Stuben.
Frühstück gibt es in der Pension von Ladina Campbell nicht. Mit dem Hotel Piz Linard am Hauptplatz von Lavin empfiehlt sie uns aber eine hervorragende Adresse, in der wir aus einem wirklich erstklassigen Angebot auswählen können.




Für die Weiterfahrt weichen wir erst einmal von der offiziellen Route des Inn-Radwegs ab: Der Weg im Nachbardorf Guarda würde etwa 400 Höhenmeter Anstieg bedeuten – das trauen wir uns nicht so wirklich zu. Also folgen wir der Nationalstraße 27 bis ins wenige Kilometer entfernte Dörfchen Giarsun.


Gleich hinter dem Ort befindet sich ein Bahnhof der Rhätischen Bahn, von dort können wir mit einem Postbus bequem hinauf nach Guarda fahren. Der einstündige Ausflug lohnt sich absolut: Guarda hat seinen Charakter eines uralten, verträumten Engadiner Bergbauerndorfs ziemlich unverfälscht bewahrt; viele filigrane Dekorationen an den Fassaden, blumengeschmückte Brunnen und buckliges Kopfsteinpflaster ergeben ein selten harmonisches, nostalgisches Gesamtbild.











Zurück am Bahnhof, setzen wir unsere Tour auf der N 27 fort: Bis Ardez, einem weiteren Bergdorf mit original erhaltenem historischen Ortskern und der unübersehbar hoch über dem Ort aufragenden Ruine der Burg Steinsberg, geht es ziemlich flach voran.



Danach rauschen wir zunächst einen langgezogenen Hang in Richtung des tosenden Inn hinab, um danach einen kräftigen Gegenanstieg in Richtung Scuol bewältigen zu müssen. Schloss Tarasp auf der gegenüberliegenden Flussseite, eines der ikonischen Baudenkmäler des Engadin, bekommen wir so nur aus der Ferne zu Gesicht.




Scuol ist ein recht moderner, auf einer Sonnenterrasse gelegener Kurort mit einem alten Ortskern im flussnahen Bereich. Dort legen wir im Restaurant Allegra eine Mittagspause ein, ehe wir die Fahrt dann wieder auf dem originalen Inn-Radweg fortsetzen.




Dazu überqueren wir gleich hinter Scuol den Fluss und sind nun wieder am rechten Ufer unterwegs. Auf geschotterten Pisten, Feld- und Waldwegen geht es durch ein allmählich immer enger werdendes Tal weiter Richtung Nordosten. Vor San Niclá tut sich noch einmal eine sehr langgezogene Steigung auf, ehe es auf schmalem Pfad in vielen Kurven steil bergab geht.





Wir wechseln erneut die Flussseite und bringen nun auf Asphalt, teilweise auch auf kleinen Landstraßen die letzten Kilometer in der Schweiz hinter uns. Strada und Martina werden durchquert, anschließend passieren wir die Schweizer Zollstation und sind nun an der engsten Stelle des Inntals: Links noch auf Schweizer Gebiet, führt die N 27 nach Norden, der steile Felsen auf der rechten Flussseite gehört bereits zu Österreich.




Als dann die spektakulär mitten im Fluss stehende Festung Alt-Finstermünz auftaucht, ist auch auf dem linken Innufer österreichisches Gebiet nicht mehr weit.


Radweg und Bundesstraße – auf österreichischer Seite nun die B 184 – verlaufen noch einige Kilometer parallel zueinander, ehe in Vorderrauth (wo auch noch ein österreichisches Zollamt zu passieren ist) eine kleine Brücke über den Inn führt, sodass der Radweg nun durch einen friedlichen, wiesenbestandenen Talgrund auf Pfunds zuführt, die erste größere Siedlung in Tirol.


Der Hauptort Pfunds liegt auf der rechten Innseite, wir überqueren allerdings den Fluss noch einmal: Unsere Unterkunft befindet sich im Ortsteil Stuben auf der linken Innseite. In der Pension St. Lukas freuen wir uns über ein schönes Zimmer, finden mit dem Posthotel im Zentrum von Stuben einen gemütlichen Gasthof und freunden uns beim Absacker in der Pension mit dem lustigen Cousin des Chefs, Simon, an, der heute Abend den Dienst übernommen hat und mit Bier und Schnaps recht freigiebig ist.

