Saragossa.
Am Donnerstag sehen wir zu, dass wir nicht allzu spät von Figueres wegkommen. Die heutige Tagesetappe erstreckt sich nämlich immerhin über etwa 400 Kilometer und soll uns aus Katalonien in die westlich davon angrenzende Nachbarregion Aragonien führen – eine Strecke, die zunächst durch dicht bewaldete Mittelgebirgslandschaft führt und dann in eine schon im April recht karg wirkende, sehr waldarme und nur dünn besiedelte Hochebene übergeht. Im Norden begleitet uns noch lange die Gebirgssilhouette der Pyrenäen auf unserem Weg nach Saragossa, der 675.000 Einwohner zählenden, vom Ebro umflossenen Hauptstadt der autonomen Region Aragón, wie die Gegend in der Landessprache genannt wird.

Kurz nach halb drei Uhr nachmittags haben wir unser Ziel erreicht: das Ibis Budget Hotel, verkehrsgünstig im Norden der auf der gegenüberliegenden Flussseite befindlichen Altstadt gelegen, die wir mit den mitgebrachten Fahrrädern in wenigen Minuten erreichen. Dort suchen wir erst einmal etwas zu essen – halb vier ist bereits durch, und selbst im für seine späten Essenszeiten bekannten Spanien werden dann irgendwann mal die Küchen dichtgemacht. Doch wir haben Glück: In der Cafeteria Trevi direkt an der zentralen Plaza la Seo erhalten wir noch ein reichhaltiges Drei-Gänge-Menü mit einer Flasche Wein und einer Flasche Wasser für 14 Euro pro Person – direkt im Schatten der spätgotischen Catedral de la Seo, dem ältesten Kirchenbau der Stadt.

Anschließend lassen wir uns von der beeindruckenden Atmosphäre der sich im Westen nahtlos anschließenden riesigen Plaza de Nuestra Señora del Pilar einnehmen – ein repräsentatives Gebäude steht hier neben dem anderen; mit Abstand das gewaltigste und die Szenerie dominierende ist die namensgebende Basílica de Nuestra Señora del Pilar, ein von vier hoch aufragenden Türmen flankierter barocker Prachtbau, in dem auch der berühmte, aus der Umgebung stammende Maler Francisco de Goya an der Ausgestaltung beteiligt war.


An ihrem westlichen Ende wird die Plaza noch heute von den Resten der römischen Stadtmauer begrenzt – Saragossa ist über 2.000 Jahre alt, der Name ist abgeleitet von dem ursprünglichen römischen Colonia Caesaraugusta.


Nicht ganz so alt, aber ebenfalls sehr eindrucksvoll: der Mercado Central – ein zwischen 1895 und 1903 errichteter Bau, der auch heute noch ein umfangreiches und qualitativ hochwertiges Angebot von Lebensmitteln, überwiegend Fleisch- und Wurstwaren, aus regionaler Produktion präsentiert.


Die Fahrräder sind uns auch am Freitag wieder sehr nützliche Begleiter: Mit ihnen erreichen wir vom Hotel recht schnell die Aljafería, den etwas außerhalb der Altstadt gelegenen Stadtpalast, der in seinem noch heute erhaltenen Grundriss aus dem 11. Jahrhundert stammt, als die arabischen Mauren hier herrschten.

Nach der Rückeroberung durch die Spanier im Jahre 1112 wurde der sehr wehrhafte Bau im Inneren zwar umgestaltet – unter anderem im späten 15. Jahrhundert mit beeindruckenden reich verzierten Holzdecken -, behielt aber seinen ursprünglichen Charakter bei. Heute kann er in Teilen besichtigt werden, beherbergt aber auch das Regionalparlament von Aragonien.




Ein ganzes Stück weiter nordwestlich und damit außerhalb der Innenstadt befindet sich auf einer Landzunge, die von einer Flussschleife des Ebro umschlungen wird, das ehemalige Gelände der Expo 2008. Der heutige Parque del Agua Luis Buñuel präsentiert sich als sehr weitläufiges Gelände. Die Ausstellungsgebäude dienen heute teilweise als Büros für verschiedene Unternehmen und Landesbehörden; der Zentralbau wurde zum Palacio de Congreses.



Zurück in der Altstadt, schlendern wir entspannt durch die wunderschöne Calle de Alfonso I, finden in der Bar La Ria erneut ein günstiges Mittagsmenü, erreichen über die Plaza de España den breiten Einkaufsboulevard Paseo de la Independencia und laufen zum Schluss nochmal durch die Gassen der Altstadt, in der immer wieder nette Plätze und reich verzierte Bauwerke zum Schauen und Staunen einladen.



Wieder auf der Plaza de Nuestra Señora del Pilar angekommen, werfen wir noch einen Blick in das alte Rathaus La Lonja – später wurde es als städtische Börse genutzt. Heute beherbergt der eindrucksvolle Renaissancebau wechselnde Ausstellungen; wir können die Gemälde der lokalen Malerin Eva Armisén, die in einem fröhlichen, naiven Stil gehalten sind, bewundern. Saragossa ist wirklich einen Besuch wert…!


Vielen Dank Euch beiden für die bisherigen Berichte, die mich besonders interessieren. Meine Tochter ist seit Mittwoch wieder in Barcelona. Weiterhin gute Reise.
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