicht haben. Der TCS-Camping Sion, etwas westlich der Stadt direkt am Fluss gelegen, ist unsere Anlaufstelle.

Übernachtungsplatz im Westen der Stadt: TCS-Camping Sion

Von hier führt ein Radweg der Rhone entlang in die Stadt. In den Außenbezirken sehen wir viel Industrie und Wohnblöcke, aber das historische Zentrum Sions (mit deutschem Namen Sitten) besitzt ein wirklich angenehmes Flair, das von vielen Renaissance- und Barockfassaden in den Straßen und Gassen der verkehrsberuhigten Altstadt bestimmt wird. Mit der Kathedrale Notre-Dame du Glarier und der gleich nebenan befindlichen Kirche St. Théodule besitzt Sion zwei ansehnliche und geschichtsträchtige Gotteshäuser im Stadtzentrum.

Entlang der Rhone fahren wir mit dem Rad in die Stadt
Rue du Grand-Pont mit Rathaus aus dem 17. Jahrhundert
Historische Fassaden säumen die Gassen der Altstadt
Romanischer Turm, gotisches Langhaus: Cathédrale de Notre-Dame
Spätgotischer Bau des 16. Jahrhunderts: Église Saint-Théodule

Doch unbestrittener Blickfang ist eine trutzige Kirchenburg auf einem Hügel hoch über der Stadt: Notre-Dame de Valère, von dicken Festungsmauern umgeben und deshalb auch als Burg oder Schloss Valère bezeichnet, bietet einen herrlichen Blick auf die Stadt, die mittelalterliche Kapelle Tous-les-Saints und das auf einem weiteren, noch höheren Hügel thronende ehemalige fürstbischöfliche Schloss Tourbillon. Eine alte Wehrmauer führt von dort oben bis hinunter in die Stadt – sie verbindet Tourbillon mit den im Mittelalter als Verwaltungsgebäude genutzten Schlössern Vidomnat und Majorie, die eine bauliche Einheit bilden. Von einem Aussichtspunkt unweit von Schloss Valère erleben wir einen tollen Sonnenuntergang über den schneebedeckten Berggipfeln und radeln anschließend wieder hinaus zu unserem Campingplatz.

Trutzige Kirchenburg: Notre-Dame de Valère…
…mit herrlichem Blick aufs abendliche Sion
Gegenüber auf hohem Fels: Schloss Tourbillon…
…durch einen Wehrgang verbunden mit dem Doppelschloss Vidomnat und Majorie